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Offener Brief zur Pressemitteilung der Mehrheitsgruppe im Kreistag des Landkreis Hildesheim zur  Beschlussfassung des Gemeinderates Lamspringe zur geplanten Notunterkunft

Sehr geehrte Angehörige der Mehrheitsgruppe, 

sehr überrascht haben wir Ihre Einlassungen zur Entscheidung des Gemeinderates Lamspringe zu der  geplanten Unterbringung in der ehemaligen Realschule Lamspringe in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung  vom 06.07.2023 gelesen. Ihre Äußerungen lassen den Schluss zu, dass Sie sich entweder überhaupt nicht  oder nur zum Teil mit der Beschlussfassung auseinandergesetzt haben. Und dass, obwohl ein Mitglied Ihrer  Gruppe als Ratsherr der SPD an der entsprechenden Sitzung teilgenommen hat. 

Mitnichten wird hier die Flüchtlingsunterkunft insgesamt in Frage gestellt oder gar humanitäre Hilfe für  Geflüchtete verweigert. Es macht den Eindruck, als wollen Sie die Entscheidung und die daran Beteiligten in  ein bestimmtes Licht rücken, um Ihr (wenig transparentes) Vorgehen zu rechtfertigen. 

Zunächst einmal sollten Sie erkennen, dass ein Teil dieses Beschlusses die Unterbringung von bis zu 60  Flüchtlingen für eine Übergangszeit ermöglicht. Hiermit sollte verhindert werden, dass der Landkreis in eine  Situation kommt, in der für Geflüchtete kurzfristig keine geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten zur  Verfügung stehen. Sehr deutlich wurde in der Gemeinderatssitzung gesagt, dass die 60 Personen keine  Obergrenze für die Zukunft sind und wir den Landkreis einladen gemeinsam mit uns über das Thema zu  sprechen. Das bisherige Vorgehen der Mehrheitsgruppe und des Landkreises hat den Dialog und die  Zusammenarbeit mit den Mitgliedskommunen nicht gerade in den Vordergrund gerückt. 

Sie betonen zu Recht, dass die Unterbringung von Geflüchteten eine große Herausforderung für den  gesamten Landkreis ist. Dazu gehören aber auch alle Bürgerinnen und Bürger des Landkreises und die  ehrenamtlich Engagierten aus unserer Gesellschaft. Eine ungleich größere Herausforderung ist es für die  Geflüchteten. 

Zu der Unterbringung gehört auch die Integration in die Gemeinschaft. Eine gelungene Integration setzt die  Mitarbeit und die Bereitschaft von den Geflüchteten, den Bürgerinnen und Bürgern Lamspringes, den  Ehrenamtlichen aus der Flüchtlingshilfe, den Mitarbeitenden aus den Verwaltungen und den beteiligten  Einrichtungen voraus. Das Vorgehen des Landkreises und die Aussagen Ihrer Pressemitteilung gefährden  diese Bereitschaft in einem erheblichen Maße. 

Sie schreiben, dass „alle kreisangehörigen Städte und Gemeinden im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit als  kommunale Familie gemeinsam an einer Lösung des Problems arbeiten müssten“.

Aus unserer Sicht wird die Leistungsfähigkeit der Lamspringer Bevölkerung mit der vom Landkreis geplanten  zusätzlichen Personenzahl deutlich überschritten. Sie erhöhen die Anzahl der Geflüchteten innerhalb  weniger Wochen auf über 320 Geflüchtete. Damit steigt der Anteil an der Gesamtbevölkerung des Kernortes  auf fast 10%, der Gemeinde Lamspringe auf 6%. Der Durchschnitt im Kreis liegt aber nur bei 2,55%. Entweder  Sie schätzen die Leistungsfähigkeit der Lamspringer besonders hoch ein oder Sie haben Sie sich nicht mit der  Situation vor Ort auseinandergesetzt. 

Frau Wissmann hat betont, dass die Unterbringung und Integration zurzeit nur mit der Hilfe von  Ehrenamtlichen zu schaffen ist. Durch das bisherige Vorgehen haben wir die Sorge, dass diese benötigte  ehrenamtliche Arbeit nicht ausreichend ist oder durch eine plötzliche Überforderung sogar noch reduziert  wird. Damit hätten wir nur weitere Probleme geschaffen und unsere Leistungsfähigkeit reduziert. 

Mit Ihrer Aussage „Der Beschluss des Gemeinderates Lamspringe zeigt leider, dass die Verantwortlichen  weder solidarisch zu den Geflüchteten noch zum Landkreis und seinen ihm angehörigen Städten und  Gemeinden sein wollen(…)“ zeigen Sie deutlich, wie fernab von den Menschen Sie Ihre Entscheidung  getroffen haben und dass Sie Solidarität offensichtlich nur für sich beanspruchen. Zudem bestärkt es uns in  unserem Beschluss, der zum Ziel hat, dass der Gemeinde- und Ortsrat Lamspringe an den weiteren  Prozessen beteiligt werden. 

Wir vor Ort können die Situation am besten einschätzen und gemeinsam mit den Bürgern, die uns gewählt  haben, an Lösungen arbeiten. Um diese Beteiligung zu ermöglichen und nicht nur als lästiger Bittsteller  wahrgenommen zu werden, wollen wir am Prozess teilhaben und nicht nur informiert werden. Leider war  dazu unser aktuelles Vorgehen unumgänglich. 

Gerne wären wir mit Ihnen in den Dialog gegangen, aber die von Ihnen als Mehrheitsgruppe getroffenen  Entscheidungen haben deutlich gemacht, dass Sie daran kein Interesse hatten. Mit deutlich mehr  Transparenz, einer offenen Kommunikation und mit eindeutigen Aussagen in der Vergangenheit wären wir  heute sicherlich ein ganzes Stück weiter. 

Für die Zukunft können wir Ihnen nur anbieten gemeinsam und auf Augenhöhe an einer vernünftigen Lösung  für alle Beteiligten zu arbeiten. 

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