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„Kinder sollten nicht für ihre Eltern haften müssen“ – Aktionswoche Schuldnerberatung startet am 7. Juni

HILDESHEIM. Zum Start der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung (07. – 11. Juni) fordert der Caritasverband für die Diözese Hildesheim (DiCV) die Einführung der Kindergrundsicherung. Zwar setzt sich das Land Niedersachen seit Jahren auf Bundesebene für die Einführung einer existenzsichernden finanziellen Absicherung von Kindern ein, aber es braucht weiter öffentlichen Druck, damit eine neue Bundesregierung sich des Themas ab Herbst 2021 annimmt.

In der Folge der Pandemie sind mehr Familien unverschuldet in Not geraten, durch Jobverlust, Kurzarbeit und Corona bedingte Betriebsschließungen. Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Mehrheit der 600.000 Menschen, die sich bundesweit 2020 an Schuldnerberatungsstellen gewandt haben, arbeitslos waren. Die Kinder, die im Lockdown besonders zurückstecken mussten, haben in diesen Familien aus finanziellen Gründen keine Chance auf gerechte Teilhabe. „Wenn sich Eltern verschulden, sollten die Kinder nicht mithaften. In der Realität ist das aber so“, beklagt Antje Braun, Referentin Schuldnerberatung des DiCV. Eine Kindergrundsicherung könnte Abhilfe schaffen.

Auch der Caritasverband für Stadt und Landkreis Hildesheim e.V., der ebenfalls eine Schuldnerberatung anbietet, beobachtet eine zunehmende Anzahl von Mitbetroffenen vor allem aus der Familie. „Aus unserer langjährigen Erfahrung in der Schuldnerberatung müssen wir leider feststellen, dass es nicht nur der Schuldner selbst ist, der unter seiner Situation leidet, sondern immer häufiger auch Familienmitglieder, insbesondere Kinder. Das betrifft die Ernährung ebenso wie den Kauf von Kleidung oder auch den Verzicht auf Freizeitaktivitäten wie Kino, Ferienfahrten und ähnliches“, erläutert Jürgen Hess, Sozialpädagoge und Schuldnerberater des Caritasverbandes.

Außerdem sollte es auch für Selbständige ein Recht auf Schuldnerberatung geben. „Ich gehe davon aus, dass viele Menschen mit Ladengeschäften oder Gastro-Betrieben die Durststrecke des Lockdowns durch staatliche Hilfen zwar überstanden haben. Doch viele dieser Selbständigen werden jetzt unter der finanziellen Last zusammenbrechen, wenn Umsatz oder Aufträge ausbleiben“, sagt Matthias Wenzel von der Caritas-Schuldnerberatung Hannover. Bislang können sie nur einen sogenannten Vermittlungsschein beantragen, wenn sie bereits Hartz IV bekommen.

Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) hat die Aktionswoche dieses Jahr unter das Motto „Der Mensch hinter den Schulden“ gestellt. Der DiCV ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft und betreibt über seine Ortsverbände zwischen Lüneburg und Duderstadt, zwischen Verden und Wolfsburg 15 Schuldnerberatungen. In Niedersachsen gibt es insgesamt 120 Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände, die wie die Caritas in der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege organisiert sind.

PR

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