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„Hildesheimer Friedenstag“ im Zeichen weltweiter Kriege

Am Freitag, 22. März, erinnerte die Stadt Hildesheim in der Bürgerkirche St. Andreas an die Zerstörung der Hildesheimer Innenstadt durch die alliierten Luftangriffe am 22. März 1945 und nahm zu diesem Anlass bereits zum achten Mal unter dem Titel „Hildesheimer Friedenstag“ die Wahrung des Zusammenhalts und des Friedens in der Gesellschaft in den Blick. Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer erinnerte an die Angriffe der Alliierten, die Europa vom Faschismus befreiten, und beschrieb die Ambivalenz der Kriegszeit in Hildesheim: „Auch Hildesheim hat all die dunklen Seiten dieser Zeit gesehen.Auch in unserer Stadt wurde den Nationalsozialisten euphorisch zugejubelt. Auch hier sind jüdische Einrichtungen geplündert worden, sind Jüdinnen und Juden durch die Straßen getrieben worden. Ebenso haben in unserer Stadt aber auch Menschen Widerstand geleistet und sich entschlossen gegen das Regime gestellt. Und in unserer Stadt sind auch Menschen durch Bomben gestorben, die ihnen eigentlich Freiheit hätten bringen sollen.“

Bedauerlicherweise sei die weltpolitische Lage 79 Jahre später immer noch von Kriegen und Konflikten auf fast jedem Kontinent geprägt: „Jeden Tag erreichen uns schreckliche Nachrichten aus Krisengebieten, jeden Tag werden wir mit Bildern konfrontiert, die zeigen, welche Qualen Menschen erleiden müssen, denen ein friedliches Leben und der Schutz vor Gewalt und Unterdrückung nicht vergönnt ist.“ 

Besonderes Augenmerk richtete der Oberbürgermeister auf den Krieg in der Ukraine und die russische Propaganda als Waffe der Kriegsführung. „Viele Russinnen und Russen haben dennoch erkannt, was in ihrem Nachbarland passiert und lassen sich nicht von der russischen Propaganda beeinflussen. Dies haben vor allem die Wahlen am letzten Wochenende deutlich gemacht. Es wurden viel mehr Protestaktionen als in den Vorjahren durchgeführt – natürlich sind es immer noch zu wenige. Aber es ist gut zu sehen, dass immer mehr Menschen ihre Angst überwinden und ihrem Protest eine Stimme geben, obwohl dazu im heutigen Russland viel Mut gehört!“

Frieden sei hingegen unter anderem durch Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit gekennzeichnet. „Die vielen Menschen, die in den vergangenen Wochen gegen Ausgrenzung und für eine vielfältige Gesellschaft auf die Straße gegangen sind, stimmen mich zuversichtlich. Auch in Hildesheim haben knapp 7.500 Menschen am 27. Januar eindrucksvoll gezeigt, dass Hass und Hetze in unserer Stadt keinen Platz haben. Frieden – das ist ein Wunsch, der uns allen schon immer ein Anliegen war. Aktuell ist er aber besonders ausgeprägt“, so der Oberbürgermeister.

Auch im Nahen Osten flamme der Konflikt zwischen der radikal islamistischen Hamas und Israel erneut auf. „Die Hamas hält noch immer hunderte Geiseln fest, verübt Terroranschläge und bedroht die Existenz Israels. Auf der anderen Seite sind die Folgen des Terrors der Hamas auch für die palästinensische Zivilbevölkerung, unter der es bereits Tausende Tote gibt, dramatisch. Auch dort herrscht unendlich großes Leid und ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht.“ Beunruhigend seien darüber hinaus die zunehmend antisemitischen Tendenzen auch innerhalb Deutschlands, die nicht zu tolerieren seien und denen entgegengetreten werden müsse.

Zentraler Bestandteil des Friedenstages, an dem Stadtdechant Wolfgang Voges eine biblische Lesung hielt und zu einer Schweigeminute aufrief, ist die Verleihung des „Hildesheimer Friedenspreises“, der in diesem Jahr an die Initiative „Abrahams Runder Tisch“ ging. Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer begründete stellvertretend für die Auswahljury die Auszeichnung wie folgt: „Begegnung und Verständigung sind unverzichtbar für ein gelingendes Zusammenleben in kultureller und religiöser Vielfalt. Abrahams Runder Tisch ist seit 28 Jahren in Hildesheim aktiv, um das Gespräch zwischen den Religionen und die Integration von Menschen voranzubringen. Die Mitglieder des Runden Tisches zeigen, dass eine interreligiöse Verständigung in einer politisch polarisierten Gesellschaft möglich und bedeutend ist. Mit dem Hildesheimer Friedenspreis soll ihre wertvolle Arbeit gewürdigt und noch bekannter gemacht werden.“

Für die Auszeichnung bedankte sich Emin Tuncay (Sprecher Abrahams Runder Tisch) ganz herzlich und gab Einblicke in die über 28 Jahren währende Arbeit der Initiative. Der Arbeitskreis versammelt in Hildesheim vier abrahamitische Weltreligionen: Christentum, Judentum, Islam und Bahá’ítum. In unterschiedlichen Formaten wie zum Beispiel Vortrags- oder Gesprächsveranstaltungen, multireligiösen Friedensgebeten oder Wortsendungen im Radio wird über Gemeinsamkeiten der Glaubensrichtungen gesprochen, ohne dabei Unterschiede zu verwischen. Neben der Auszeichnung darf sich Abrahams Runder Tisch auch über eine finanzielle Anerkennung freuen: Der Hildesheimer Friedenspreis ist mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro dotiert. Möglich ist diese Dotierung dank der jährlichen Spende eines Hildesheimer Ehepaars, das – ebenso wie ein weiterer Hildesheimer Spender – auch den Hildesheimer Friedenstag unterstützt.

Beschlossen wurde der Friedenstag, der musikalisch vom Opernchor des tfn unter der Leitung von Achim Falkenhausen gestaltet wurde, von der Friedensrede, die in diesem Jahr Friedensnobelpreisträgerin Prof. Dr. Irina Scherbakowa hielt. Der Umgang mit der Geschichte spiele bei dem, was gerade passiert, eine wichtige Rolle, so Scherbakowa., die sich seit Jahrzehnten mit der Aufklärung von Verbrechen im Stalinismus befasst und sich unermüdlich für den Schutz von Menschenrechten einsetzt. Sie erklärte, warum im Ukraine-Krieg von Putins Seite auf keinen Fall eine Friedensinitiative zu erwarten sei. Dieser sei nicht so stark, wie er sich gerne zeige, was zuletzt an den Wahlen mit 20 Prozent ungültigen Stimmen, dem Mord am Oppositionellen Nawalny und an den Protesten deutlich geworden sei. Der Westen dürfe nicht aufhören, die Ukraine zu unterstützen und gegen Putin für die Werte der Demokratie einzutreten. „Nur die Niederlage Russlands kann der Welt wieder Hoffnung auf Stabilität geben“, so Scherbakowa.

PR
Fotos: Stadt Hildesheim

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