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Der Vollblutmusiker

BOCKENEM. Manchmal muss sich Christoph Pannek über sich selbst wundern. 40 Jahre ist er nun schon als hauptberuflicher Kirchenmusiker im Dienst, hat bislang aber nur zwei Arbeitgeber gehabt. „Das hat schon Seltenheitswert“, blickt der Mann aus Bockenem auf seine Karriere zurück. Irgendwann wird er mit 65 Jahren im kommenden Jahr in den Ruhestand gehen, aber ruhig wird es um den Kantor des Kirchenkreises Hildesheimer Land-Alfeld garantiert nicht: „Ich bleibe ja Musiker, Chorleiter und Organist.“

Dass ihn die Noten ein Leben lang begleiten sollten, wurde schon in seiner Kindheit deutlich. Bereits als Neunjähriger setzte sich der kleine Christoph ans Harmonium, erfreute seine Eltern im sächsischen Johanngeorgenstadt bei der gemeinsamen Hausmusik. Dass in ihm mehr schlummerte als nur daheim zu musizieren, fiel seinem damaligen Musiklehrer auf, der Pannek nach dessen Ausbildung zum Akkordeonbauer ein Studium an der Hochschule für Kirchenmusik in Halle empfahl. Ein Glücksfall für die Musiker im Osten, denn unmittelbar nach dem Studium wurde Pannek am 1. März 1979 Landessingwart, war für 360 Chöre in der gesamten ehemaligen DDR zuständig. Der Mann konnte die Menschen begeistern, brachte als leitender Dirigent bis zu 1000 Sängerinnen und Sänger zusammen, schuf damit sozusagen die Fischer-Chöre des Ostens. Zwar stand Pannek bis zum Zusammenbruch der DDR unter staatlicher Beobachtung, blieb aber unbehelligt, solange er sich auf die kirchliche Arbeit beschränkte: „Öffentliche Auftritte wären auch nie und nimmer genehmigt worden“, sagt der Vollblutmusiker.

Nach der Wende war es allerdings mit der Zeit als Landessingwart vorbei. Das Büro in Ost-Berlin wurde geschlossen, Pannek musste sich auf die Suche nach einer neuen Dienststelle mit vergleichbaren Arbeitsbedingungen machen. Die fand er im damaligen Kirchenkreis Bockenem-Hoheneggelsen, wo er sich gegen mehrere Mitbewerber als Kirchenkreiskantor durchsetzte. Wie in der DDR kümmerte er sich fortan um die Betreuung und Ausbildung nebenberuflicher Organisten und Chorleiter, leitete die Kantorei und diverse Flötenkreise und erweiterte das kirchenmusikalische Angebot.

Als im Jahr 2004 die Kirchenmusikerstelle in Elze wegfiel, verdoppelte sich plötzlich das Einsatzgebiet des Kantors, der von heute auf morgen für 47 Gemeinden zuständig war. „Herr Pannek hat aus dieser Not über die Jahre aber eine Tugend gemacht, indem er ein sehr gutes Netzwerk geknüpft hat und regelmäßige Angebote in vielen Gemeinden vor Ort anbietet“, sagt die Alfelder Superintendentin Katharina Henking.

Der Erfolg seiner Netzwerkarbeit zeigt sich besonders eindrucksvoll, wenn am dritten Advent in der Bockenemer Pankratius-Kirche alljährlich das traditionelle Advents- und Weihnachtskonzert stattfindet, das mit rund 100 Teilnehmern den Charakter eines kirchenmusikalischen Familienfests besitzt.

Natürlich ist Christoph Pannek im Lauf von 40 Jahren nicht entgangen, dass Chöre immer weniger Nachwuchs finden und überaltern. Gleichwohl will er weiterhin Laien für den Gesang begeistern: „Man muss nur die richtige Musik wählen“, sagt der 64-Jährige. So könnten kleinere Chöre mit älteren Menschen zwar stimmlich nicht mehr das Weihnachtsoratorium bewältigen. Doch es gibt genügend Chorliteratur, um die passenden Stücke für jeden Anlass im Kirchenjahr herauszusuchen: „Dann bleibt auch die Freude am Gesang erhalten.“

So wird es auch beim Festgottesdienst am Ostersonntag in Bockenem sein, wenn Organist Christoph Pannek den Kirchen- und Flötenchor begleitet. An diesem Tag wird auch der Elzer Superintendent Christian Castel in die Pankratius-Kirche kommen, um dem Kantor die Jubiläums-Diensturkunde zu überreichen.

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