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Ein Mehrwegbecher für Stadt und Landkreis Hildesheim

Landkreis HILDESHEIM. Die Fakultät Gestaltung der HAWK entwickelt ein Gestaltungs- und Kommunikationskonzept für einen Mehrwegbecher für Stadt und Landkreis – und das ist auch dringend nötig, denn schon ein Blick auf die Statistik zeigt den Wahnsinn des Einwegbechers: Pro Stunde verbraucht allein die deutsche Bevölkerung rund 320.000 Einwegbecher. Noch dramatischer zeigt sich der Verbrauch auf ein ganzes Jahr. Dann fallen insgesamt 2,8 Milliarden To-Go-Becher und damit pro Kopf 34 Becher an, die nach einmaligem Gebrauch im Müll landen.

„Runtergebrochen auf Stadt und Landkreis Hildesheim ergibt das 1040 Einwegbecher pro Stunde und pro Jahr neun Millionen. Legt man diese Becher hintereinander, entspricht das einer Entfernung von Soltau bis Florenz“, erklärt Prof. Nicole Simon, die gemeinsam mit neun Studentinnen von der Fakultät Gestaltung der HAWK in Hildesheim und der Steuerungsgruppe „Fairtrade-Town Hildesheim“ dieser Problematik auf den Leib rückt.
Die weiteren Fakten erschrecken nicht weniger. 1,5 Milliarden Liter Wasser und 29 Tonnen Papier verbraucht die Produktion von Einwegbechern. Und davon wird nur ein Bruchteil wiederverwendet. Der Zweckverband Abfallwirtschaft Hildesheim ZAH gibt an, dass 50 Prozent des Abfalls To-Go-Verpackungen sind, von denen nur 30 Prozent in Abfallbehältern landen. Das Potential, an dieser Stelle Müll einzusparen, ist also riesig. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Lösung, die Prof. Simon in ihrem HAWK-Projekt im Bereich Packaging-Design anstrebt.

Sie will einen Mehrwegbecher konzipieren, den Kundinnen und Kunden annehmen. Das heißt neben einem funktionierenden Pfandsystem muss der Becher vor allem gut gestaltet sein. Für Nutzerinnen und Nutzer von To-Go-Bechern stellt das Design ein klares Kauf- und Nutzungsargument dar.

Die Stadt Hildesheim ist seit September 2017 eine sogenannte „Fairtrade-Town“. Die eingerichtete Steuerungsgruppe engagiert sich vor Ort zum Thema „Fairer Handel“ und beachtet auch die Aspekte der Agenda 2030, wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und Müllvermeidung. Um überflüssigen Müll in der Stadt Hildesheim und dem Landkreis zu vermeiden, war die Idee für einen Mehrwegbecher für To-Go-Kaffeegetränke schnell gefunden. „Viele Städte haben bereits ein Mehrwegbecher-System. Daher ist es für die Stadt und den Landkreis Hildesheim umso wichtiger, sich diesem Thema anzunehmen und es umzusetzen“, so Frank Rosenau, Sprecher der Steuerungsgruppe. Das Konzept sollte sich auch für das Kreisgebiet anwenden lassen. Um die Voraussetzungen für die Markteinführung abzuklären und ein werbewirksames Design zu entwickeln, kontaktierte die Steuerungsgruppe „Fairtrade-Town Hildesheim“ die Fakultät Gestaltung der HAWK in Hildesheim.

Gemeinsam mit der Klimaschutzagentur Hildesheim, die das Projekt ebenfalls unterstützt, freut sich die Steuerungsgruppe darüber, dass sich das Studienprojekt aufbauen ließ und sie fiebert Ergebnissen schon mit Spannung entgegen. „Die nachhaltige Ressourcenschonung der notwendigen Materialien und die Energieeinsparung für den Verzicht von Einwegbechern ist ein wichtiger Beitrag, um die CO2-Emissionen zu senken“, so der Geschäftsführer der Klimaschutzagentur, Martin Komander.
Folgende Kriterien soll das Projekt zusätzlich erfüllen: Die Mehrwegbecher müssen für Spülmaschinen und Lebensmittel geeignet sein und ihr Material muss recycelbar oder biologisch abbaubar sein. Passend zum Becher müssen Deckel verfügbar sein, die dem Standard der Becher entsprechen. Alles soll in zwei Varianten entwickelt werden, in denen die Becher je einmal die Größe 0,3 und 0,4 Liter fassen. Dazu kommen Lösungen für Lagerung, Verteilung und Reinigung, die die Steuerungsgruppe „Fairtrade-Town Hildesheim“ entwickelt.

Das System soll sich für zahlreiche Einsatzmöglichkeiten wie kalte und warme Getränke und potentiell auch für Salat-, Obst- und Eisbecher eignen. Möglichkeiten zum Tragen kommen ebenfalls in Betracht. Der Becher sollte eine hohe Nutzung in der Stadt und im Landkreis erhalten und sich darüber hinaus gern zu einem Sammlerstück entwickeln.

Der zweite Teil der Aufgabe besteht in der Entwicklung einer Kommunikationsstrategie zur Einführung und Etablierung des neuen Mehrwegsystems. Dazu gehören die Entwicklung einer nutzerzentrierten Ansprache und das Verfassen verschiedener Pressemitteilungen. Dies gilt für die klassischen sowie auch für die sozialen Medien.

„Wir wollen damit bei der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz des Mehrwegbechersystems erreichen. Wenn dies gelingt, haben wir auch eine messbare Reduktion von Einwegverpackungen in Stadt und Landkreis Hildesheim“, erklärt Prof. Simon. Bis zum 27. Juni sollen beide Aufgabenteile gelöst sein und die Studentinnen sind dann bereit für die finale Kundenpräsentation. Im ersten Schritt entwickelt jede Studentin fünf Designvarianten für das Mehrwegbechersystem.
Bildunterschrift:

Neun Studentinnen der Fakultät Gestaltung der HAWK in Hildesheim entwickeln unter der Leitung von Prof. Nicole Simon einen Mehrwegbecher für Stadt und Landkreis Hildesheim. Von links nach rechts: Alena Bohm, Hanna Fischer, Phila Oppel, Isabella Zasucha, Imke Normann (vorn mit Becher), Lisa-Marie Deppe, Kathrin Jäger, Liv Siri Janshen, Stella Häsemeyer.

Andreas Kreichelt
Foto: Nicole Simon, HAWK-Fakultät Gestaltung

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