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Gemeinschaftliche Selbsthilfe als Mittel gegen gesundheitliche Folgen von Terroranschlägen?

HILDESHEIM. Ein Terroranschlag verändert alles. Schon in den Medien schockiert er die Menschen an den Bildschirmen. Wie viel größer ist dann die Folgewirkung auf die Personen, die direkt betroffen sind, vor allem gesundheitlicher Art? Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ersuchte die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen und das Institut für Medizinische Soziologie (IMS) der Universität Hamburg, in einer fünfmonatigen Studie herauszufinden, welche Möglichkeiten und Grenzen der gesundheitlichen Selbsthilfe von Terroropfern, zum Beispiel im Rahmen von Selbsthilfegruppen, gegeben sind. „Selbsthilfe-Aktivitäten sind, teilweise unter bestimmten Voraussetzungen insbesondere bei Selbsthilfegruppen (SHG), geeignet, die Bewältigung der gesundheitlichen Folgen von Terroranschlägen zu unterstützen“, so der Projektleiter, Prof. Dr. Bernhard Borgetto, Professor für Gesundheitsförderung und Prävention an der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit über das Hauptergebnis der Studie. „Entstehende spezifische Selbsthilfe-Initiativen von Terroropfern sollten unterstützt werden.“

Die Anschläge auf dem Berliner Breitscheidplatz im Dezember 2016 oder in Hanau vor wenigen Tagen, hinterlassen traumatisierte und schwerverletzte Menschen, die in dieser belastenden persönlichen Situation Unterstützung bei der Verarbeitung der Erlebnisse brauchen. Besonders das Unerwartete und die grausame Handlung von Mensch zu Mensch scheinen die Besonderheit der Terrorereignisse gegenüber anderen traumatisierenden Ereignissen auszumachen. Das Miterleben eines solchen Ereignisses verbreitet Angst und Schrecken nicht nur bei unmittelbar betroffenen Personen, sondern auch bei deren Angehörigen bzw. Hinterbliebenen sowie Zeugen der Tat. Terroranschläge können bei direkt und indirekt betroffenen Menschen eine Vielzahl gesundheitlicher Schäden, Störungen und Erkrankungen verursachen, sowohl körperlicher als auch psychischer und seelischer Art.

„Dabei ist zu berücksichtigen, dass gesundheitliche Selbsthilfe einen unterstützenden Beitrag leisten kann, indem sich Gleichbetroffene über das Erlebte austauschen. Keinesfalls kann sie aber Ersatz für eine therapeutische Nachsorge oder medizinische Behandlung sein, gegenüber diesen ist Gruppenselbsthilfe nachrangig einzuordnen“, so Dr. Jutta Hundertmark-Mayser von der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS).

In Deutschland bilden Selbsthilfekontaktstellen und -unterstützungsstellen mit über 300 regionalen Einrichtungen ein flächendeckendes, dezentrales und krankheitsübergreifendes Beratungs- und Vermittlungsnetz für selbsthilfeinteressierte Betroffene mit jeglichen Anliegen.

Selbsthilfekontaktstellen können dabei helfen, dass Terroropfer über die Möglichkeiten und Chancen einer Gruppenteilnahme adäquat informiert und falsche oder überhöhte Erwartungen geradegerückt werden. Darüber hinaus können sie sich mit Einrichtungen der Opferhilfe zum Zweck des Austausches und der gegenseitigen Information vernetzen.

Die Erfüllung dieser Funktionen wiederum kann und sollte gefördert werden, dies hat auch eine bundesweite Befragung von Selbsthilfekontaktstellen des Hamburger IMS im Rahmen des Projekts ergeben. „Dabei sollten zunächst psychotraumatologische Fortbildungs- und Unterstützungsangebote sowie die Schaffung jeweils regionaler Transparenz und Vernetzung der Hilfsangebote für Terror- bzw. Gewaltopfer unterstützt werden“, so der Leiter der Befragung Dr. Christopher Kofahl vom Institut für Medizinische Soziologie (IMS) der Universität Hamburg.

„Darauf aufbauend ist ein Prozess zur Klärung der individuellen Voraussetzungen von traumatisierten Terroropfern für eine Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe und der Vorgehensweisen von SHU zu empfehlen“, macht Silke Schwinn, Projektmitarbeiterin der HAWK deutlich. „Das haben Einzelinterviews mit Verantwortlichen aus Selbsthilfekontaktstellen ergeben.“

„Die gesundheitliche gemeinschaftliche Selbsthilfe und die Einrichtungen zur Selbsthilfe-Unterstützung sollten dementsprechend in ein Gesamtkonzept zur Opferhilfe eingebunden werden“, so die Verantwortlichen der Studie.

Weitere Informationen zur Studie: http://blogs.hawk-hhg.de/exter/

PR
Foto: HAWK

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