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Gedenken an Opfer der Reichspogromnacht

In der Nacht des 9. November 1938 und den darauffolgenden Tagen wurden zahlreiche jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger Opfer von schrecklichen Gewalttaten. Wohnungen wurden verwüstet, Geschäfte geplündert und religiöse Zentren zerstört. Auch in Hildesheim sind viele Schicksale mit diesem Tag verbunden, hier brannte die Synagoge am Lappenberg nieder. Die Stadt Hildesheim hatte daher am 9. November wie in jedem Jahr zu einer Gedenkveranstaltung am Mahnmal am Lappenberg geladen. Gemeinsam setzten Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Channah von Eickstedt, Superintendent Mirko Peisert, Stadtdechant Wolfgang Voges sowie Schülerinnen und Schüler der Robert-Bosch-Gesamtschule ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus. Der „Internationale Chor“ begleitete die Veranstaltung musikalisch.

Oberbürgermeister Dr. Meyer erinnerte im Rahmen seiner Ansprache an die Hildesheimer Opfer der Novemberpogrome und beklagte, dass Antisemitismus bedauerlicherweise auch in der Gegenwart vorhanden und in jüngster Zeit verstärkt wahrnehmbar sei: „Wie schön wäre es, wenn wir an diesem so denkwürdigen Tag hier stehen könnten in der Gewissheit, dass die Diffamierung von Jüdinnen und Juden tatsächlich der Vergangenheit angehörte. Wie schön wäre es, wenn wir mit Blick auf diese erbärmliche Zeit heute sagen könnten, dass wir den Antisemitismus, der so viele Menschenleben gekostet hat, wirklich überwunden hätten. Wie schön wäre es, wenn jüdisches Leben heute frei von Diskriminierung bestehen könnte. Und wie schön wäre es, wenn wir in Anbetracht dessen eine Erinnerungskultur pflegen könnten, die mit Trauer zurückblickt, sich aber trotz der Schrecken der Vergangenheit einer positiven Gegenwart versichern könnte. All dies klingt zu schön, um wahr zu sein. Und leider ist es das auch nicht. Der Nationalsozialismus mit seiner strukturellen Judenverfolgung mag vielleicht lange zurückliegen, aber Antisemitismus und Rassismus gehören noch lange nicht der Vergangenheit an. Sie sind nicht nur Geschichte, sondern auch heute traurige Realität. Jüdinnen und Juden sind nach wie vor Anfeindungen ausgesetzt, die in den letzten Jahren sogar noch sichtbarer geworden sind.“

Diese Art der Hetze werde öffentlich, besonders in Internetforen, betrieben und zusätzlich noch von menschenfeindlichen Hassreden befeuert, teils sogar vor großem Publikum, zum Beispiel auf Kundgebungen der sogenannten Querdenker-Szene, auf denen sich neben Impfgegnern auch Verschwörungsideologen und Rechtsextreme versammeln. Es sei mit Sicherheit kein Zufall, dass diese Gruppierung ausgerechnet für den 9. November in München zu einer großen Demo aufgerufen habe. Es dürfe nicht sein, dass das Judentum noch immer für

Verschwörungsphantasien herhalten müsse. „Es gibt tatsächlich Menschen, die hinter der Corona-Pandemie eine jüdische Weltverschwörung wittern oder die aktuell wirre Verbindungen zwischen dem Judentum und dem russischen Angriff auf die Ukraine konstruieren. Wieder werden Krisen antisemitisch aufgeladen und Jüdinnen und Juden zu Sündenböcken gemacht“, so der Oberbürgermeister.

Der 9. November werde somit immer mehr zu einem Datum, an dem nicht nur erinnert werden dürfe, was einst passiert sei, sondern an dem wir uns darüber bewusst werden müssen, was aktuell alles passiere – aber nicht passieren dürfe. „Es ist daher ungemein wichtig, dass wir für jegliche menschenfeindliche Propaganda sensibilisiert sind. Wir müssen versteckte Symbole offenlegen, Verschwörungserzählungen widersprechen und Nazi-Parolen konsequent ahnden und, wenn nötig, auch strafrechtlich dagegen vorgehen“, mahnte Dr. Meyer und schloss seine Rede mit den Worten: „Die Leerstelle an diesem Ort, die Mauerreste und natürlich auch das Mahnmal demonstrieren eindrücklich, zu welch schrecklichen Auswüchsen Vorurteile, Ausgrenzungen und Verschwörungen führen können. Lassen Sie uns daher auch in Zukunft alles dafür tun, dass der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stets so stark ist, dass Ausgrenzung und Diskriminierung keinen Raum erhalten.“

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