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EU-Regelung gefährdet Rehkitzrettung per Drohne

Großes Unverständnis herrscht bei Niedersachsens Rehkitzrettern: Aufgrund einer EU-Drohnenverordnung, die zum 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist, wird die erfolgreiche Arbeit der Rehkitzretter erschwert. „Mit der Umsetzung der EU-Verordnung müssen unsere Drohnen eine bestimmte Zertifizierung haben. Drohnen, die diese Zertifizierung nicht haben, müssen in Wohngebieten einen Mindestabstand von 150 Metern einhalten. Für unser Gebiet rund um Seesen betrifft das knapp die Hälfte der Flächen, die wir nicht abfliegen können“, erklärt Michael Schwerdtfeger von der Jägerschaft Seesen gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Allein in Niedersachsen haben die ehrenamtlich tätigen Helfer in der vergangenen Saison Hunderte Rehkitze vor dem Mähtod mit dem Einsatz von Drohnen gerettet.

Mit seinen Mitstreitern von der Rehkitzrettung Goslar, wo Jägerschaft, Nabu und Landwirte gemeinsam an einem Strang ziehen, hat Schwerdtfeger eine Online-Petition unter https://chng.it/G68Wg8s2 gestartet, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Er hofft, wie auch Hunderte weitere Rehkitzretter-Vereine, dass es für die Rehkitzrettung Ausnahmen von der Verordnung geben wird. „Im Prinzip sind alle Rehkitzretter-Vereine regional mehr oder weniger betroffen, denn nur die aktuellste Drohnen-Variante auf dem Markt, die Mavic 3, bringt die erforderliche Zertifizierung mit“, zeigt Schwerdtfeger auf.

Selbst Drohnen des Vorgängers Mavic 2, die der Verein noch vor zwei Jahren gefördert bekam, sind nur unter der Auflage einsetzbar. Ein Nachrüsten dieses Drohnentyps ist nicht möglich. „Von unseren 15 Drohnen betrifft das gleich zehn. Das ist wieder einmal ein Beispiel, wie praxisfremd Verordnungen seitens der EU ausgestaltet werden. Zur Berechnung der Entfernung vom Piloten zur Drohne (VLOS) denken die, man steht in der Mitte des Feldes und dann passen 150 Meter. Das funktioniert so nicht. Stattdessen sind nun Standortwechsel nötig, die den Zeitaufwand für die Rehkitzrettung, der sowieso schon enorm ist, weiter erhöhen“, erläutert Schwerdtfeger. Vergangenes Jahr hatten die Rehkitzretter Goslar 2.517 Hektar Fläche per Drohne abgesucht und 375 Kitze gefunden.

„Die nun umgesetzte Verordnung macht die Rehkitzrettung schwerer“, sagt Frank Werner von der Rehkitzrettung Lehre bei Braunschweig. Sie hatten vorletztes Jahr zwei Drohnen des Typs Mavic 2 angeschafft, 600 Hektar mit zwei Teams abgesucht und fast 60 Rehkitze gerettet. Aufgrund der aktuellen Abstandsregeln werden sie nun weniger Fläche absuchen können. Werner erachtet daher eine Verlängerung der bisherigen Übergangsregeln für Bestandsdrohnen der Rehkitzrettung für mindestens weitere drei Jahre für sinnvoll, da im Laufe der Zeit auch die Technik ersetzt werden muss, sodass dann auf zertifizierte Drohnen umgestellt werden könne.

Weil sie schon vier Drohnen „Mavic 2“ hatten, haben sich Vorstand, Helfer und Mitglieder vom Rehkitzrettungsverein Fischerhude vergangenes Jahr bewusst für zwei weitere entschieden, berichtet die Vorsitzende Sarah Meyer. „Unser Technik-Spezialist hat alle Drohnen aufeinander abgestimmt, sodass wir 2023 gut 2.645 Hektar Fläche mit größter Effizienz absuchen konnten. Jetzt sieht es schlecht aus, doch wir hoffen auf den Bundesverband der Copterpiloten, dass zeitnah Lösungen gefunden werden. Schließlich sind die Drohnen mit viel Geld gefördert worden“, räumt Meyer ein. Es ärgert sie, dass aufgrund einiger schwarzer Schafe, die mit ihren Freizeit-Drohnenflügen über die Stränge schlagen, der Rehkitzrettung schwere Steine in den Weg gelegt werden. „Es wird seitens der EU wieder wild reguliert statt differenziert die Situation zu betrachten. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen zur Einsicht kommen und auch auf eine Förderung für neue Drohnen, denn wir alle wollen auch dieses Frühjahr Rehkitze retten“, möchte Meyer den Einsatz aller Ehrenamtlichen, die morgens früh ab 3.30 Uhr oftmals neben ihrem Beruf vor der Mahd die Wiesen absuchen, anerkannt sehen – und zwar mit Drohnenunterstützung.

LPD
Foto: Sarah Meyer, Rehkitzrettung Fischerhude

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