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Junge Lektor*innen bringen neuen Schwung in die Gottesdienste

HILDESHEIM. Einen Gottesdienst so gestalten, dass er jungen Menschen gefällt, das können Jugendliche naturgemäß besonders gut. Deshalb gibt es jetzt auch Lehrgänge für angehende Lektoren und Lektorinnen, die besonders auf junge Teilnehmende zugeschnitten sind. Der zweite Kurs dieser Art überhaupt in der Landeskirche Hannovers fand 2019/2020 im Sprengel Hildesheim-Göttingen statt; von den 15 Teilnehmenden kamen gleich fünf aus dem Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt. Zwei von ihnen, Charlotte Fritz aus der Titusgemeinde Barienrode und Henrik Riedel aus der Lukasgemeinde, wurden inzwischen in der Lukaskirche in ihr Amt eingeführt. Die Einführung von Anna Lotte Martensen aus der Markusgemeinde findet voraussichtlich im September statt. Zwei weitere Teilnehmende kamen aus Sarstedt.

Anna Lotta Martensen, Henrik Riedel und Charlotte Fritz am Altar der Lukaskirche. Im Gottesdienst vor der Gemeinde zu stehen, daran haben sie sich während ihres Lektor*innenlehrgangs gewöhnt.

Das Alter der Interessierten in seinen Lehrgängen liege üblicherweise bei Mitte 40 und darüber, berichtet Pastor Michael Held, Theologischer Referent im Lektoren- und Prädikantendienst der Landeskirche. Seine Erfahrung: Die wenigen Jüngeren in den Kursen wollen mehr über neue Gottesdienstformen erfahren. Ablauf, Sprache und Liedauswahl gestalten sie anders, so wie sie es auch aus der Jugendarbeit kennen, legen außerdem viel Wert auf Atmosphäre durch Musik und Licht. Held entwickelte daher zusammen mit einem Kollegen ein spezielles Lehrgangskonzept U25 für junge Teilnehmende.

Die Grundidee: die Jugendlichen und Heranwachsenden sollten alles lernen, was zum Lektor*innendienst dazugehört, und die Gestaltung neuer Gottesdienst-Formen für jüngeres Publikum noch obendrauf – also keineswegs ein Light-Programm, sondern sogar ein Plus zu den Grundlagen. Die Lehrgänge gibt er jeweils zusammen mit einem Diakon oder einer Diakonin aus der Jugendarbeit, im Sprengel Hildesheim-Göttingen war das Jan Mönnich aus Northeim. Der Erfolg gibt ihm Recht: „Das neue Angebot erhöht das Interesse der jungen Teilnehmenden. Superintendenten fragen die Kurse direkt an.“

Die drei jungen Hildesheimer Lektorinnen sind erst 17 bis 18 Jahre alt, nächstes Jahr steht das Abitur an. Sie kennen sich bereits aus dem Konfirmandenunterricht und den Teamer-Kursen. Zwar kommen alle drei aus Elternhäusern, die der Kirche nahe stehen. Das eigene Interesse, in der Gemeinde aktiver zu werden, wurde aber bei ihnen erst als Konfirmandinnen geweckt. Inzwischen haben sie sich daran gewöhnt, vor einer Gemeinde zu stehen. „So ganz geht das Lampenfieber wohl nie weg“, sagt Henrik Riedel, „aber man wird sicherer.“

Der Lektor*innen-Lehrgang umfasst fünf Wochenenden und zieht sich fast über ein Jahr. Währenddessen haben die Jugendlichen einzelne Bausteine des Gelernten in ihren Gemeinden schon angewendet und geübt. Dabei wurden sie von ihren Mentorinnen, Pastorin Meike Riedel und Pastorin Anke Garhammer-Paul, begleitet und unterstützt. Das Feedback der Gemeinde auf das Engagement der Jugendlichen ist durchweg positiv: „Wir bringen neuen Schwung, hat mir eine Besucherin gesagt“, freut sich Henrik Riedel. Wenn sie in einem Gottesdienst mitwirken, kommen junge Leute, die sich sonst weniger in der Kirche blicken lassen.

„Wir bekommen viel Anerkennung dafür, dass wir sowas machen – und es auch schon ganz gut hinbekommen“, sagt Charlotte Fritz. „Verbesserungsvorschläge“ kämen aus ihrer Gemeinde aber auch, berichtet Anna Lotte Martensen. In praktischen Fragen – War genug Zeit zum Aufstehen und Hinsetzen? War alles gut zu verstehen? – müssten sie eben alle noch Erfahrungen sammeln.

Was ihre Gottesdienste von anderen unterscheide, seien die Ausdrucksweise, auch der Aufbau – zum Beispiel Unterbrechung der Predigt durch Musik – oder die Liedauswahl: „Ich habe gar keine Lieder aus dem Gesangbuch genommen, sondern aus den Liederbüchern Freitöne und Lebensweisen. Es kommt bei Jugendlichen besser an, wenn sie die Lieder kennen“, erzählt Anna Lotte Martensen.

„Die größte Hürde war für mich der Segen“, sagt Henrik Riedel. Seine Mutter, Pastorin Riedel, habe ihm die Bedenken genommen: „Wir stehen dabei ja nicht im Fokus, sondern sind nur Vermittler für Gottes Segen.“ „Und Michael Held hat uns darin bestärkt, dass wir zu allem berechtigt sind, was wir im Kurs gelernt haben“, ergänzt Anna Lotte Martensen.

Was die drei noch nicht dürfen: eigene Predigten verfassen. Stattdessen können sie auf bestehende Predigten zum anstehenden Bibeltext zurückgreifen, sich diese aneignen und sprachlich umarbeiten. Das ist für sie zurzeit auch in Ordnung, gibt ihnen mehr Sicherheit. „Wir können ja den Predigttext aussuchen, zu dem wir eher einen Zugang haben“, sagt Anna Lotte Martensen. „Und uns auf ausgewählte Textstellen konzentrieren“, erklärt Charlotte Fritz, „das ist ein bisschen wie in einer Deutschklausur.“
Für die drei jungen Hildesheimer Lektorinnen ist ein Theologiestudium durchaus eine Option für die Zukunft, festlegen wollen sie sich aber noch nicht. Und auch der nächste Schritt, die Fortbildung zu Prädikantinnen, steht derzeit nicht an: „Jetzt konzentrieren wir uns erst mal auf das Abitur“, meint Charlotte Fritz.

Wiebke Barth
Foto: Wiebke Barth

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