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Ausbildungsmarktbilanz

HILDESHEIM. Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt war in den vergangenen Wochen und Mo-naten ein absolutes Dauerthema. Die Arbeitsagentur, das Jobcenter und die Kam-mern haben große Anstrengungen unternommen, um möglichst vielen jungen Leu-ten einen Ausbildungsplatz anbieten zu können. Die Bemühungen waren letztlich er-folgreich, ein befürchteter „Corona-Jahrgang“ ist trotz einem Rückgang an Ausbil-dungsverträgen weitgehend ausgeblieben.

Agentur für Arbeit – Die Berufsberatung geht neue Wege
Von Oktober 2019 bis September 2020 haben sich insgesamt 1.605 junge Menschen als Bewerber um eine betriebliche Ausbildungsstelle bei der Berufsberatung der Ar-beitsagentur und des Jobcenters im Landkreis Hildesheim gemeldet, 261 bzw. 13,9% weniger als im Vorjahr. Der Rückgang beruht neben dem coronabedingten Bera-tungsausfall in den Schulen auch auf rückläufigen Schülerzahlen (Abiturienten).

Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Landkreis Hildesheim liegt mit 1.789 Ausbildungsstellen leicht unter dem Niveau des Vorjahres (-141 Stellen bzw. -7,3%).

Insgesamt 85 der gemeldeten Bewerber*innen um einen Ausbildungsplatz blieben Ende September als unversorgt registriert (Vorjahr 34). Demgegenüber stehen jedoch noch 120 gemeldete Ausbildungsstellen, die bisher nicht besetzt werden konnten (Vorjahr: 99).

„An dieser Stelle werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie durchaus deutlich“, erläutert Evelyne Beger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hildesheim. Das gesamte Bewerbungs- und Auswahlverfahren sowie vorgelagerte Praktika haben später eingesetzt, als sonst üblich und so mancher Arbeitgeber Arbeitgeber hat seine Entscheidung Richtung Jahresende verschoben“, so Beger weiter. Zusätzlich konnte die Berufsberatung wochenlang wegen des Lockdowns keine persönlichen Beratungs- und Berufsorientierungsgespräch mit den Jugendlichen führen. „Uns fehlte schlagartig der persönliche Zugang zu den Jugendlichen“ ergänz Beger. „Trotzdem ist es allen beteiligten Ausbildungsmarktakteuren mit großem Engagement und Kreativität gelungen, diese Entwicklung stärker einzudämmen, als es zu Beginn der Pandemie den Anschein hatte“. Dazu beigetragen haben insbesondere die Aktivierung von Hotlines, neu entwickelte Apps, Anschreibaktionen und Videoberatung.

IHK Hannover – Gewerblich-technische Berufe etwas stabiler als kaufmännische Berufe
Die IHK Hannover zieht eine ernüchternde Zwischenbilanz des Ausbildungsjahres 2020: Bis Ende September wurden bei der IHK für den Kreis Hildesheim 807 Berufsausbildungsverträge eingetragen. Die Ausbildungszahlen sind damit im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 Prozent gesunken. „Gründe für diese Entwicklung ergeben sich im Wesentlichen aus geringeren Schülerzahlen, dem ausgefallenen Abiturjahrgang aber auch aus strukturellem Anpassungsbedarf einiger Betriebe. Natürlich wirkt auch Covid19. Die dadurch entstandene Unsicherheit in Handel, Gastronomie und Dienstleistungsbereichen ist ein erschwerender Faktor“, sagt Hans-Joachim Rambow, Leiter der Geschäftsstelle Hildesheim der IHK Hannover.
In den industrielltechnischen Berufen sind 267 (Vorjahr 285) Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen worden, ein Minus von 6,3 Prozent. Die Zahl der Ausbildungsverträge in den kaufmännischen Berufen ging um 14 Prozent auf 540 (VJ 628) zurück. Mit einem Rückgang der Ausbildungszahlen um 11,6 Prozent ist der Ausbildungsmarkt im Landkreis Hildesheim damit robuster als im gesamten Kammerbezirk-Hannover.
Kontinuität ergab eine Umfrage bei ausbildenden Kammerbetrieben bei der Frage nach der Übernahme von Auszubildenden nach bestandener Prüfung. Hier planen 59% der Betriebe (seit Jahren konstant) mit einer Weiterbeschäftigung der im eigenen Betrieb ausgebildeten jungen Menschen.

HWK Hildesheim-Südniedersachsen – Digitale Formate der Berufsorientierung zeigen Wirkung
Die Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen verzeichnet für den Landkreis Hildesheim ein Minus von 14% bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen gegenüber dem Vorjahr. Zum Stichtag 30. September 2019 haben 485 Menschen eine Ausbildung im Handwerk begonnen, 2020 waren es zum gleichen Zeitpunkt 418.
„Gründe für den Rückgang liegen sowohl in der coronabedingten Verunsicherung in einigen Branchen, die vom Lockdown betroffen waren oder deren Umsätze an Großveranstaltungen und Messen (zum Beispiel Fleischereien mit Catering-Service oder auf den Messebau spezialisierte Tischlereien) hängen. Auch der fehlende Abi-turjahrgang macht sich bemerkbar“, sagt Tobias Dunkel, Abteilungsleiter Berufliche Bildung. „Rund 15 % der bei uns eingetragenen Auszubildenden sind Abiturienten und Schüler mit Fachhochschulreife. Damit liegt der Kammerbezirk Hildesheim-Südniedersachsen über dem Bundesdurchschnitt.“

Der HWK lag mit Blick auf die neu eingetragenen Lehrverhältnisse in einer im Juli erhobenen Zwischenbilanz ein Minus von 22% für den gesamten Kammerbezirk vor. „Dies zeigt, dass der Ausbildungsmarkt auch über den August hinaus weiter in Bewegung ist. Eine Ausbildung im Handwerk ist jederzeit auch unterjährig möglich. Wir führen die Verbesserung auch auf die intensiven Maßnahmen der Handwerkskammer zur Unterstützung der Ausbildungsbetriebe zurück. Wir haben schnell reagiert und für unsere Mitgliedsbetriebe, Schulen und Schüler neue digitale Formate aufgesetzt. Unter anderem können Schüler mit der neuen App „Lehrstelleradar“ schnell und unkompliziert freie Praktikums- und Ausbildungsplätze in ihrer Nähe finden. Für Betriebe sind die Einträge kostenfrei. Wir machen erste Erfahrungen mit Online-Messen, bieten über das Projekt „Passgenaue Besetzung“ Online-Speed-Datings zwischen Betrieben und potentiellen Auszubildenden an und haben mit der Ausbildungsberatung drei Vollzeitstellen, die Betrieben und Auszubildenden bei allen Fragen und Problemen rund um das Thema Ausbildung zur Seite stehen“, so Dunkel abschließend.

Weitere Unterstützungsangebote
Aktuell laufen die gemeinsamen Nachvermittlungsaktionen von Arbeitsagentur und Kammern. Alle Bewerberinnen und Bewerber, die noch auf der Suche sind, bekommen nun im Zuge der Nachvermittlung ein Angebot. Eine Ausbildung kann auch zum jetzigen Zeitpunkt nach Rücksprache mit den Kammern begonnen werden.

Um Jugendlichen eine Verbesserung ihrer Chancen für das kommende Jahr zu ermöglichen, stehen der Berufsberatung diverse Maßnahmen zur Verfügung, die zu einer Entspannung auf dem Ausbildungsstellenmarkt beitragen: Im Verlauf des aktuell geraden begonnenen Berufsberatungsjahres stehen 180 Plätze für berufsvorbereitende Maßnahmen zur Verfügung. Zusätzlich gibt es 35 Plätze für außerbetriebliche Berufsausbildungen.

Erschwert wird im Allgemeinen der Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage, weil die Qualifikationen von Jugendlichen, die in eine duale Berufsausbildung anstreben, aus der Sicht der Betriebe vielfach nicht den betrieblichen Anforderungen entsprechen. Häufig lassen sich diese Probleme – wie die Erfahrungen in der Vergangenheit zeigen – jedoch mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) der Arbeitsagentur lösen. Diese Hilfen stehen insgesamt 149 Azubis zur Verfügung.

„Betriebe sollten für das kommende Ausbildungsjahr frühzeitig mit der Suche beginnen“, ergänzt Evelyne Beger. Rückgängige Schülerzahlen werden zu höherer Konkurrenz und zu weiteren Engpässen bei der Bewerberauswahl führen.“ Daher sollten Unternehmen freie Stellen möglichst jetzt schon dem gemeinsamen Arbeitsgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter melden.

Arbeitgeber können sich bei allen Fragen rund um die Ausbildungsstellenvermittlung an ihren Ansprechpartner bzw. ihre Ansprechpartnerin des gemeinsamen Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur und des Jobcenters wenden oder die kostenfreie Rufnummer 0800 4 5555 20 anrufen. Hier steht den Arbeitgebern insbesondere auch das neue Bonusprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ als mögliche Unterstützung zur Verfügung.

Appell von Agentur für Arbeit, IHK und HWK
An die Betriebe richten die Ausbildungsmarktpartner die Bitte: „Die Corona Krise darf nicht zu einer Krise auf dem Ausbildungsmarkt führen darf, mit negativen Auswirkungen auf die berufliche Zukunft junger Menschen und die Fachkräftesicherung. Sie appellieren an die ansässigen Arbeitgeber, trotz Einbußen und teilweise schwieriger Lage weiter am Thema Ausbildung festzuhalten. Der beste Nachwuchs ist immer der, den man selbst ausgebildet hat. So geben wir gemeinsam in diesem wie auch im kommenden Jahr allen interessierten Jugendlichen die Möglichkeit, einen Ausbildungsplatz zu finden.“

Zahlen, Daten, Fakten
Hauptagentur Hildesheim
In Hildesheim waren im Beratungsjahr insgesamt 1.259 Ausbildungsbewerber gemeldet. Das sind -234 bzw. -15,7% weniger als im Vorjahr. Demgegenüber standen 1.418 gemeldete Ausbildungsstellen (-137 bzw. -8,8% weniger als im Vorjahr).

Die Zahl der am 30. September noch nicht vermittelten Bewerber hat sich mit 64 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (+36). Zeitgleich konnten 84 Ausbildungsstellen bis zum Stichtag nicht besetzt werden (+15 gegenüber dem Vorjahr).

Geschäftsstelle Alfeld
Im Geschäftsstellenbezirk Alfeld nutzten 346 Ausbildungssuchende den Service der Berufsberatung (-27 bzw. -7,2% gegenüber dem Vorjahr). Insgesamt meldeten die Unternehmen aus dem Raum Alfeld 371 Ausbildungsstellen (-4 bzw. -1,1% gegenüber dem Vorjahr).

Landkreis Peine
Im Bereich der Geschäftsstelle Peine waren 876 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz bei der Berufsberatung registriert (-96 bzw. -9,9%). Ihnen standen 467 gemeldete Ausbildungsstellen gegenüber (+2 bzw. +0,4%). Am Ende des Berichtsjahres waren 55 Jugendliche (+32 gegenüber dem Vorjahr) noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Hingegen blieben 44 Ausbildungsstellen unbesetzt (+20).

Ausblick 2021
Neben dem bisherigen Angeboten der Berufsberatung hat die Agentur für Arbeit für das kommende Jahr bereits neue Entwicklungen auf den Weg gebracht, um klientel- und zukunftsorientiert auf Veränderungen reagieren zu können. Dazu zählen insbesondere digitalen Ausbildungsmessen, die Einführung einer Videoberatung, die Weiterentwicklung bereits vorhandener Online-Angebote und Apps. „Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt“ kommentiert Beger abschließend die Entwicklung.

PR
Foto: Agentur für Arbeit

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