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Pastor Dr. Wolf-Dietrich Köhler: Ein Seelsorger mit dem Handy am Gürtel

GROß ESCHERDE. Pastor Dr. Wolf-Dietrich Köhler wird am Sonntag, 20. September, nach elf Jahren im dortigen Pfarramt von der evangelischen St.-Johannes-Kirchengemeinde in Groß Escherde in den Ruhestand verabschiedet. Der Gottesdienst zum Abschied soll – bei jedem Wetter – im Pfarrgarten stattfinden, damit möglichst viele Gemeindemitglieder dabei sein können. Gottesdienste im Garten, sagt Pastor Köhler, hätten sich in der Corona-Zeit ohnehin als eine beliebte Alternative erwiesen. Die Gemeindeband The Key wird spielen, ein kleiner Chor singen.

Pastor Dr. Wolf-Dietrich Köhler wird am Sonntag mit einem Gottesdienst im Pfarrgarten verabschiedet.

Die Seelsorge habe ihm als Pastor immer ganz besonders am Herzen gelegen, erzählt Wolf-Dietrich Köhler. Er hat selbst sehr belastende Zeiten erlebt. Drei depressive Schübe machte er während seiner beruflichen Laufbahn durch, zwei davon während der Amtszeit in Groß Escherde. Die Unterstützung der ehrenamtlichen Mitarbeitenden, der Gemeinde und Dorfbewohner*innen sei während dieser Zeit eine sehr schöne Erfahrung gewesen. Und da er offen mit der Krankheit umging, hätten sich danach auch viele mit ihren eigenen Nöten an ihn gewandt – als einen, der wusste, wovon sie redeten. Die Notfallseelsorge konnte er nach seiner Erkrankung allerdings zu seinem Bedauern nicht mehr leisten. Dabei habe ihm das viel gegeben: für Menschen einfach da zu sein, für sie zu beten, ihnen über den ersten Schock eines Verlustes hinwegzuhelfen.

In der St.-Johannes-Gemeinde war Pastor Köhler aber auch bekannt als einer, der Dinge anpackt, oft schneller als gedacht. So beschreibt ihn Dr. Axel von Werder, stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender, in seiner Verabschiedung im Gemeindebrief. Der Pastor habe immer das Handy am Gürtel getragen, sei immer erreichbar gewesen. Und: „Langweilige Predigten kamen bei ihm nicht vor.“ Denn auch für seinen kritischen Geist ist Pastor Köhler bekannt, den er unter anderem mit seinen Nachfragen im Kirchenkreistag häufig unter Beweis stellte.

Den Pastor freut es, dass die Spendenbereitschaft in der Gemeinde in den letzten Jahren stetig gestiegen ist. Nicht nur, weil dadurch die Mitfinanzierung der Teilstelle einer Diakonin möglich wurde. Er sieht es auch als Beleg dafür, dass die Menschen sich mit ihrer Gemeinde identifizieren, die geleistete Arbeit schätzen.

Dagegen gehe die Zahl der Gottesdienstbesucher kontinuierlich zurück, bedauert Pastor Köhler. Jüngere für den Kirchenbesuch zu gewinnen, beispielsweise durch Gottesdienste für bestimmte Zielgruppen, sei aufwändig und schwierig. Was allerdings zu seiner Freude besonders gut ankam, war seine Idee der offenen Kirche während der Corona-Zeit. Viele hätten mit dem Anzünden einer Kerze und einem stillen Gebet in der Kirche nach einem belastenden Arbeitstag oder in persönlichen Krisen Stärkung gefunden.

Pastor Wolf-Dietrich Köhler kam 1955 in Marl in Westfalen als Sohn eines Pastors zur Welt. Er studierte in Göttingen, Tübingen und Heidelberg, promovierte mit summa cum laude 1985 in Bern. Die erste Pfarrstelle trat Pastor Dr. Köhler in Langwedel-Etelsen bei Bremen an, 1999 folgte die Berufung zum Superintendenten im Kirchenkreis Peine, 2002 der Wechsel nach Göttingen. Nach seinem Amtsverzicht 2007 war der Pastor als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD in Hannover tätig, bis er 2009 die Pfarrstelle in der St.-Johannes-Gemeinde antrat. Aus gesundheitlichen Gründen arbeitet er seit 2017 nur noch auf halber Stelle, Unterstützung erhielt die Gemeinde durch Pastorin Heike Neumann. Sie werde ihre Arbeit noch bis Mai 2021 fortsetzen, erläuterte Köhler. Bis dahin, so hofft der scheidende Pastor, werde der Gemeinde ein Berufsanfänger oder eine Berufsanfängerin zugeteilt.

Der neue Pastor oder die Pastorin wird in Groß Escherde ein frisch renoviertes Pfarrhaus vorfinden. Im Rahmen des Gebäudemanagements im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt trennt sich die Gemeinde von ihrem Gemeindehaus, um Gebäudeflächen zu reduzieren. Mit dem erlösten Geld wird nicht nur das Pfarrhaus renoviert, sondern außerdem in der ehemaligen Leichenhalle ein neues Pfarrbüro eingerichtet. Das kleine Fachwerkhaus neben dem Pfarrhaus dient derzeit nur als Abstellraum. Das Amtszimmer im Pfarrhaus wird dadurch künftig großzügiger bemessen sein können. Ihn habe die Enge allerdings nicht gestört, meint Pastor Wolf-Dietrich Köhler: „Ich bin sowieso lieber zu den Leuten gegangen.“

Der Gottesdienst zu seiner Verabschiedung am 20. September beginnt um 15 Uhr. Die Entpflichtung nimmt Superintendent Mirko Peisert vor. Teilnehmende werden gebeten, ihre Kontaktdaten – Vor- und Familienname, Anschrift und Telefonnummer – auf einem Zettel in Postkartengröße mitzubringen, um Verzögerungen am Zugang zum Garten zu vermeiden.

Wiebke Barth
Foto: Wiebke Barth

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