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„Voices of Culture“: Diskussion im Fagus-Werk

  • Alfeld

ALFELD. Im Rahmen eines Brainstorm-Meetings im UNESCO-Welterbe Fagus-Werk in Alfeld diskutierten 35 Teilnehmende aus unterschiedlichen europäischen Ländern am 4. und 5. Februar unter dem Titel „The role of Culture in non-urban places“ über die Rolle der Kultur in nicht-städtischen Gebieten. „Voices of Culture“ – Stimmen der Kultur – heißt das EU-Programm, das die Veranstaltung gemeinsam mit dem deutschen Goethe-Institut Brüssel organisiert und nach Alfeld gebracht hat.

Nicht weniger als 44,4 Prozent der europäischen Bevölkerung lebt in Städten. Mit dem Ziel der EU, eine ausgewogenere territoriale Entwicklung zu erreichen, wurde in den letzten Jahren den nicht-städtischen, ländlichen und stadtnahen Gebieten mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Nicht-städtische Gebiete Europas benötigen im Vergleich zu den Städten sehr viel mehr Unterstützung, um Strukturen für kulturelle Angebote zu schaffen und auszubauen. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission mit einer Auswahl kultureller Akteurinnen und Akteure in Europa einen strukturierten Dialog über die Rolle der Kultur in nicht-städtischen Gebieten eingeleitet. Das anberaumte Projekt soll Wege aufzeigen, wie künftig Politik und EU-Förderprogramme die Kultur außerhalb von Städten zielgerichteter unterstützen und positiv beeinflussen können.

Der Fokus der Arbeitsgruppen richtete sich demnach zum einen auf die Fragestellung nach der kulturellen Arbeit in sogenannten „Nicht-Orten“, also in Regionen außerhalb von Städten, die eigentlich nicht als ländliche Räume definiert werden können. Zum anderen ging es um die Herausforderungen, die der Tourismus im ländlichen Raum für die Kultur mit sich bringt – insbesondere um den sogenannten „Übertourismus“. Was mit der Kultur in ländlichen Gebieten passiert, die von Wegzug und Überalterung betroffen sind, bildete den Mittelpunkt der dritten Themenstellung.

Außerdem unterstrich die Gruppe, wie wichtig es sei, die Finanzierung der EU-Verfahren zu vereinfachen, Startkapital für die Prüfung von Ideen zur Verfügung zu stellen und sicherzustellen, dass bei der Projektumsetzung mehr transversal gearbeitet wird. Entscheidend sei es ferner, die nachhaltigen Ziele der UNESCO in allen Aktionen umzusetzen und die Potenziale des digitalen Fortschritts in vollem Umfang zu berücksichtigen – nicht nur als Kommunikationsinstrument, sondern auch bei der Produktion und Durchführung kultureller Veranstaltungen und Aktionen.

Die 35 Kulturmanagerinnen und Kulturmanager wurden aus insgesamt 189 Bewerberinnen und Bewerber aus verschiedenen Arbeitskontexten für das Meeting ausgewählt. So setzte sich der Kreis der Teilnehmenden aus europaweit agierenden Netzwerken wie zum Beispiel „Culture Action Europe“, Akteurinnen und Akteuren aus der Kultur und Kreativwirtschaft sowie Stakeholdern von Organisationen, die in den nicht urbanen Räumen agieren, zusammen. Daneben nahmen Vertreterinnen und Vertreter sowohl ehemaliger Kulturhauptstädte Europas Wroclaw 2016, Aarhus 2017, Plovdiv 2019 als auch zukünftiger Kulturhauptstädte Europas Kaunas 2022 und Tampere 2026 am Brainstorming-Meeting in Alfeld teil.

Hildesheim wurde von Sabine Zimmermann vom Netzwerk Kultur & Heimat bei den beiden englischsprachigen Workshop-Tagen vertreten. Sie ließ ihre Erfahrungen aus der vielfältigen soziokulturellen Projektarbeit in der Region Hildesheim und den daraus resultierenden Herausforderungen und Bedürfnissen vor Ort einfließen. Zimmermann gehört darüber hinaus, ebenso wie die Moderatorin des Brainstorming-Meeting Else Christensen-Redzepovic, zum Projektteam Hi2025 und unterstützt den Bewerbungsprozess Kulturhauptstadt Europas 2025 für Hildesheim und die Region. Und sie zieht ein positives Resümee: „Der Austausch und die Rückspiegelung der aktuellen Herausforderungen für die Kulturarbeit in den ländlichen Räumen war allen Teilnehmenden enorm wichtig. Die in den Gruppen erarbeiteten Ergebnisse ähnelten sich zum Teil erstaunlich und waren dadurch in ihrer Sinnhaftigkeit bestätigend.“

Else Christensen-Redzepovic betont: „Während des zweitägigen Treffens ist sehr deutlich geworden, dass die Entwicklung einer umfassenden Kulturpolitik, die über die Stadtgrenzen hinausgeht und auch Gebiete außerhalb der Städte umfasst, dringend erforderlich ist. Nichts verdeutlicht so sehr wie gerade das Fagus-Werk, dass eine kulturell bedeutende Bewegung nicht in der Großstadt stattfinden muss, sondern dies auch in der Provinz möglich ist.“

Die Ergebnisse der Alfelder Diskussion werden in einem Bericht mit Empfehlungen zu politischen Änderungen, Gesetzen und Maßnahmen zusammengefasst und von den 35 Teilnehmenden am 28. April in Brüssel vor Vertreterinnen und Vertretern der Europäischen Kommission vorgestellt und diskutiert.

Hintergrund: „Voices of Culture“ ist ein Projekt der Europäischen Kommission. Sie strebt damit die Förderung der Rolle und des Stellenwertes von Kultur an und will die Kommunikation zwischen zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren sowie politischen Entscheidungsträgern auf dem Gebiet der Kultur verbessern. Kulturakteurinnen und -akteure sollen so bei der Vermittlung ihrer Interessen auf europäischer Ebene unterstützt werden. Weitere Informationen finden sich unter https://voicesofculture.eu.

PR
Foto: Ernest Thiesmeier

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