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Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2020 für die Polizeiinspektion Hildesheim

HILDESHEIM. Am gestrigen Tag gab der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Herr Boris Pistorius, die polizeiliche Kriminalitätsstatistik für das Land Niedersachen bekannt. Heute stellte die Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes, Frau Kriminaldirektorin Birgit Thieme, die Zahlen und Fakten der Polizeiinspektion Hildesheim vor.

Entwicklung der Fallzahlen und Aufklärungsquoten

Die bestehende Corona-Pandemie hat ganz offensichtlich auch einen wesentlichen Einfluss auf die Kriminalitätsentwicklung in der Polizeiinspektion Hildesheim.

Sowohl im zeitlichen Zusammenhang mit dem 1. Lockdown ab Mitte März bis zum 2. Lockdown ab Anfang November 2020, welcher dann erneut in einer härteren Phase der Beschränkungen mündete, waren sinkende Zahlen beim Kriminalitätsaufkommen zu verzeichnen.

Im Gegensatz zum Jahr 2019, mit insgesamt 16.494 Straftaten, sank die Zahl der Straftaten im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Hildesheim im Jahr 2020 auf 15.869 Straftaten. Ein Minus von 625 Taten bzw. 3,9 %. Dabei waren vor allem bei den Diebstahldelikten Rückgänge zu verzeichnen.

Von den registrierten Straftaten wurden insgesamt 10.023 aufgeklärt. Die daraus resultierende Aufklärungsquote beträgt demnach 63,16 % und liegt damit um 0,84 % leicht über der Aufklärungsquote des Jahres 2019.

Auch im gesamten Bereich der Polizeidirektion Göttingen, zu der die Polizeiinspektion Hildesheim als eine von fünf Inspektionen zählt, sind die Fallzahlen gesunken. Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten führt dazu aus: „Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr um 3,04 Prozent gesunken, die Aufklärungsquote konnte gleichzeitig um 2,57 Prozentpunkte auf 66,45 Prozent gesteigert werden. Die Straftaten liegen damit auf dem niedrigsten, die Aufklärungsquote hingegen auf dem höchsten Stand seit Bestehen der Polizeidirektion Göttingen. Dieser Erfolg ist dem Engagement und der hohen Expertise aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken, die ihre Arbeit auch unter den besonderen Umständen der Corona-Pandemie unbeirrt weitergeführt haben. Dafür möchte ich allen Angehörigen der Polizeidirektion Göttingen meinen Dank aussprechen“.

Wohnungseinbruchdiebstahl

Vor allem bei Einbruchdiebstählen in Wohnungen und Wohnhäuser sind im Vergleich zum Jahr 2019 sinkende Zahlen zu verzeichnen. Durch Beschränkungen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie (Kurzarbeit, Homeoffice, Homeschooling, Kontaktbeschränkungen, keine Urlaubsabwesenheiten…etc.) waren letztlich deutlich mehr Teile der Bevölkerung im häuslichen Umfeld anzutreffen, was die Täter vermutlich abschreckte. Ein weiterer Faktor der sinkenden Zahl war die enorm erhöhte Polizeipräsenz in der Stadt und im Landkreis Hildesheim, welche auch zur Kontrolle der Einhaltung der vorgeschriebenen Beschränkungen eingesetzt war.

Insgesamt wurden in dem Deliktsfeld Wohnungseinbruchdiebstahl / Tageswohnungseinbruch 249 Taten registriert, wovon 97 Versuche begangen wurden. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem 309 Taten registriert wurden, ist die Zahl für 2020 um 60 Taten auf 249 Delikte, und damit fast um 20 %, gesunken. Die Aufklärungsquote für 2020 beträgt 19,68 %. Das sind 11,07 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, in dem aufgrund der Aufklärung von Tatserien in besonders vielen Fällen die Täter ermittelt wurden.

Die Polizeipräsidentin resümiert hierzu: „“Aufgrund der Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Zuge der Corona-Lockdowns sind im Bereich der Wohnungseinbrüche die Fallzahlen deutlich gesunken. Die Menschen sind in der Corona-Pandemie vielfach zuhause geblieben, dies könnte sich auch auf dieses Phänomen ausgewirkt haben. Aber auch unsere präventiven Anstrengungen tragen Früchte: Neben der Gesamtfallzahl ist auch die Zahl der vollendeten Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr gesunken. Das zeigt: Die Menschen im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Göttingen wissen, wie sie sich vor Einbrechern schützen können. Nichts desto trotz werden wir auch weiterhin intensiv präventiv, aber auch repressiv tätig sein, um es Einbrechern in Zukunft noch schwerer zu machen, in den persönlichsten Lebensbereich der Bürgerinnen und Bürger einzudringen.“

Häusliche Gewalt

Ein signifikanter Anstieg der Fallzahlen im Bereich der häuslichen Gewalt in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, lässt sich zumindest aufgrund der bekannt gewordenen Fälle für das Jahr 2020 nicht belegen. Die Polizeiinspektion Hildesheim registrierte in diesem Deliktsfeld 862 Taten. Das sind zwar 25 Taten mehr als 2019, aber 67 Fälle weniger als 2018, wo 939 Straftaten bekannt geworden sind. Bei einem überwiegenden Anteil der Taten, nämlich 520, handelte es sich um Körperverletzungsdelikte, wobei 431 einfache und 82 gefährliche oder schwere Körperverletzungen registriert worden sind. 166 der Körperverletzungen sind unter Alkoholeinfluss begangen worden.

Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte und Rettungsdienste

Zum Thema Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte und Rettungskräfte in der Polizeidirektion Göttingen bezieht Polizeipräsidentin von der Osten klar Stellung: „Im Jahr 2020 waren 46 Kolleginnen und Kollegen an 610 Tagen nach Angriffen nicht dienstfähig – und standen damit nicht zum Schutz der Bevölkerung zur Verfügung. Das zeigt, wie sehr solche Angriffe der Gemeinschaft schaden. Solche Angriffe werden wir allein deswegen schon auch künftig nicht tolerieren, sondern konsequent zur Anzeige bringen. Darüber hinaus werden wir unsere Einsatzkräfte auch weiterhin schützen, unter anderem mit der Bodycam, die 2019 eingeführt wurde und allein im vergangenen Jahr in etwa 30 Fällen Angriffe auf Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte dokumentiert hat.“

Im Bereich der Polizeiinspektion Hildesheim hat es bei den Aggressionsdelikten gegenüber Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten im Jahr 2020 einen Rückgang der Fallzahlen gegeben. Es wurden 100 Gewaltdelikte registriert, 12 weniger als 2019. Die Anzahl von Widerstandshandlungen gegen Maßnahmen von Vollstreckungsbeamtinnen und -beamten ist im Vergleich zum Vorjahr um drei Taten auf 42 Fälle gesunken. Demgegenüber hat sich die Anzahl der tätlichen Angriffe um sechs Taten auf insgesamt 48 Fälle leicht erhöht.

Was den Einsatz der Bodycams betrifft, gehörte die Polizeiinspektion Hildesheim in Niedersachsen zu den Pilotdienststellen, in denen dieses Einsatzmittel getestet wurde. Neben einer deeskalierenden Wirkung wird auch das polizeiliche Einschreien objektiv dokumentiert, was im Nachhinein für die Bewertung des Einschreitverhaltens, insbesondere bei der Zwangsanwendung, von großem Wert ist.

Die Gewaltdelikte gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Rettungsdiensten sind von 11 Fällen im Jahr 2019 auf acht Taten im Jahr 2020 gesunken.

Tatmittel Internet

Im Bereich Cybercrime, bei dem das Internet als Tatmittel eingesetzt wurde, verzeichnete die Polizeiinspektion Hildesheim im Jahr 2020 1087 Fälle. Im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 168 Straftaten. Nach wie vor handelte es sich bei der überwiegenden Anzahl dieser Taten um Betrugsdelikte. Die Polizei registrierte hier 722 Fälle, 2019 waren es 658. Bei den verbleibenden 365 Delikten handelte es sich u.a. um Bedrohungen, Nötigungen oder Stalking, um Fälle in Verbindung mit Kinder- und Jugendpornographie oder um das Ausspähen von Daten, wobei letztere mit 195 Taten hier das Gros ausmachten.

„Mit fortschreitender Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ist auch mit einer Zunahme dieser Kriminalitätsform in den nächsten Jahren zu rechnen. Die Bekämpfung dieses Phänomens wird deshalb auch weiterhin einen Schwerpunkt in unserer Arbeit bilden. Dafür haben wir kompetente Partner an unserer Seite – seit dem vergangenen Jahr auch den Verein German Competence Centre against Cyber Crime (G4C). Gemeinsam wollen wir den Schutz vor Straftaten im Internet oder unter Nutzung von IT-Systemen durch Qualifikation, Netzprävention sowie Entwicklung und Nutzung digitaler Maßnahmen fördern.“, betont die Behördenleiterin Frau von der Osten.

Straftaten zum Nachteil älterer Menschen

Auch im Jahr 2020 wurde dieses Deliktsfeld als Schwerpunkt in der Kriminalitätsbekämpfung behandelt. Dies betrifft insbesondere Betrugsdelikte, Trickdiebstähle und andere mit Täuschungen verknüpfte Vermögensdelikte, bei denen Täter gezielt ältere Menschen als Opfer wählen, weil sie dort günstige Tatbedingungen vermuten. Diese Taten beeinträchtigen die Lebensqualität älterer Menschen nicht nur durch den Verlust von Bargeld, Schmuck etc., sondern auch durch Ängste und Schamgefühle.

Zu den hauptsächlichen Einzelphänomenen zählen nach wie vor Enkeltrick, falscher Polizeibeamter, falscher Wasserwerker sowie Gewinnversprechen am Telefon. Zahlreiche untergeordnete Einzelphänomene schließen sich der Gesamtkomponente an (falscher Bankmitarbeiter, Glas-Wasser-Trick, Zetteltrick, falscher Microsoftmitarbeiter und jüngst auch falsche Mitarbeiter des Gesundheitsamtes zur Pandemiezeit.

Trotz Aufklärungsmaßnahmen über die lokale Tagespresse, Social-Media und andere Medien, wie Funk und Fernsehen gelingt es dennoch in Einzelfällen, die „älteren“ Menschen um ihr Hab und Gut zubringen.

Im Berichtsjahr 2020 kam es in der Polizeiinspektion Hildesheim zu einem deutlichen Anstieg der Taten. Es wurden insgesamt 1.076 Fälle registriert, 372 mehr als noch 2019. Dabei handelte es sich um 615 versuchte und 461 vollendete Taten mit einem Gesamtschaden von ca. 570.000 Euro. Den Schwerpunkt bildete die Masche „Falscher Polizeibeamter“, hier wurden 279 Delikte registriert.

Die gestiegene Anzahl der versuchten Taten, 615 im Jahr 2020 gegenüber 214 im Jahr 2019, zeigt, dass die polizeiliche Präventionsarbeit in diesem Deliktsfeld offenbar Früchte trägt. Neben der regelmäßigen Berichterstattung wurden verschiedene Informationsbroschüren, in denen über die Maschen von Betrügern informiert und gewarnt worden ist, entworfen und über diverse Institutionen an die Zielgruppe der über 60-jährigen verteilt. Somit konnten viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger erreicht werden, die das Ansinnen von Betrügern erkannten, nicht darauf hereinfielen und die Polizei verständigten. Ferner hat die Sensibilisierung von Bankmitarbeiterinnen und -mitarbeitern dazu beigetragen, dass versuchte Betrugstaten nicht zur Vollendung gelangten. Die Angestellten von Banken und Sparkassen werden oftmals hellhörig, wenn Seniorinnen und Senioren z.B. beabsichtigen, größere Beträge abzuheben. In diesen Fällen werden die Gründe hinterfragt und beim kleinsten Verdacht auf einen mutmaßlichen Betrugsversuch erfolgt eine Hinzuziehung der Polizei. Diesbezüglich ergeht an dieser Stelle ein besonderer Dank an die aufmerksamen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geldinstitute, durch deren Hilfe ein Schaden für die Opfer abgewendet werden konnte.

Die Polizei Hildesheim wird auch weiterhin bestrebt sein, durch fortlaufende Präventionsmaßnahmen vor den perfiden Maschen der Täter zu warnen und somit Schäden zum Nachteil unserer lebensälteren Mitbürgerinnen und -bürgern möglichst zu unterbinden.

Die Polizeipräsidentin bezieht hierzu wie folgt Stellung: „Straftaten zum Nachteil älterer Menschen sind besonders verwerflich, weil die Täterinnen und Täter Mitleid, Hilfsbereitschaft oder Respekt vor staatlicher Autorität ausnutzen. Dank intensiver Präventions- und Aufklärungsarbeit – sowohl bei älteren Menschen, als auch in deren Umfeld – bleibt es in vielen Fällen glücklicherweise nur beim Versuch. Dennoch gelingt es den Täterinnen und Tätern immer wieder, Seniorinnen und Senioren um ihr Hab und Gut zu bringen. Es gilt also nach wie vor, wachsam zu bleiben.“

Subventionsbetrug

Auch wenn dieses Deliktsfeld keinen Kriminalitätsschwerpunkt in der Polizeiinspektion Hildesheim darstellt, war im Jahr 2020 auf Grund der Corona-Pandemie ein Anstieg der Zahlen zu verzeichnen. Während im Jahr 2019 keine Fälle von Subventionsbetrug bekannt geworden sind, wurden 2020 43 Taten bearbeitet und an die Staatswaltschaft abgegeben, bei denen Beschuldigte widerrechtlich Corona-Hilfszahlungen beantragt haben. Dabei ist es etwa in 2/3 der Fälle ist bei Versuchen geblieben, in denen es zu keinen Auszahlungen kam.

Messerangriffe

Zum Thema Messerangriffe führt Frau von der Osten an: „Immer häufiger wird bei Straftaten ein Messer verwendet – sei es um andere Menschen zu bedrohen, aber auch bei Raubüberfällen, Körperverletzungen bis hin zu versuchten Tötungs- und Sexualdelikten. Der Anstieg ist nicht verwunderlich: Messer jedweder Art sind in jedem Haushalt verfügbar und weitgehend erlaubnisfrei zu kaufen.“

Für den Bereich der Polizeiinspektion Hildesheim sind Messerangriffe leicht rückläufig. Während in den Jahren 2018 und 2019 113 bzw. 110 Taten verzeichnet worden sind, waren es im Jahr 2020 88 Fälle. Dabei handelte es überwiegend (83 Fälle) um Delikte wie Bedrohung, Raub oder Körperverletzung.

Fazit

Zur Entwicklung der Kriminalität im Bereich der Polizeiinspektion Hildesheim für dem Berichtszeitraum 2020 resümierte Kriminaldirektorin Thieme: „Der Rückgang der Straftaten im vergangenen Jahr ist erfreulich und auch sehr zufriedenstellend, wobei die rückläufigen Fallzahlen sicher auch im Einfluss von Corona begründet sein dürften. Trotz der gesunkenen Fallzahlen werden wir auch weiterhin durch umfangreiche Kontroll- und Ermittlungsarbeit sowie durch polizeiliche Präsenz dafür sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger in Stadt und Landkreis sicher leben.“

jpm/ots

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