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Neustart für die Schulen

DEUTSCHLAND. Zur Debatte um Regeln für den Schulbetrieb unter Corona-Bedingungen erklärt Margit Stumpp, Sprecherin für Bildungspolitik vom Bündnis 90/Die Grünen:

Seit 10 Monaten leiden Lehrkräfte, Erzieher*innen, Eltern und Träger, aber vor allem Kinder unter der Pandemie. Sie kämpfen nicht nur mit den allgemeinen Ein- und Beschränkungen, sondern vor allem auch damit, dass sie ständig und oft ohne zeitlichen Vorlauf mit neuen Vorgaben konfrontiert sind, die unter den Bedingungen vor Ort kaum oder nur unter größten Schwierigkeiten umzusetzen sind. Gefordert wurden über Monate die Vorbereitung unterschiedlichster Maßnahmenszenarien, die zum Einen mit der schulischen Wirklichkeit nur wenig zu tun hatten und zum Anderen dann doch nicht umgesetzt werden sollten. Das hat nicht nur unnötig Kraft gekostet, sondern auch Vertrauen, zumal die Betroffenen in die Entsche idungsprozesse nicht eingebunden waren.

Verschärfend wirkt, dass zu Beginn der Pandemie im März noch ad hoc technische Möglichkeiten aufgerüstet und mit Hochdruck eingeführt wurden, sich aber im Lauf des Sommers leider wenig getan hat, um während der vorhergesagten zweiten Welle im Herbst besser vorbereitet zu sein. Immer noch sind viele Schulen nicht in der Lage, Kinder digital zu erreichen. Weder die Nutzung zusätzlicher verfügbarer Räume noch der Einsatz von Aushilfskräften oder die Beschaffung von Luftreinigungsgeräten wurde ernsthaft angegangen. Ergebnis: Die Schulen stehen vor der gleichen unsicheren und unübersichtlichen Situation, wie im März vergangenen Jahres. Das muss sich ändern!

Schon im Dezember war klar, die Pandemie ist am 11. Januar nicht vorbei. Und es ist offensichtlich: Ein Präsenzunterricht für ganze Klassen in vollem Umfang ist nicht zu verantworten, so bedeutend dieser für Bildungsgerechtigkeit und Lernerfolg auch ist. Die bisherigen Maßnahmen reichen schlicht nicht aus, um den ebenso wichtigen Gesundheitsschutz zu gewährleisten.

Deswegen wiederholen wir zum wiederholten Mal unseren Appell an Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsident*innen: Denken Sie über Schwarz-Weiß-Szenarien hinaus! Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, hybride Formen von Präsenz- und Distanzunterricht umzusetzen. Sie sind so vielfältig wie unsere Schulen. Bedienen Sie sich moderner Formen der Pädagogik und Unternehmensführung und klammern Sie sich nicht an die enge Vorgabe von Maßnahmen, sondern definieren Sie Ziele. Auch bei einer Aussetzung der Präsenzpflicht ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler regelmäßig von Lehrkräften erreicht werden und Rückmeldung erhalten. Wie das geschieht und welche Kinder wie gut mit digitalen Möglichkeiten umgehen können, das wissen Lehrkräfte vor Ort am besten. Öffnen Sie die Möglichkeiten, die Gegebenheiten vor Ort endlich bestmöglich zu nutzen! Damit haben Schulen und Träger endlich auch die Chance, ihren individuellen Krisenplan zu erstellen und stufenweise auszugestalten. Das würde alle Beteiligten enorm entlasten.

Gleichzeitig muss die Basisdigitalisierung der Schulen vorangetrieben werden, damit allen Schulen dieses Instrument zur Verfügung steht. Die Beschaffung mobiler Luftreinigungsgeräte oder Budgets für zusätzliches Personal würden zusätzlich entlasten. Nicht vergessen werden dürfen Kitas; hier ist noch völlig unklar, wie nach der Weihnachtspause eine Betreuung gewährleistet und umgesetzt werden soll.

Drängend ist auch die Frage, ob und wie Prüfungen im Frühjahr stattfinden sollen. Wir haben schon im April letzten Jahres darauf hingewiesen, dass die kommenden Prüfungen die größere Herausforderung sein werden. Dabei darf der Fokus nicht alleine auf dem Abitur liegen. Berufliche Schulen prüfen oft über die Hälfte ihrer Schüler*innen von März bis zu den Sommerferien. Sie haben die größte Last zu stemmen und brauchen dringend und bald Orientierung.

Es gibt also drängende Fragen, die beantwortet werden müssen. Es ist allen Beteiligten in Schulen und Kitas zu wünschen, dass es am kommenden Dienstag dafür praxisorientierte erste Antworten gibt.

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