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Patientenzimmer gegen das Vergessen

HILDESHEIM/HANNOVER. Im Rahmen eines Modellprojektes soll in Niedersachsen die Versorgung von an Demenz erkrankten Menschen deutlich verbessert werden. Ein Antrag der Helios Kliniken wurde jetzt vom Land bewilligt. Heute übergab die niedersächsische Gesundheitsministerin Carola Reimann in Hannover einen Fördermittelbescheid in Höhe von 259.000 Euro an den Chefarzt der Klinik für Altersmedizin des Helios Klinikum Hildesheim, Dr. Konstantin Lekkos, und an Maren Christina Geissler, leitende Innovationsmanagerin im Helios Center for Research and Innovation (HCRI), die gemeinsam das Projekt wissenschaftlich entwickelt haben. Mit der finanziellen Unterstützung werden in Hildesheim sowie in vier weiteren Helios Kliniken Patientenzimmer eingerichtet, die die speziellen Anforderungen von an Demenz erkrankten Menschen berücksichtigen.

Aufbau eines „Patientenzimmer gegen das Vergessen“

Die Erkrankten haben Schwierigkeiten sich zu orientieren, sie werden mehr und mehr vergesslich und können gewohnte Tätigkeiten nicht mehr ausführen: Rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt, Tendenz stark steigend. Eine besondere Herausforderung auch für Krankenhäuser. Allein in den Helios Kliniken in Niedersachsen werden jährlich mehr als 14.000 Patienten behandelt, die in der Nebendiagnose unter Demenz leiden. Aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen müssen sie sich auf eine neue Umgebung einstellen – und das in den verschiedensten Fachbereichen, wie der Neurologie, der Kardiologie der Orthopädie etc. Eine große Aufgabe für alle Beteiligten, sagt Gesundheitsministerin Carola Reimann: „Die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit einer Demenzerkrankung im Krankenhaus ist eine besondere Herausforderung für Angehörige und für die Beschäftigten. Denn demente Patientinnen und Patienten reagieren im Krankenhaus oft mit Angst und Unruhe oder versuchen, die Klinik zu verlassen“, betonte sie. Sie hätten oftmals keine Krankheitseinsicht und könnten je nach Krankheitsstadium häufig auch keine Auskunft über sich, ihre Beschwerden und Wünsche geben, so Dr. Carola Reimann. „Daher wollen wir entsprechende Modellprojekte finanziell fördern.“

Der Bedarf ist definitiv vorhanden, sagt Dr. Marc Baenkler, Regionalgeschäftsführer der Helios Region Nord. „Würden wir alle betroffenen Patienten in einer demenzgerechten Umgebung behandeln, bräuchten wir fast 220 Zimmer allein in unseren Krankenhäusern in Niedersachsen. „Das ist eine Aufgabe, die immens wichtig ist, bei der wir uns aber noch am Anfang befinden. Mit der finanziellen Unterstützung des Landes für unser Modellprojekt, für die ich mich ganz herzlich bedanke, ist jetzt ein erster großer Schritt getan.“

Neben Hildesheim werden an vier weiteren Helios Kliniken in Uelzen, Nienburg, Stolzenau und Nordenham, sogenannte Pilotzimmer umgebaut und eingerichtet. „Wir möchten, dass sich Patienten mit Demenz auf der Station im Krankenhaus besser zurechtfinden, und dass Angehörige die Umgebung und den Klinikalltag demenzfreundlicher und ruhiger empfinden“, sagt Altersmediziner Dr. Konstantin Lekkos.

So wird ein spezielles demenz- und altersgerechtes Lichtkonzept installiert, das jeweils individuell auf die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden kann. Besondere Fußböden, Fußleisten und Matratzen werden nicht nur die Sturzgefahr mindern, sondern schon frühzeitig Hinweise geben, wenn zum Beispiel ein Patient sein Bett verlässt. In den Zimmern werden elektronische Tafeln installiert, über die die Patienten wichtige und immer wiederkehrende Informationen erhalten können und über die sie auch erinnert werden, wenn Essenszeit ist. Dazu wird es neue Infopanels an den Betten geben, die persönliche Fotos und andere private Erinnerungen zeigen können. Anhand von sensorgesteuertem Geschirr kann genau ausgewertet werden, was der Patient wann und in welcher Menge gegessen hat. Dies sei nur eine Auswahl der umfangreichen Zimmergestaltung, sagt Dr. Lekkos: „Oberstes Ziel ist, dass sich der Patient so wohl wie möglich fühlt und sich selbst besser zurechtfinden kann. Durch die neuen smarten Lösungen werden Komplikationen in der Versorgung von Patienten mit Demenz reduziert. Denn das beschleunigt auch den Heilungsprozess, wenn er zum Beispiel eigentlich wegen eines Bruches, stationär aufgenommen wurde“, erklärt Dr. Lekkos. „Eine vertraute Umgebung spielt dabei eine große Rolle, deshalb sollen die jeweiligen Zimmer mit Fotos bestückt werden, die etwa die private Haustür oder andere Dinge aus dem persönlichen Umfeld zeigen.“

Besonders wichtig: Die Zimmer können von den Angehörigen über ein iPad individuell eingerichtet werden. So können Zimmerfarben ausgewählt und Nachrichten angezeigt oder abgespielt werden. „Das kann zum Beispiel die Ankündigung sein, zu welcher Zeit Angehörige zu Besuch kommen, aber auch der Hinweis auf so grundsätzliche Dinge, wie den Namen des Krankenhauses oder der behandelnden Schwester“, so Dr. Lekkos.

All diese Maßnahmen wurden gemeinsam mit Demenzexperten und denen entwickelt, die es am besten wissen: den Angehörigen von an Demenz Erkrankten. Sie werden den Krankenhausaufenthalt der Patienten deutlich verbessern, aber: „Auch für unsere Mitarbeiter in den Kliniken haben diese besonderen Zimmer viele Vorteile“, so Dr. Lekkos. „Sie müssen sich weniger um immer wiederholende Tätigkeiten kümmern und können sich dafür intensiver den erkrankten Patienten widmen.“ Die Erfahrungen, die Helios im Rahmen dieses Projektes sammelt, werden in einen Leitfaden integriert und anderen Kliniken zur Verfügung gestellt, die diese dann auf ihre Standorte übertragen können. Die innovative Umsetzung wird unterstützt durch das Realraum Innovations Labor Demenz, dem Netzwerk KMU4Dementia und 23 Industriepartner, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen.

PR
Fotos: Helios Klinikum

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