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Friedensgottesdienst mit Angehörigen von Bundeswehr, Polizei und Bundespolizei aus Norddeutschland

Einen großen Dank an die Frauen und Männer von Bundeswehr, Zoll, Polizei und Bundespolizei hat der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer heute Vormittag im Hildesheimer Dom ausgesprochen. Wilmer feierte mit rund 300 Sicherheitskräften und weiteren Bürgerinnen und Bürgern zum inzwischen 37. Mal den traditionellen Friedensgottesdienst in der Bischofskirche.

In seiner Predigt ging Bischof Wilmer auf den von Bundeskanzler Olaf Scholz im Fokus auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geprägten Begriff der Zeitenwende ein: „Seit dem 24. Februar 2022 ist unsere Welt eine andere geworden. Diese Beobachtung ist zum einen richtig, zum anderen auch zynisch. Für die Menschen in der Ukraine ist spätestens seit der russischen Annektion der Krim die Welt nicht mehr in Ordnung. Das war weit vor dem 24. Februar 2022. Und was sagen die Menschen in Syrien, in Afghanistan, im Jemen? Und doch: Wir Menschen, die wir hier in Deutschland leben, erlebten vor einem Jahr ein Erwachen: Der Krieg ist vor unserer Haustür angekommen, wir haben viele Geflohene aus der Ukraine hier bei uns.“

Wilmer machte deutlich, wie in der Bibel von einer Zeitenwende gesprochen wird: im Buch Jesaja, sechs Jahrhunderte vor Christi Geburt, als die Babylonier Jerusalem erobert hatten. „Das Land Juda hatte sein Kraftzentrum verloren. Leben, Arbeiten, Religion, alles lag am Boden. Und die Verschleppten, die Kraftvollen? Sie saßen an den Flüssen von Babylon und waren verzweifelt. Fern der Heimat, fern von ihren Familien, fern von ihrem Gott.“ In diese Situation hinein schreibe der Prophet Jesaja von der Zeitenwende und male das alte-neue Land in die Herzen seiner Mitgefangenen – zurück in eine Heimat, in der Friede kein Ende habe. Diese Zeitwende geschehe durch ein Kind, daran glaubten Christinnen und Christen, „dass dieser Fürst des Friedens uns in Jesus Christus begegnet“.

Aber was, so fragte der Bischof, solle diese Botschaft angesichts eines Angriffskriegs, der zu nichts anderem als zu Ungerechtigkeit, Verwundung, Zerstörung und Tod führe? Was solle diese Botschaft auch mit Blick auf wachsende Bedrohungen für Sicherheitskräfte? Spätestens seit der Zeit der Pandemie steige der Aggressionspegel. Menschen, die ihren Beruf und ihre Berufung darin fänden, für Recht und Ordnung zu sorgen, würden angefeindet, verbal und körperlich angegriffen.

Nach Wilmers Worten steckt in der christlichen Botschaft eine tiefe Wahrheit und „die realistische Vision, dass Kriege, Bedrohungen und Angriffe enden“. Die Sehnsucht nach Frieden habe eine gewaltige Kraft. Das hätten die Gefangenen in Babylon erlebt, als der Perserkönig Kyros die Verschleppten in ihr Land zurückkehren ließ und die Stadt Jerusalem und der Tempel wieder aufgebaut werden konnten.

An die Sicherheitskräfte im Dom gewandt, formulierte der Bischof, was die Gesellschaft für Soldatinnen und Soldaten, für Polizistinnen und Polizisten tun könne: „Wir alle können unseren Beitrag zur Deeskalation beitragen: Einmal, indem wir als Gesellschaft Ihnen, die Sie uns alle in ihren unterschiedlichen Diensten schützen, den Rücken stärken. Wir nehmen wahr, dass Sie Enormes für die Gesellschaft leisten, dass sogar Ihr Leben bedroht sein kann.“

Das Verbindende der biblischen und der gegenwärtigen Zeitenwende seien die Begriffe Frieden und Gerechtigkeit, betonte der Hildesheimer Bischof und ging dabei auch auf die öffentliche Diskussion um Waffenlieferungen an die Ukraine ein. „Meines Erachtens erleben wir gerade hier in Deutschland eine insgesamt sorgsame Debatte über die Wahl der Mittel. Es wird abgewogen, überlegt. Ja, wir sind uns nicht einig, ob und wenn ja welche Waffen in die Ukraine gesandt werden sollen, welche Ausrüstung die Bundeswehr braucht, welche Befugnisse die Polizei haben müsste.“

Die Debatte werde aber viel breiter geführt, als das noch vor einem Jahr möglich erschienen sei. Er hoffe, so Wilmer, dass die Sicherheitskräfte dies auch als Rückenstärkung erleben können, auch wenn diese aus fachlicher Perspektive bestimmt einiges anders einschätzten als andere, die nicht so unmittelbar betroffen seien. Er schloss seine Predigt mit Worten des Dankes an die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Sicherheitsorgane.

Zum Gottesdienst eingeladen hatte der Leitende Militärdekan des Katholischen Militärdekanats Kiel, Monsignore Rainer Schadt. Das Heeresmusikkorps Hannover sowie Dommusikdirektor Thomas Viezens an der Orgel unterstützten den Friedensgottesdienst musikalisch. Im Anschluss traf sich Bischof Wilmer mit den Teilnehmenden vor dem Bischöflichen Generalvikariat zur Begegnung und zum gemeinsamen Mittagessen.

Der Weltfriedenstag in Hildesheim nimmt Bezug zum jährlichen Weltfriedenstag der katholischen Kirche am 1. Januar und wird traditionell am ersten Donnerstag im Februar gefeiert. Den 56. Welttag des Friedens hatte Papst Franziskus in diesem Jahr unter das Motto gestellt: „Niemand kann sich allein retten. Nach Covid-19 neu beginnen, um gemeinsam Wege des Friedens zu erkunden.“

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