Offener Brief an Marcus Hollenbach

Sehr geehrter Herr Hollenbach,

ich nutze die aktuelle Berichterstattung um die Bischof-Janssen-Straße in der Hildesheimer Allgemeinen
Zeitung vom 02.11.2021, um mit Ihnen in das Gespräch zu kommen. In der kommenden Legislatur werde
ich die CDU-Fraktion im Ortsrat Stadtmitte/Neustadt als Vorsitzender vertreten.

Ich wähle die Form eines offenen Briefes, um die anderen Mitglieder unseres Ortsrates sowie die
Öffentlichkeit, die ein großes Interesse um die Verfehlungen von Bischof Heinrich Maria Janssen hat, zu
informieren.

Die CDU-Fraktion stellt sich der Verantwortung, die eindeutigen Ergebnisse der Untersuchung über
physische, psychische und sexualisierte Gewalt gegenüber Minderjährigen in katholischen
Heimeinrichtungen in der Amtszeit von Bischof Heinrich Maria Janssen aufzuarbeiten.

Meine Fraktion und ich insbesondere sind über die Ergebnisse der Untersuchung erschüttert. Wir haben
einstimmig beschlossen, dass die Würdigung von Person und Lebenswerk von Heinrich Maria Janssen
nicht mehr vertretbar sind. Für uns ist somit klar, dass die Bischof-Janssen-Straße umbenannt werden
muss.

Aus diesem Grund haben wir nach intensiver Beratung innerhalb des CDU-Ortsverbandes Stadtmitte und
unserer Fraktion beschlossen, die Bischof-Janssen-Straße zeitnah umwidmen zu wollen. Aus
Pragmatismus schlagen wir deshalb die Verlängerung der Kardinal-Bertram-Straße über die Kaiserstraße
hinaus vor. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass dieser Vorschlag von uns analog zu der parallel
verlaufenden Osterstraße, die ebenfalls die Kaiserstraße überquert, unterbreitet wird.

Meiner Fraktion ist es wichtig, die Verfehlungen von Bischof Heinrich Maria Janssen klar zu benennen,
aber mit der Verlängerung der Kardinal-Bertram-Straße ein positives Signal an die katholische Gemeinde
unserer Stadt in dieser schwierigen Situation auszusenden.

Ihre Äußerungen in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung, dass Sie unseren Plan als „befremdlich“
empfinden und unglücklich darüber sind, einen Kirchenmann durch einen anderen zu ersetzen, kann ich
nicht nachvollziehen. Die Kardinal-Bertram-Straße ist und wird auf Sicht ein Teil unseres Stadtbildes
bleiben. Sie sagen, dass die Rolle von Kardinal Bertram im Nationalsozialismus nicht eindeutig geklärt sei.
Ich frage mich: Wollen Sie die Kardinal-Bertram-Straße ebenfalls umbenennen? Wie wollen Sie zukünftig
mit anderen Straßen ähnlicher Widmung verfahren?

Sie meinen außerdem, dass eine solche Entscheidung nicht von einer Fraktion ausgehen sollte. Ich frage
Sie nun, wie sollen wir unsere Meinungsbildung anders als in Form von sachlichen Anträgen entwickeln?
Eines ist doch klar: Die Entscheidung selbst können nur mehrheitlich die Mitglieder des Ortsrates
Stadtmitte/Neustadt treffen.

In diesem Sinne freue ich mich, mit Ihnen und unserem Ortsrat für unsere Bürger und unseren Ortsteil zu
arbeiten und zu dienen.

Mit herzlichen Grüßen
Constantin Janzen