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Ostern 2020

HILDESHEIM. Viele vermissen es eben doch. Schon Mitte März fand ich auf meinem Handy die Frage einer jungen Frau: „Wie sollen wir Ostern feiern?“ Ostern ist diesmal ganz anders. Keine gemeinsamen Gottesdienste. Kein Osterfeuer. Keine Osterkerze, deren Licht sich in einer dunklen Kirche verbreitet. Keine uralten Erzählungen, warum diese Nacht so anders ist als alle anderen Nächte. Keine Taufe. Kein Brotbrechen. Und nach dem Gottesdienst auch kein fröhliches Osterfrühstück mit bunten Ostereiern. Selbst der Osterspaziergang in geselligen Gruppen fällt aus. Es ist, als ob die Welt stillgelegt wäre, und wir wissen nicht, was noch kommt.

Viele vermissen Ostern mehr, als ihnen bislang bewusst war. Gerade jetzt wünschen wir uns doch ein bisschen Trost, suchen nach dem, was unsere Hoffnung nährt und werden nun an Ostern – auf Ostern verwiesen, auf jenes Ostern, wie es die Evangelien berichten. Es ist der derzeitigen Situation näher, als wir meinen.

Alle Osterevangelien erzählen von Ratlosigkeit, Verwirrung, ja von Furcht und Schrecken. Frauen kommen zum Grab, und nichts ist so, wie sie es erwarten. Dem gekreuzigten Jesus wollen sie die letzte Ehre erweisen. Doch das Grab ist leer. In die Leere hinein aber fällt ein Wort: „Fürchtet euch nicht!“ Es ist ein Wort, wie auch wir es brauchen. Und es ist nicht bloß gut gemeint. Es hat einen Grund: Er, den sie suchen: „Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“

Ostern ist das gänzlich Unerwartete: dass der Tod keine Macht mehr hat! Damit ist den Frauen die Furcht nicht genommen. Doch in die Furcht mischt sich durch die überraschende Botschaft eine „große Freude“. Und sie bekommen den Auftrag, seinen Jüngern zu sagen: „Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen.“
Kann man den Auferstandenen sehen – sogar heute noch? Das klingt völlig unwahrscheinlich. Momentan aber machen wir die Erfahrung, dass wir das Unsichtbare sehen. Das Coro¬navirus ist unsichtbar. Dennoch „sehen“ wir es ständig: im Bus, im Supermarkt, unterwegs. Wir halten Abstand voneinander; waschen uns die Hände; haben Sorge uns zu infizieren: Das Virus ist unsichtbar, und doch rechnen wir immerzu mit ihm. Und jede Nachrichtensendung bestätigt uns, dass wir uns hier nichts einbilden. Allerdings hat es gedauert, bis wir das Unwahrscheinliche für möglich gehalten haben. Anfangs herrschte eher ungläubige Skepsis.

Wer mit österlichen Augen die Welt betrachtet und damit rechnet, dem Auferstandenen zu begegnen, wird ihn entdecken. Davon sind die Osterevangelien überzeugt. Warum aber soll das gerade in „Galiläa“ geschehen? Mit dem Coronavirus muss ich kaum rechnen, wenn ich allein auf weiter Flur bin. Könnte es sein, dass sich der Auferstandene auch nur in einem bestimmten Zusammenhang zeigt? Galiläa ist der Ort, an dem alles mit Jesus seinen Anfang genommen hat. Dort hat er sich zu den Armen, den Trauernden, den Sanftmütigen gestellt; zu den Hungernden und Friedensstiftern, den Barmherzigen und denen, die reinen Herzens sind. Sie alle hat er seliggepriesen, obwohl ihr Leben von schweren Erfahrungen durchkreuzt war. Verborgen in ihnen wartet er auch heute auf uns und unsere Herzlichkeit.

Es sind so viele Menschen, die jetzt für andere bis ans Limit gehen. Und selbst wenn wir an ein Ende kommen, ist der verborgen Gegenwärtige noch nicht am Ende. Lassen wir die Skepsis hinter uns. Lassen wir uns vom Oster-Virus der Hoffnung anstecken! Dann mischt sich in unsere Furcht die Freude der Frauen am Ostermorgen.

PR
Foto: Hahn

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