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Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ hat neues Frauenhaus in Gifhorn besucht

  • Gifhorn

Plätzchenduft liegt in der Luft als Bischof Wilmer am Mittwoch, 6. Dezember 2023, das modern konzipierte Frauenhaus mitten in der Gifhorner Innenstadt besucht. Knickwall 9 ist die Anschrift, anonym das Konzept von gestern. Vor 30 Jahre eröffnete in der Stadt noch versteckt das Vorgänger-Frauenhaus als eines der bundesweit ersten in katholischer Trägerschaft. Im September ist das Schutzhaus des Caritasverbandes von Stadt und Landkreis Gifhorn als Mieter in den Neubau der Egon-Gmyrek-Stiftung eingezogen.

Herzstück des Frauenhauses ist der Gemeinschaftsraum. Hier werden gemeinsam Plätzchen gebacken, wird gekocht, gespielt und gemeinsam geredet. Auf dem Foto: Frauenhausleiterin Ulla Evers und Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ vor der freundlich gestalteten Hausordnung.

„Es ist ein Leuchtturm in unserem Bistum und auch definitiv darüber hinaus“, unterstreicht Bischof Wilmer sichtlich begeistert beim Besuch des Gifhorner Frauenhauses. Er findet es großartig, dass der Schutzraum im Herzen der Stadt liege und Infrastruktur biete. „Ich bin sehr dankbar für die großartige Kooperation der Beteiligten wie dem Caritas-Verband, der Egon-Gmyrek-Stiftung, dem Landkreis und der katholischen Kirchengemeinde St. Altfrid“, betont Bischof Wilmer.

Er ist gekommen, um den Ort, die Mitarbeiterinnen und das Konzept kennenzulernen, den Engagierten Danke zu sagen und ein Zeichen gegen Gewalt in unserer Gesellschaft zu setzen. Ihn berührt, dass die Mitarbeiterinnen des Hauses die Frauen unterstützen, aus ihrer Opferrolle herauszukommen, um ihr Leben selbst in die zu Hand zu nehmen. „Mich begeistert das Konzept, Frauen mit ihren Kindern aus einer gewaltbelasteten Beziehung Schutzraum zu geben und zwar so, dass die neusten Erkenntnisse aus der Pädagogik, der Psychosomatik, der Medizin, der Sicherheit und der digitalen Sicherheit mit einfließen.“

„Das neue Konzept steht unter der Überschrift, dass man weiß, wo das Frauenhaus ist, aber nicht weiß, wo die einzelne Frau wohnt, die Schutz sucht“, erläutert Ulla Evers. Die Schutzhausleiterin Evers hat maßgeblich am Konzept des Frauenhauses in Trägerschaft der Caritas mitgearbeitet. Dieser große konzeptionelle Schritt sei in Zeiten digitaler Endgeräte notwendig geworden, in der jede Person leicht geortet werden kann. „Denn Schutz bedeutet nicht das Gleiche wie sich verstecken“, findet sie.

Die sogenannte offene Adresse des Hauses bedeutet, dass mit der Gifhorner Polizei ein umfangreiches Sicherheitskonzept erarbeitet wurde. Außerdem werde jede Frau vor Aufnahme einem Sicherheitsscreening unterzogen. Das Frauenhaus gehört mit weiteren Beratungsangeboten zu häuslicher und sexualisierter Gewalt im Gebäude nebenan zum Schutzhauskonzept der Caritas. Ergänzt wird es durch Angebote vom Jobcenter und der Tafel, denn die Frauen versorgen sich selbst.

Der Neubau in Gifhorn war nur möglich, weil Institutionen und bürgerliches Engagement an einem Strang zogen. Vor vier Jahren stellten Politik und Landkreis fest, dass das bestehende Frauenhaus nicht mehr einer zumutbaren Wohnsituation entspricht. Gemeinschaftsräume und Büros fehlten ebenso wie ein modernes Sicherheitskonzept. Auch zu wenig Platz für Frauen mit Kindern war Grund für den Neubau. Das Projekt musste ohne Bundesmittel auskommen. Das neue Haus sei nicht luxuriös gestaltet, aber zweckmäßig und modern ausgestattet, damit sich die Frauen mit ihren Kindern wohlfühlen könnten, so Evers.

Die Egon-Gmyrek-Stiftung stellte sich als Investor zur Verfügung und schenkte der Caritas das Grundstück von über 400 Quadratmetern, auf dem sie das dreigeschossige Gebäude nach Plänen des Architekten Karl-Heinz Gödde errichteten ließ. 830 Quadratmeter des Baus sind als reine Wohnfläche vorgesehen, daneben gibt es Büros, Beratungsräume, Spielbereiche für die Kinder, Gemeinschaftsküchen und einen Bewegungsraum. Die Wohnbereiche für zwölf Frauen mit insgesamt maximal 18 Kindern kann sehr flexibel gestaltet werden. Zu den sechs Einzelzimmern kommen sechs Apartments – fast alle mit eigener Kochnische – verschiedener Größe. Eines davon ist rollstuhlgerecht, in einem weiteren ist Platz für eine Frau mit bis zu fünf Kindern.

„Zurzeit haben etwa 70 Prozent unserer Bewohnerinnen Migrationshintergrund, ein Großteil stammt aus dem arabischen Raum, 30 Prozent sind Deutsche,“ erläutert Evers. Die Frauen blieben im Schnitt zwischen drei und sechs Monate im Frauenhaus. „Wenn der Wunsch nach der eigenen Wohnung kommt, sind die Frauen schon fast so weit, auf eigenen Beinen stehen zu können“, sagt Sozialpädagogin Kaja Hermann.

Insgesamt gibt es in Niedersachsen 45 Frauenhäuser, die Frauen und ihren Kindern notwendigen Schutz vor körperlicher, psychischer oder sexualisierter Gewalt in den eigenen vier Wänden bieten. Dieser ist dringender denn je, so sind die Fallzahlen häuslicher Gewalt 2022 bundesweit um gut acht Prozent und in Niedersachsen um elf Prozent gestiegen.

PR
Foto: Sabine Moser

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