Mittwoch, 11. Dezember 2024

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Gedenken an Opfer der Reichspogromnacht

Da der 9. November in diesem Jahr auf einen Sonnabend fällt, der gleichzeitig auch der Schabbat, der jüdische Ruhetag, ist, fand die städtische Gedenkstunde für die Opfer der „Reichspogromnacht“ bereits am 8. November am Mahnmal am Lappenberg statt. Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Channah von Eickstedt, Rabbiner Jona Simon, Stadtdechant Wolfgang Voges und Schülerinnen und Schüler der Robert-Bosch-Gesamtschule setzten dabei gemeinsam mit etwa 300 Bürgerinnen und Bürgern ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus. Der „Internationale Chor“ begleitete die Veranstaltung unter der Leitung von Dominik Reinhard musikalisch.

Anhand aktueller Beispiele antisemitischer Gewalt und Hetze machte der Oberbürgermeister deutlich, dass die Diffamierung von Jüdinnen und Juden leider nicht der Vergangenheit angehören. Am Standort der früheren Synagoge erinnerte Dr. Meyer aber auch an die Gräueltaten der Reichspogromnacht im November 1938: „90 Jahre lang war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Hildesheim. Die Jüdinnen und Juden, die hier ein- und ausgingen, waren integraler Teil unserer Stadtgesellschaft: Sie waren Freundinnen und Freunde, Nachbarn, Lehrkräfte oder Mitschülerinnen und Mitschüler. Hier am Lappenberg stand die Synagoge – fast auf den Tag genau – neunzig Jahre. Bis am Abend des 9. November 1938 eine Horde SS-Männer sie in blindem Hass in Brand steckte. Wie in vielen deutschen Städten war dies eine Nacht der Zerstörung, des Hasses und der Hetze.“

„Der 9. November steht auch und vor allem für das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte – für einen Zivilisationsbruch, den viele nicht für möglich gehalten hatten und der bis heute unbegreiflich scheint. Mit Trauer, mit Entsetzen und mit Scham blicken wir heute auf das, was Menschen anderen Menschen angetan haben“, so der Oberbürgermeister, der daran appellierte, dass Ausgrenzung, Diskriminierung und Antisemitismus nie wieder einen Platz in unserer Gesellschaft finden dürfen.

Vor dem Hintergrund zunehmender antisemitischer Anfeindungen seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sagte Dr. Meyer: „Mit großer Sorge blicken wir auf den Konflikt in Nahost, der kontinuierlich neue Eskalationsstufen erreicht. Mit ihrem abscheulichen Terrorangriff auf Israel hat die Hamas zugleich eine humanitäre Katastrophe für das palästinensische Volk ausgelöst. Beides ist erschreckend und entschieden zu verurteilen! Jüdinnen und Juden werden – seit dem 7. Oktober 2023 – für das verantwortlich gemacht, was die israelische Armee tut. Kritik an israelischer Politik darf sich aber nicht in der Diffamierung des israelischen Volks entladen. Auch hier müssen klare Grenzen gezogen werden.“

Der bislang meist verborgene israelbezogene Antisemitismus trete gegenwärtig immer stärker zu Tage und durchziehe alle gesellschaftlichen Schichten und alle sozialen Milieus. Nicht immer offenbare er sich auf so stumpfe und so eindeutige Weise wie in rechtsextremem Gedankengut. Manchmal mische er sich auch in vermeintlich intellektuelle Debatten, verstecke sich hinter der Meinungs- oder der Kunstfreiheit oder tarne sich als politische Kritik.

„Wir alle müssen dazu beitragen, dass Antisemitismus und Rassismus keinen Platz in unserer offenen und vielfältigen Gesellschaft findet. Wir dürfen nicht schweigen, wenn wir derartigem begegnen! Insbesondere gegenüber jungen Menschen, die den Holocaust weder erlebt noch durch Erzählungen Überlebender damit konfrontiert waren, müssen wir immer wieder deutlich machen, wohin Diskriminierung und Ausgrenzung führen können. Demokratisches Handeln zeigt sich daran, wie wir mit Minderheiten umgehen und wie wir Menschen begegnen, die einen anderen Glauben oder eine andere Kultur als wir selber haben. Demokratisches Handeln zeigt sich aber auch in der Übernahme von Verantwortung und dem ehrlichen Bekenntnis zu begangenem Unrecht. Daher appelliere ich an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Gedenkorte unserer Stadt aufzusuchen, aber auch aktiv an der Erinnerungskultur mitzuwirken“, so der Oberbürgermeister.

Im weiteren Verlauf der Gedenkstunde beleuchteten Schülerinnen und Schüler des 13. Jahrgangs der Robert-Bosch-Gesamtschule, Leistungskurs Geschichte, eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte mit Wortbeiträgen. Rabbiner Jona Simon sprach die Gebete Kaddisch und El Mala Rahamim. Channah von Eickstedt ging in ihrer Rede insbesondere auf den aktuell allgegenwärtigen Antisemitismus und das im Nahostkonflikt entstehende Leid für Israelis und Palästinenser ein. Stadtdechant Wolfgang Voges sprach ein Friedensgebet, ehe die Gedenkstunde mit einer Kranzniederlegung und Schweigeminute am Mahnmal endete.

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