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Neues Zentraldepot für RPM und Stadtarchiv

HILDESHEIM. Die Stadt Hildesheim hat mit dem Umbau einer großen Bestandsimmobilie in der Bavenstedter Straße zum Zentraldepot für das Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM) und das Stadtarchiv eines ihrer größten Bauvorhaben der jüngeren Vergangenheit realisiert. Damit wird die Situation hinsichtlich der Lagerung von Archivalien und Objekten, die bisher an verschiedenen angemieteten Standorten im Stadtgebiet aufbewahrt wurden, erheblich und nachhaltig verbessert. Die Verhältnisse in den Außenmagazinen entsprachen hinsichtlich Größe, Klimastabilität und Funktionalität bei Weitem nicht mehr den heute geforderten Basisstandards für Museumsdepots, weshalb das Museum zeitweise auch das Gütesiegel des Museumsverbands Bremen und Niedersachsen verloren hatte. Daher hat die Stadt Hildesheim im Januar 2019 eine geeignete, große Bestandsimmobilie mit dem Ziel erworben, die Lagerungsbedingungen deutlich zu verbessern.

„Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, mit Hilfe der Förderung des Landes Niedersachsen ein modernes Zentraldepot zu schaffen, das den heutigen Standards entspricht. Die unschätzbar wertvollen Kultur- und Schriftgüter von Museum und Archiv werden hier sicher für nachfolgende Generationen aufbewahrt – ein Meilenstein für das Kulturgut unserer Stadt!“, so Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer im Rahmen der offiziellen Übergabe anlässlich des so gut wie abgeschlossenen Umzugs der Archivalien und Exponate des RPM. „Das neue Zentraldepot ist aufgrund der massiven Bauweise, der Größe und des daraus resultierenden Synergieeffekts, Magazinräume des RPM und des Stadtarchives gemeinsam in einem Gebäude unterzubringen, hervorragend geeignet. Darüber hinaus wird hier ausreichend Platz für Werkstätten, Fotolabor und sonstige Arbeitsstätten für die Mitarbeitenden des Museums geboten. Dem Land Niedersachsen danke ich für die finanzielle Unterstützung des Projekts ebenso wie allen Mitwirkenden.“

„Wir hier im RPM und Stadtmuseum sind sehr überglücklich, dass der Umbau des Gebäudes und der größte Teil des Umzugs der Museumsobjekte erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die neuen Magazine sind von hervorragender Qualität und lassen sich an die jeweiligen Klima- und Feuchtigkeitsbedürfnisse der verschiedenen Materialien gut anpassen. Es war der Stadt und dem Museum ganz besonders wichtig eine nachhaltige, passive Klimatisierung zu ermöglichen, deren Konzeption zusammen mit der technischen Universität Braunschweig erarbeitet wurde. Besonders haben wir uns auch darüber gefreut, dass die Depots des Stadtarchivs im gleichen Gebäude untergebracht werden, und auch die Stadtarchäologie und Denkmalpflege dort Räume erhalten. Dies ermöglicht eine enge Zusammenarbeit sowohl im wissenschaftlichen, als auch im konservator­isch- restauratorischen Bereich. Außerdem steht ein großer Öffentlichkeitsraum zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung, um es Lehrenden und Studierenden, aber auch angemeldeten Schulklassen an bestimmten Tagen zu ermöglichen die Teile Bestände kennenzulernen.“

„Das neue Zentraldepot für das Roemer- und Pelizaeus-Museum und das Stadtarchiv ist inhaltlich höchst überzeugend und zugleich energetisch nachhaltig“, so Corinna Fischer, Abteilungsleiterin für Kultur und Erwachsenenbildung im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. „Die hochkarätigen Sammlungen des Roemer- und Pelizaeus-Museums und die Bestände des Hildesheimer Stadtarchivs können in Zukunft noch besser erschlossen, digitalisiert und konserviert werden. Das ist ein großer Gewinn für die kulturellen Schätze Niedersachsens.“

Besonders wichtig für die Unterbringung der Archivalien und Exponate ist die Einhaltung klimatischer Vorgaben. Hierfür waren energetische Maßnahmen erforderlich, für die die Stadt Hildesheim einen Antrag im EFRE-Förderprogramm „Energieeinsparung und Energieeffizienz bei öffentlichen Trägern sowie Kultureinrichtungen“ des Landes Niedersachsen gestellt hatte.

Die Gesamtinvestition der Maßnahme beträgt einschließlich der Erwerbskosten der Immobilie etwa 5,6 Mio. Euro, wovon etwa 1,3 Mio. Euro über die EFRE Fördermittel (rund 730.000 Euro), 300.000 durch Zuwendungen des Landes sowie weitere Mittel durch die Hermann Reemtsma Stiftung, die Stiftung Niedersachsen und die Niedersächsische Sparkassenstiftung finanziert wurden. Die Kosten eines vergleichbaren Neubaus hätten etwa 9 Mio. betragen, sodass die jetzige Lösung im Vergleich deutlich günstiger ist. Des Weiteren entfallen Mieten für die ver­schiedenen Außenlager von etwa 110.000 Euro jährlich, bei deutlich verbesserten Lagerungsbedingungen und bei höherem Sicherheitsstandard. Die Synergie­effekte und die Konzentration aller Magazine auf einen Standort tragen ebenfalls zur Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Maßnahme bei. Die vorgesehenen Energie­einsparmaßnahmen werden zudem zukünftig die Betriebskosten reduzieren. Durch die energetischen Maßnahmen kann der Energieverbrauch um etwa 30 Prozent gesenkt werden. Zukünftig werden regenerative Energien für die Versorgung des Gebäudes verwendet. Aufgrund der Nachnutzung eines Bestands­gebäudes und den Verzicht auf einen Neubau wirkt sich die Maßnahme darüber hinaus positiv auf die Flächen­inanspruchnahme in der Stadt aus.

Das Konzept wurde mittels einer Gebäudesimulation der TU-Braunschweig für dieses Gebäude erfolgreich überprüft.

Baubeschreibung

Das bisher als Lebensmittellager und Verteilzentrum der Bäcker- und Konditoren-genossenschaft-Hildesheim BäKo genutzte Gebäude wurde 1958 in massiver Bauweise errichtet und 1964 durch den Anbau einer etwa sieben Meter hohen Halle umfangreich erweitert. Das Gebäude soll zukünftig sowohl als Stadtarchiv, als auch als Magazin des Museums genutzt werden. Das Stadtarchiv wird im hinteren Teil des Gebäudes untergebracht und wird im Wesentlichen als zusätzliches Außenmagazin genutzt. Das Museumsarchiv nimmt den weitaus größeren Bereich ein. Im Kopfbau sind zudem Arbeitsplätze für Museums­mitarbeitende eingeplant worden.

Energetisches Konzept
Besonders wichtig für die zukünftige Unterbringung der Archivalien und Exponate ist die Einhaltung klimatischer Vorgaben. Die Klima-Werte der Magazinräume sollen mit möglichst geringem Energieaufwand erreicht werden, um nachhaltig zur CO2-Reduzierung beizutragen. Um auf kosten- und energieintensive Voll-Klimatechnik verzichten zu können, wird eine natürliche passive Klimatisierung gemäß dem „Schleswiger-Modell“ umgesetzt. Die Stabilität des Klimas wird vor allem durch die Massivität und den mehrschichtigen Aufbau der Außenwände erreicht. Dies setzt eine massive Bauweise aus porösen Baumaterialien, mit zusätzlicher Dämmung, bei geringer Durchlüftung voraus.

Es wird eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung vorgesehen, um den erforderlichen Mindestluftwechsel sicherzustellen. Der Betrieb der Anlagen wird dahingehend optimiert, die Einhaltung der geforderten Klimawerte zu unterstützen. Die Wärmeerzeugung ist durch vorhandene, moderne Gas-Brennwertgeräte sichergestellt. Die Gebäudetemperierung erfolgt zukünftig mittels Wandheizung. Es handelt sich dabei um eine alternative Raumheiztechnik, die auf Wandheizung statt Luftheizung setzt, d.h. anders als bei konventionellen Systemen, die mit Heizkörpern und Klimaanlage arbeiten, geht es nicht um Raumbeheizung mittels Erhöhung der Raumlufttemperatur, sondern um die Schaffung eines Strahlungs­klimas durch die Herstellung einer günstigen Oberflächentemperatur der Außenwände. Mit geringem Kostenaufwand (Anschaffung, Betrieb und Unterhalt) kann mit diesem Verfahren nicht nur eine physiologisch optimale Raumbeheizung geschaffen werden, sondern – was bei der Planung von neuen Magazinen besonders wichtig ist – es lassen sich gleichzeitig und ohne Zusatzmaßnahmen auch konservatorische und denkmalpflegerische Aufgaben lösen wie Stabili­sierung des Raumklimas, Kondensatschutz, Trockenlegung erdberührter Bauteile und Schadsalzinaktivierung. (Quelle: Klimatisierungs­konzepte in jüngeren Archivgebäuden in Deutschland, Maria Rita Sagstetter)

Synergieeffekte

Durch das Zusammenlegen der Magazinräume des Stadtarchives sowie des RPM-Museums in einem Gebäude entstehen Synergieeffekte, da die Magazine beider Nutzer ähnliche Anforderungen an die klimatischen Bedingungen stellen. Des Weiteren ist vorgesehen, dass das Stadtarchiv im Bedarfsfall Räumlichkeiten des Museums nutzen kann, wodurch das Raumprogramm des Stadtarchivs und somit die Investitionskosten reduziert werden konnten. Auch durch das Zusammenlegen von verschiedenen, angemieteten Außenlagerstätten des Stadt­archives sowie des RPM-Museums entstehen zusätzliche Synergien, da der Betrieb auf ein Gebäude konzentriert werden kann. Die direkt im Magazingebäude eingesetzten Mitarbeitenden des RPM haben zukünftig Zugriff auf alle Exponate und Archivalien direkt vor Ort, und müssen nicht verschiedene Standorte anfahren. Zudem liegt das Gebäude in der Nähe (ca. zehn Minuten Fahrtzeit) zu den übrigen Gebäuden des RPM und Stadtarchivs.

Hintergrund

Die Sammlungsgegenstände müssen bewahrt werden, da sie einen wichtigen und unverzichtbaren Teil des städtischen Vermögens darstellen, außerdem sind die Archivalien laut Archivgesetz (NArchG von 1993, letzte Aktualisierung 2018) zu erhalten. Objektgerechte Lagerung unter Berücksichtigung geeigneter klimatischer (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) Bedingungen ist außerdem wichtig, da durch sie Alterungsprozesse verzögert werden können. Unsachgemäße Lagerung kann dagegen Schäden hervorrufen, die erhebliche Restaurierungskosten nach sich ziehen.

Für das RPM und Stadtmuseum ist ein Magazingebäude, das den klimatischen Ansprüchen der Objekte gerecht wird, auch deshalb von großer Bedeutung, da der Museumsverband Niedersachsen Bremen im Jahr 2016 der Verleihung des Museumsgütesiegels an das Museum nur unter der Auflage zugestimmt hat, dass die Stadt Hildesheim die Depotsituation maßgeblich und nachhaltig verbessert. Dies wird durch die Maßnahme erreicht. Umfangreiche Analysen im Vorfeld haben ergeben, dass der Magazinflächenbedarf für die nächsten 30 Jahre durch die Räumlichkeiten in der Halle gedeckt werden kann. Darüber hinaus sind weitere Reserveflächen im Keller vorhanden, sodass die Immobilie sehr gut für zukünftige Aufgaben geeignet ist.

PR
Foto: Stadt Hildesheim

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