Die Seufzerallee in Rethmar in der Region Hannover ist eine besondere Kopfeschenallee, die zu besuchen sich lohnt. Sie ist eine von mehreren Alleen, welche zum Rittergut Rethmar und dessen unmittelbarer Umgebung gehören. Darüber hinaus ist sie eine von nur 82 in der Alleen-Datenbank des NHB erfassten Eschenalleen in Niedersachsen und damit eine kleine Rarität. Eschen wurden früher oft als Alleebäume angepflanzt, sind aber zumeist heute in dieser Form nicht mehr erhalten. Andernorts findet man Eschenanpflanzungen überwiegend in Parks und Gärten.
Eschenholz ist schwer, fest und hart, dabei elastisch und abriebfest. Seine Zugfestigkeit und Biegefestigkeit übertrifft die der Eiche und es ist zäher als die meisten anderen heimischen Holzarten. Daher eignet es sich sehr gut zur Herstellung von Stielen für Hämmer, Beile,
Schaufeln, Hacken und Äxte, Sensen, Rechen und andere Werkzeuge. Deshalb wurde Eschenholz früher auch gerne für die Stellmacherei, den Wagen- und Kutschenbau, für Räder und Speichen verwendet. Um die Äste besser ernten zu können, wurden die Stämme ab einer Höhe von ein bis drei Metern eingekürzt und die Äste und Zweige regelmäßig geschnitten: geschneitelt. So entstanden durch diesen Kopfschnitt mit der Zeit Kopfbäume. Auch Weiden, Linden und Pappeln wurden für verschiedene Zwecke häufig geschneitelt. Kopfbäume erhalten im Alter durch die Schnitte leicht Hohlräume, die Insekten, höhlenbrütenden Vögeln und Fledermäusen als Heimstatt dienen. Sie haben deshalb heute überwiegend ökologischen Wert.
Das Rittergut wird 1332 erstmals erwähnt; von der eigentlichen Burganlage ist heute nichts mehr erhalten. Sie war ursprünglich der Sitz der Herren von Rutenberg. Die aktuell noch vorhandenen Gebäude der Anlage wurden vor allem durch Philipp Adam von Eltz errichtet. Er verband die von ihm erbauten Bereiche mit dem aus 1575 stammenden Westflügel zu einem Komplex. Nach mehreren Bränden wurde das Vorwerk mit seinen Wirtschaftsgebäuden 1910 in Steinbauweise neu erbaut. Die Alleestraße der Seufzerallee selbst besteht aus einem gepflasterten Weg, welcher von Kopfeschen und Wassergräben, welche heute kein Wasser mehr führen, begleitet wird. Die Bogenbrücke aus Stein am Beginn der Allee führt auf den Wirtschaftshof und diente früher als Zufahrt.
Das Rittergut, der Wirtschaftshof und die Seufzerallee sind als Bau- und Kunstdenkmal geschützt. Da die Anlage einen großen Teil im Süden des Ortes einnimmt, ist das Rittergut
prägend für das gesamte Ortsbild. Die umliegenden Alleen gliedern die unmittelbar angrenzenden Wohnbereiche und schaffen so ein eindrucksvolles Gesamtbild. Nachdem die Fortsetzung des Alleenprojekts am 1. Oktober 2022 startete, wird die beliebte Reihe der Allee des Monats nun wieder unter neuer Leitung regelmäßig fortgeführt. Auch die Alleen-Datenbank unter https://alleen-niedersachsen.de/start wird im Rahmen des neuen Projektes „Klimafreundlich durch Alleen“ zusammen mit den Alleenpatenschaften weiter ausgebaut. Das neue Projekt beschäftigt sich mit dem Konfliktpotenzial zwischen Radwegeausbau und Alleenerhaltung. Im Rahmen dessen arbeiten wir mit allen beteiligten Akteuren zusammen auf mögliche Lösungsansätze hin.
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Foto: Stephan Plücker
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