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Verkehrsunfallstatistik der Polizeiinspektion Hildesheim für das Jahr 2019

HILDESHEIM. „Augen auf im Straßenverkehr – Aufeinander schauen – Gegenseitige Rücksichtnahme – Mitdenken für andere – Rechnen mit Unberechenbaren!“

„All diese Schlagwörter sind nicht neu – aber aktueller denn je – und könnten bei Beachtung mit einem besseren Miteinander so manchen Unfall vermeiden“, so der Leiter Einsatz der Polizeiinspektion Hildesheim, Herr Polizeidirektor (PD) Peter Girschik, bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2019 für den gesamten Landkreis Hildesheim incl. der Bundesautobahn.

Gesamtunfallzahlen steigen wieder über 8000

Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Hildesheim wurden im Jahr 2019 insgesamt 8255 Verkehrsunfälle aufgenommen. Die reale Erhöhung um 391 Schadensfälle liegt im Trend des Landes Niedersachsen und der Polizeidirektion Göttingen und ist zum Großteil auf die vielen Baustellenunfälle auf der Bundesautobahn und auf Wildunfälle (+ 109 auf 978 im Jahr 2019 = 11,84 % der Gesamtunfallzahlen) zurückzuführen.

Baustellenunfälle auf der Autobahn steigen enorm an

Teilweise sind Baustellen auf der Autobahn bis zu 6 Kilometer lang, die Fahrstreifen erheblich mit Überholverboten eingeengt und mit Geschwindigkeitsbeschränkungen versehen. „Auch eine Entschleunigung im Straßenverkehr würde so manchen davon abhalten, zu überholen, wo einfach nicht genug Platz ist“ so PD Girschik. Im Jahr 2019 wurden auch der Autobahn von Hannover bis Seesen 1130 (Vorjahr 819) Unfälle aufgenommen. Waren im Jahr 2018 nur 144 Baustellenunfälle, sind es jetzt 525 mit meist nur Blechschäden. Zur Minimierung der Unfälle wurden die Verkehrsüberwachungsmaßnahmen erheblich ausgeweitet. Insgesamt wurden 1116 Verstöße gegen die verschiedenen Überholverbote geahndet.

Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden (VUSP) nehmen zu

Im Verhältnis zur Steigerung der Gesamtunfallzahlen stiegen auch die Zahlen, bei denen mindestens eine Person getötet oder schwerverletzt wurde. Waren es im Jahr zuvor noch 171, sind es jetzt 199. An dieser Stelle sei erwähnt, dass eine schwere Verletzung vorliegt, wenn die Person für mindestens 24 Stunden stationär im Krankenhaus aufgenommen wurde. Die Hauptursachen dieser Verkehrsunfälle sind Geschwindigkeits- und Vorfahrtsverletzungen außerhalb geschlossener Ortschaften.

2019 starben 15 Verkehrsteilnehmer im Zuständigkeitsbereich

Zum Vorjahr stieg die Zahl von 14 auf 15 Tote bei auch 15 Unfällen. Leider war die Bundesautobahn wie in den zwei letzten Jahren nicht ausgenommen: 2 Verkehrsteilnehmer verloren hier ihr Leben. „So tragisch es ist: 13 der 15 Verkehrstoten hatten zumindest eine Teilschuld an ihren Unfällen, drei waren sogar nur alleinbeteiligt“, so PD Girschik. Die Unfälle verteilen sich von Februar bis November, von 00.10 – 22.01 h, 7 passierten bei Dunkelheit und 12 auf trockener Fahrbahn. Die 2 weiblichen und 13 männlichen tödlich Verletzten waren im Alter von 20 – 85 Jahren. Es waren 4 PKW-Führer, 4 Fußgänger und 4 Führer von motorisierten Zweirädern. Dazu ein Pedelec- und ein Radfahrer. Das jüngste Opfer war Beifahrer in einem PKW auf der Autobahn.

Gesamtzahl der Baumunfälle stagniert auf hohem Niveau

„Das Abkommen von der Fahrbahn nach einem Fahrfehler hat nicht selten einen Zusammenstoß mit einem Baum zur Folge – leider im Jahr 2019 auch dreimal mit tödlichem Ausgang“, so der Leiter Einsatz. Die Gesamtzahl blieb zum Vorjahr mit 128 gleich, von denen 98 außerhalb geschlossener Ortschaften mit den dortigen Fahrgeschwindigkeiten leider oft schwerwiegende Folgen haben.

Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten erheblich erhöht

„Studien zeigen auf, dass auch vermehrt Fahrzeughalter ein eingeschränktes Sicherheitsgefühl haben, Geschädigte einer Unfalllflucht zu werden und auf ggf. hohen Schadenssummen sitzen zu bleiben – dem wollen wir entgegenwirken. Abhauen darf sich nicht lohnen“, so der Verkehrsexperte. Eigentlich riskieren Unfallflüchtige nicht nur ihren Führerschein, sondern auch ihren Versicherungsschutz. Damit dies auch wirklich jedem verinnerlicht wird, wird weiterhin präventive Aufklärungsarbeit in Zusammenarbeit mit der Landesverkehrswacht mit der bekannten Aktion „Rummss“ („Bleiben Sie fair – wählen Sie 110“!) betrieben. Im Jahr 2019 war mehr als jeder vierte angezeigte Schadensfall ein Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort. Von insgesamt 2140 Fluchten wurden 42,43 % aufgeklärt, somit wurden 908 Täter ermittelt (Vorjahr 39,3 %).

Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss sinken weiter

Nach der Aussage von Peter Girschik ist die Palette für Fahruntüchtigkeitsgründe vielschichtig. „Setzen Sie sich nur fit an das Steuer, dann haben Sie auch nichts zu befürchten“. Im Jahr 2019 sanken die Unfälle mit der persönlichen Unfallursache Alkohol von 99 auf 83. Dem gegenüber konnten 263 Fahrzeugführer unter strafbarem Alkoholeinfluss vor einer möglichen Unfallverursachung angehalten und kontrolliert werden. Junge Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte werden für spezifische Kontrollen auf Fahrtüchtigkeit, gerade für Drogenerkennung im Straßenverkehr oder auf körperliche Mängel, speziell ausgebildet. So überrascht auch nicht, dass bei Kontrollen 208 Verkehrsteilnehmer unter dem Einfluss von illegalen Betäubungsmitteln aus dem Verkehr gezogen wurden. Zusätzlich gaben auch 17 Unfallverursacher nach einem positiven Urintest ihren Führerschein ab, vier standen unter Medikamenteneinfluss. Die Polizei in Stadt und Landkreis Hildesheim wird weiterhin immer und überall kompetent ihre vielschichtigen Verkehrsüberwachungsmaßnahmen treffen, das gilt sowohl für den täglichen Dienst als auch für das Reagieren auf neue Phänomene wie Abfahrtskontrollen von LKW-Fahrern nach einem Wochenende auf Parkplätzen. Leider sehen viele nicht ein, dass nach einem möglichen Führerscheinverlust auch der Beruf gefährdet ist. Andere fühlen sich gesundheitlich noch fit, obwohl körperliche Einschränkungen offensichtlich sind. „Mobilität ist in jedem Alter ein hohes Gut, welches aber hinter der Verkehrssicherheit aller zurückstehen muss“, so PD Girschik. Hier setzt für Senioren auch das Präventionsprogramm „Fit im Verkehr“ der Polizei in Kooperation mit der Verkehrswacht Hildesheim an.

Unfallursache Geschwindigkeit trotz Rückgang weiter zu hoch

Auf der Autobahn gibt es im hiesigen Zuständigkeitsbereich Strecken, wo der alt hergebrachte Slogan „freie Fahrt für freie Bürger“ noch Gültigkeit hat. Soweit – so gut! Die Ergebnisse der Messungen auf unfallträchtigen und geschwindigkeitsbegrenzten Strecken sprechen aber eine andere Sprache. „Für jemanden, der an einem Dienstag, den 12.02.2019, um 16.54 h, im Berufsverkehr in einer Baustelle auf der Autobahn mit 184 Km/h bei erlaubten 80 Km/h geblitzt wird, habe ich keinerlei Verständnis“, so der Einsatzleiter auch mit Blick auf die dortigen Unfallzahlen. Wer meint, derartige Verstöße seien ein Einzelfall, täuscht sich! Von 9753 zu schnellen Lenkradhaltern müssen 657 mit einem Fahrverbot rechnen. Eine der häufigsten Unfallursachen ist weiter die überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit. Je höher die Fahrgeschwindigkeit, je höher sind bei einem Unfall die Folgen. Die Unfallzahlen gingen hier von 370 auf 322 zurück, sind aber weiter zu hoch. PD Girschik: „Unser Ziel mit Geschwindigkeitsmessungen ist das Erreichen einer Verhaltensänderung. Wer langsamer fährt, hat einen kürzen Anhalteweg. Dadurch passieren weniger Unfälle oder die Folgen werden minimiert“. Die Polizei Hildesheim wird auch weiterhin Geschwindigkeitsmessungen flächendeckend durchführen.

Gesamtunfallzahlen von Fahrradfahrern bei hoher Mitschuld rückläufig

Landesweit stehen 2020 Fahrradfahrende im Fokus. Es geht neben dem Verhalten der Radfahrer an sich auch um das Fehlverhalten gegenüber dem Radverkehr. Wie sieht es in der PI Hildesheim aus? Entgegen dem Landestrend hat die Unfallbeteiligung von Fahrradfahrern im Jahr 2019 hier von 298 auf 285 abgenommen. Von diesen waren 33 mit einem Pedelec (Vorjahr 18) unterwegs. Eigenverschuldet verstorben sind ein Fahrrad- und ein Pedelec-Fahrer, schwer verletzt wurden 25 bzw. 5 von ihnen. „Radfahrer haben keinen Freifahrtschein. Leider sind sie mit einem hohen Prozentsatz, hauptsächlich durch eigene Vorfahrts-/Vorrangfehler bzw. der falschen Benutzung von Geh- und/oder Radwegen zumindest mitschuldig!“, ist die Meinung von PD Girschik. Die Verkehrswende weg vom KFZ ist eingeläutet. Der Pedelec-Verkehr motorunterstützt bis ins hohe Alter nimmt zu. Die Polizei wird ihre Kontrollen rund um die Nutzung von Verkehrseinrichtungen durch Fahrradfahrende, unzureichender Seitenabstand mit „Dooring-Unfällen“, „Toter Winkel“, Ablenkung durch Nutzung von Mobiltelefonen oder Kopfhörern, Fahren unter der Beeinflussung von Alkohol und anderen berauschenden Mitteln, mangelnder verkehrstechnischer Zustand (Beleuchtung, Manipulation etc.), Vorfahrtsmissachtung und vieles mehr intensivieren. Auch das Fehlverhalten gegenüber dem Radverkehr wird im Fokus stehen. Neue rechtliche Vorgaben müssen auch kontrolliert werden, so z.B. das Überholen mit zu geringem Abstand oder das Halten auf Schutzstreifen. Gerade hier setzt auch das Programm der Verkehrssicherheitsberater mit der Verkehrswacht „Bitte freimachen – parken Sie nicht auf Geh- und Radwegen!“ an. Zum Schluss zu dieser Thematik sei erwähnt, dass es in der Gartenstraße in Hildesheim seit der dortigen Einführung der 1. Fahrradstraße keinen spezifischen Unfall gegeben hat.

Kein prognostiziertes Verkehrschaos mit E-Scootern

PD Girschik: „Natürlich wird mal ein E-Scooter behindernd abgestellt oder im Graben „entsorgt“ – das prognostizierte Verkehrschaos ist jedoch bei weitem nicht ausgebrochen!“ Seit Juni 2019 gibt es die Elektrokleinstfahrzeugverordnung, kurz später konnten im Stadtgebiet von Hildesheim 130 E-Scooter einer Privatfirma ausgeliehen werden. Im Jahr 2019 gab es in Stadt und Landkreis Hildesheim zwei Verkehrsunfälle, einer mit einer leicht verletzten Person. Weiterhin wurden sechs Führer solcher Fahrzeuge unter Alkohol- bzw. Drogeneinfluss angetroffen. „Die neuen Mobilitätsformen sind die Zukunft, auf die auch wir unsere Kontrollmaßnahmen abstimmen werden“, so die Ankündigung vom Leiter Einsatz.

Themenspezifische Verkehrsprävention durch die Polizei

„Wir wollen allen Altersgruppen eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr ermöglichen“, so Polizeidirektor Girschik. Die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei an sich oder in Kooperation mit der Verkehrswacht Hildesheim hat nicht nur in der Öffentlichkeit einen hohen Stellenwert – sie ist auch Mittel zum Zweck. Verkehrsteilnehmer ist in seinem Leben jeder – er will darauf vorbereitet sein oder bei Veränderungen hin zu neuen Mobilitätsformen informiert werden. Ob nun für die kleinsten im Kindergarten oder in der Jugendverkehrsschule bis hin zu den Senioren ab 65 Jahren soll es zur Teilnahme im Straßenverkehr immer heißen: „Fit werden – fit bleiben!“. Ist man also fit im Straßenverkehr und beherzigt auch noch den Sinn der Schlagwörter aus der Überschrift, gibt es aus Sicht der Hildesheimer Polizei zwar vermutlich keine „Vision Zero“ (null Unfälle), aber deutlich mehr Verkehrssicherheit! Und zwar für ALLE! Übrigens: Statistisch gesehen ist man als 45 – 54-Jähriger in einem PKW an einem Montag im November in der Zeit von 15.00 – 16.00 h am meisten gefährdet, an einem Unfall beteiligt zu werden.

Fazit / Ziele:

  • Falsches Verhalten im Straßenverkehr führt unweigerlich zu Unfällen, teils mit schweren Folgen!
  • Die Unfallentwicklung in Baustellenbereichen auf der Autobahn steigt enorm an!
  • Das Hauptziel der Verkehrssicherheitsarbeit ist die Senkung der Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden!
  • Ein Schwerpunktziel 2020 ist die Sicherheit der Fahrradfahrenden!
  • Wir begleiten sich verändernde Mobilität!
  • Jeder Verkehrsteilnehmer muss auch abseits von Egoismus durch sein vorbildliches Verhalten zur Verkehrssicherheit beitragen

kri/ots

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