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Bauern können Dürrefolgen auf den Feldern nicht allein bewältigen

NIEDERSACHSEN. Staubtrockene Böden und verdorrte Pflanzen sind unübersehbar: „Die völlig gegensätzlichen Witterungsextreme der Jahre 2017 und 2018 stellen für uns Landwirte eine außergewöhnliche Herausforderung dar“, sagt Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke. Als Folge sieht er in den besonders betroffenen Regionen „Ernteeinbußen, wie sie seit Jahrzehnten nicht vorgekommen sind“. Der Landvolkpräsident befürchtet aufgrund des außergewöhnlichen Witterungsverlaufs „enorme Verluste, die einzelne Landwirte sogar in der Existenz gefährden können“.

Nach einem deutlich zu nassen Spätsommer und Winter 2017/18 wechselte die Witterung ab Mitte April auf anhaltende Trockenheit, verbunden mit sehr hohen Temperaturen. Seitdem fehlt es in Niedersachsen an ergiebigem Landregen, es gab allenfalls regionale Niederschläge. „Alle landwirtschaftlichen Kulturen sind einem erheblichen Trockenheits- und Hitzestress ausgesetzt“, schildert der Landvolkpräsident vor Journalisten im Landvolkhaus in Hannover. Eine erste noch vorläufige Bilanz zieht er für die nahezu abgeschlossene Getreideernte: Hier muss das Gesamtergebnis nochmals nach unten korrigiert werden, die Gesamternte wird mit vier Mio. Tonnen um rund ein Drittel niedriger ausfallen als im bereits unterdurchschnittlichen Vorjahr. Bei Kartoffeln und Zuckerrüben, die noch auf dem Feld stehen, rechnen die Landwirte nach Umfragen des Landvolkes Niedersachsen mit Einbußen in der Größenordnung von 25 bis zu fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Mindererträge setzen vertraglich gebundene Landwirte unter Druck, ihre bereits zugesagten Lieferverpflichtungen einzuhalten.

„Ganz große Sorgen bereiten uns die sogenannten Futterbaubetriebe“, sagt der Landvolkpräsident. Auf den Wiesen und Weiden wächst seit Anfang Juni kein Gras nach, schon der zweite Schnitt fiel enttäuschend aus. Die Einbußen betragen bereits mindestens 40 Prozent gegenüber Normaljahren. Wenn keine ergiebigen Niederschläge fallen und damit im August noch einmal eine Grasernte ermöglichen, sind 60 bis 70 Prozent Verlust beim Grünland vorherzusagen. Jede dritte landwirtschaftliche Fläche in Niedersachsen wird als Grünland genutzt! Milchviehhalter, aber auch die Halter von Schafen, Ziegen oder Pferden, müssen bereits jetzt auf die knappen Vorräte an Winterfutter zurückgreifen. Auch der Mais, der die Trockenheit auf vielen Standorten viel besser als das Grünland kompensieren kann, leidet jetzt unter Hitze- und Trockenstress, damit verringert sich eine weitere Futterbasis für das Vieh. „Wir appellieren an unsere Mitglieder, alle vorhandenen Grundfutterreserven zu mobilisieren und in bewährter bäuerlicher Tradition Selbsthilfe zu organisieren“, ruft Schulte to Brinke zu Solidarität zwischen verschiedenen Betriebsformen und Landesteilen auf. Die weit unterdurchschnittliche Raufutterernte stellt auch Ökobetriebe vor besondere Herausforderungen. Für den Ökoausschuss des Landvolkes regt Carsten Bauck als letzte Notmaßnahme an, dass Anbauerverbände und Kontrollstellen Ökohöfe mit zu wenig Raufutter für den Winter von der Verpflichtung entbinden, dieses in Ökoware zuzukaufen.

„Die Behörden müssen die Landwirte noch tatkräftiger durch praxisorientierte Hilfen unterstützen“, richtet Schulte to Brinke einige Forderungen an die Politik. Dazu gehört zunächst die Freigabe von rund 200.000 Hektar Ackerland, die in Normaljahren nach EU-Recht im Herbst mit nicht nutzbarem Zwischenfrüchten begrünt werden müssen. Das Landvolk fordert vom Land wegen der außergewöhnlichen Dürre, den Betrieben eine Abweichung von diesem Nutzungsverbot zu erlauben, um sanktionsfrei Winterfutter anbauen zu können. Die Genehmigung zusätzlicher Wassermengen für Beregnungsbetriebe, z. B. zur Bewässerung von Futterflächen, könnte nach Einschätzung des Landvolkes ebenfalls etwas zur Entspannung beitragen. Als weitere Entlastung fordert das Landvolk eine vollständige Auszahlung der EU-Zahlungen bereits zum 1. Dezember, statt wie bisher in Teilzahlungen zwischen dem Jahreswechsel und Februar oder März des Folgejahres.

Der Deutsche Wetterdienst bestätigt für 2018 die völlig außergewöhnlichen Wetterverhältnisse mit hohen Dauertemperaturen und enormer Dürre. „Die Folgen dieses Extremwetters auf den Feldern können die Landwirte nicht allein bewältigen“, stellt Schulte to Brinke dar. Und er ergänzt: „Auf derartige Wetterkapriolen können sich die Landwirte kurzfristig nicht einstellen. Hier ist die Politik mit schnellen und direkten Hilfen gefordert“, richtet er konkrete Erwartungen des Landvolkes Niedersachsen an das heutige Krisengespräch von Bund und Ländern. „Es dürfen keine weiteren vier Wochen vergehen, ehe bilanziert und für die in der Existenz bedrohte Betriebe auch über finanzielle Unterstützung entschieden wird. Die Mindereinnahmen sind für einige Betriebe existenziell, Bund und Land müssen jetzt gemeinsam umgehend entsprechende Hilfen zusagen“, fasst der Landvolkpräsident zusammen.

LPD

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