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Resiliente Dörfer in Zeiten der Unsicherheit entwickeln

HILDESHEIM. Alistair Adam Hernández hat jetzt mit der Disputation an der Universität Vechta seine Promotion zum Thema „Resiliente Dörfer gestalten“ mit der herausragenden Gesamtnote ‚summa cum laude‘ abgeschlossen. Die Dissertation mit dem Titel ‚Resiliente Dörfer gestalten. Analyse von Akteur*innen, Lernprozessen, Wirklichkeitskonstruktionen und Entwicklungen in drei ländlichen Gemeinden der europäischen Peripherie‘ wurde von Prof. Dr. Ulrich Harteisen (HAWK) und apl. Prof. Dr. Karl Martin Born (Universität Vechta) betreut. Beide Betreuer waren sich einig, dass die Dissertation von Alistair Adam Hernández eine eindrucksvolle intellektuelle Gesamtlei­stung darstellt, wobei sowohl die Ausführungen zur Theorie als auch die empirische Forschung in ei­ner bemerkenswerten inhaltli­chen Tiefe er­folgten.

Oben v. l. n. r.: Prof. Dr. Amelie Bernzen (Universität Vechta), apl. Prof. Dr. Karl Marin Born (Universität Vechta), Alistair Adam Hernández Unten v. l. n. r.: Prof. Dr. Manfred Miosga (Universität Bayreuth), Prof. Dr. Ulrich Harteisen (HAWK), apl. Prof. Dr. Werner Klohn (Universität Vechta)

Adam Hernández interessiert, inwiefern die Resilienz-Forschung neue Ansatz­punkte und Blickwinkel für Fragen der Dorfentwicklung bereithält. Der zentrale Begriff ‚Resilienz‘ wird in seiner Genese, disziplinären Verankerung und schließlich in seiner Bedeutung zur Beurteilung der Transfor­mationsfähigkeit von Dörfern analysiert. Es wird deutlich, dass die Fähigkeit zur Transformation ein wesentliches Element der Resilienz ist. Adam Hernández verfolgt in seiner Forschung einen systemwissenschaftlichen Ansatz zur Beurteilung der Resilienz von Dörfern. In diesem Sinne überträgt der Autor das Verständnis von Resilienz auf das System Dorf und spricht von der „Fähigkeit von Dörfern, den Wandel kreativ zu gestalten und nicht nur zu erleiden“. Die Entwicklung eines Resilienz-Modells und dessen Operationalisierung für die Analyse der Resilienz von Dörfern beruht auf einer umfassenden, disziplin­übergreifenden Literaturrecherche und stellt ein wichtiges Teilergebnis der Forschung dar.

Für die Durchführung der empirischen Forschung wurden drei Dörfer, je ein Dorf in Spanien, im Ver­einigten Königreich und in Deutschland, ausgewählt. Die empirische Forschung in drei unterschiedlichen Kultur- und Sprachräumen bietet tiefe Einblicke in die Lebenswelten der Untersuchungsorte und liefert differenzierte Erkenntnisse, die geeignet sind Resilienz bildende Prozesse zu erklären. Die aufwendige und ressour­cenintensive empirische Forschung, die im Rahmen von langen und sehr produktiven Forschungsauf­enthalten durchgeführt wurde, liefert einen enorm umfangreichen Bestand an empirischen Material. Es gelingt Adam Hernández in beeindruckender Weise das empirische Material zu analysieren und die gewonnenen Erkenntnisse in die Diskussion zur Optimierung des von ihm entwickelten Resi­lienz-Models zu integrieren. In idealer Weise trägt hier die empirische Forschung zur Weiterentwick­lung eines theoretischen Modells bei. Darüber hinaus stellen die aus der Diskussion abgeleiteten Handlungsempfehlungen ein überaus wertvolles Ergebnis der Forschungsarbeit dar und bilden eine hervorragende Grundlage für eine resilienzorientierte Weiterentwicklung der Dorf- und Regionalent­wicklung.

Mit Bezug zur Praxis der Dorfentwicklung hebt Adam Hernández die fundamental wichtige Rolle von Schlüsselpersonen und Schlüsselorganisationen hervor. Sie können in der Dorfentwicklung zum strategischen Nachdenken anregen, Maßnahmen und Projekte unterstützen, zum Entwurf von Zukunftsvisionen einladen, das Ehrenamt strukturieren und unterstützen oder zum Ausprobieren neuer Ideen ermutigen.

Wichtige Einzelakteure sind in eher resilienten Dörfern sogenannte brückenschlagende Schlüsselpersonen – das kann ein Bürgermeister, ein Ortsvorsteher oder ein Dorfmoderator sein. Diese Schlüsselpersonen wirken an der Schnittstelle zwischen Menschen und Organisationen verschiedener Denk- und Handlungslogiken als „soziale Scharniere“ und können so für Verständigung und Kooperation sorgen. Zur Förderung von Resilienz in Dörfern sollten deshalb gerade die öffentlichen Stellen, so zum Beispiel die Kommunalverwaltungen rechtliche, organisationsstrukturelle und kommunikationsbezogene Fachberatung anbieten, um die Dorfentwicklung strategisch weiterentwickeln.

Alistair? Adam Hernández stammt von Teneriffa und hat dort sein Diplomstudium in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen. Danach führt ihn sein Weg nach Deutschland an die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, wo er am Standort Göttingen den Masterstudiengang Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung absolvierte. Nach dem Studium sammelte Adam Hernández dann zunächst Praxiserfahrung in der Regionalentwicklung beim Landkreis Göttingen, bevor er von Juni 2016 bis Dezember 2019 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Ressourcenmanagement seine Dissertation erarbeitet hat. Finanziert wurde die Forschungstätigkeit durch das Programm „Forschungsperspektive FH – Fachhochschulforschung als Motor regionaler Entwicklung“.

Adam Hernández hat sich 2010 ganz bewusst für das Studium an der HAWK entschieden, zunächst mit dem Ziel, sich für die berufliche Praxis der Regionalentwicklung gut zu qualifizieren. Zehn Jahre später folgt die Promotion und damit stehen Adam Hernández nun die Türen von Wissenschaft und Praxis offen. Aktuell ist Adam Hernández als Wissenschaftler bei der Akademie für Raumentwicklung der Leibniz-Gesellschaft (ARL) in Hannover tätig.

Seit 2015 haben nun schon fünf Absolventinnen und Absolventen des Masterstudiengangs Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung im Bereich der Dorf- und Regionalentwicklung promoviert und weitere werden folgen. „Wir qualifizieren unsere Absolventinnen und Absolventen zwar immer noch überwiegend für eine Tätigkeit in der beruflichen Praxis, aber wer die Wissenschaft für sich entdeckt, kann auch diesen Karriereweg an der HAWK sehr erfolgreich beschreiten“, hebt Prof. Dr. Ulrich Harteisen hervor, „wir setzen auf kooperative Promotionsverfahren, so konnten mit dem Fachgebiet Geographie der Universität Vechta bereits einige Promotionsverfahren gemeinsam durchgeführt werden, wie nun auch das Verfahren von Alistair Adam Hernández.“

PR
Screenshot: HAWK

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