Zum Inhalt springen

In Lila für die kleinsten Kämpfer

HILDESHEIM. In Deutschland werden jährlich rund 60.000 Kinder zu früh geboren, davon 8.000 Babys mit einem Gewicht unter 1.500 Gramm. Diese sehr kleinen Frühchen, Kinder mit Fehlbildungen und anderweitig kranke Neugeborene bedürfen besonderer, hoch qualifizierter Pflege und medizinischer Versorgung. Seit der Einrichtung sogenannter Perinatalzentren zur Versorgung von früh- und krank geborenen Kindern im Jahr 2006, wurde die Hildesheimer Kinderklinik mit Level 1 in die höchste Versorgungsstufe eingeteilt. Dort können Frühchen ab der 24. Schwangerschaftswoche professionell versorgt werden. Bereits vor der Geburt werden Eltern durch eine qualifizierte Neonatalbegleiterin liebevoll auf den Umgang mit einem frühgeborenen Kind vorbereitet. Nach dem Krankenhausaufenthalt können Familien durch die Mitarbeiterinnen der Bunten Kreis Hildesheim weiter begleitet und unterstützt werden. In diesem Jahr beteiligte sich das Helios Klinikum Hildesheim erstmals an der Aktion „Purple for Preemies“, die 2008 von der European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) ins Leben gerufen wurde, und ließ sein Hauptgebäude in lila Beleuchtung erstrahlen.

Eine reguläre Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Kommt ein Kind vor der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) zur Welt, so spricht man von einem Frühchen. „Ab der 35. SSWsind die Kinder in der Regel so stabil, dass eine intensivmedizinische Betreuung nicht nötig ist und sie mit der Mutter auf der normalen Geburtsstation bleiben können“, erzählt Dr. Levente Bejo, Leitender Arzt der Früh- und Neugeborenen-Intensivstation am Helios Klinikum Hildesheim. Wird ein Kind jedoch früher geboren und hat ein Geburtsgewicht von deutlich unter 2.000 Gramm, kommt es zunächst auf die Station von Dr. Bejo und seinem Team. 30 Pflegekräfte und bis zu zehn Ärztinnen und Ärzte kümmern sich dort um die kleinsten Patienten in den 20 Betten und Inkubatoren. Dabei ist für die intensivpflichtigen Kinder eine 1:1-Betreuung durch eine Pflegekraft gewährleistet. „Das betreuende Team ist aber noch größer. Vor und nach der Geburt erhalten Eltern und Kind Unterstützung und Begleitung durch unsere Neonatalbegleiterin, den Bunten Kreis, Kinderphysiotherapeuten sowie bei Bedarf durch unsere Seelsorger oder eine Psychologin“, erklärt Bejo. In regelmäßigen Besprechungen stimmt das Team ab, welche Familie welche Unterstützung benötigt.

Mit nur 390 Gramm ins Leben gestartet

Das bisher kleinste Frühgeborene wurde 2018 im Helios Klinikum versorgt. Mit gerade einmal 390 Gramm und einer Größe von nur 26 Zentimetern kam die kleine Lena bereits in der 24. SSW auf die Welt. Nach vier Monaten medizinischer Versorgung auf der Station und liebevoller Begleitung durch Eltern, Ärzte und Pfleger war es möglich, ihr zu einem sicheren Start ins Leben zu verhelfen. Die medizinischen Möglichkeiten haben sich dabei über die Jahre stetig weiterentwickelt, wie Dr. Bejo berichtet: „Vor allem die Entwicklung eines Medikaments zum „Offenhalten“ der Lungenbläschen hat seit den 80er Jahren vielen Kindern beim Überleben geholfen. Seit einigen Jahren versorgen wir Frühgeborene nach dem Konzept des minimal handlings. Das bedeutet, dass sich Ärzte und Pflegekräfte sehr eng miteinander abstimmen und die medizinisch notwendigen Maßnahmen bündeln. Immer unter dem Motto ‚So viel wie nötig, so wenig wie möglich‘. So verringern wir den Stress für die Kinder. Auch die Eltern beziehen wir vom ersten Tag mit ein. Wenn möglich, wird das Kind unmittelbar nachdem es auf die Welt geholt wurde, bei Mama oder Papa auf die nackte Brust gelegt. Dieses sogenannte ‚frühe Bonding‘ ist extrem wichtig und hilfreich für die Entwicklung des Kindes, aber auch um die Bindung zwischen Neugeborenem und Eltern herzustellen.“ 

Denn leider ist es Eltern von sehr früh geborenen Kindern nicht vergönnt, eine komplette Schwangerschaft zu erleben. „Das ist eine Belastung für viele Mütter und Väter. Die Mama kann ihren Babybauch nicht vorzeigen, keinen Gipsabdruck machen lassen. Das Kind wächst nicht in ihrem Körper heran. Vermeintlich kleine Dinge, die aber oft eine große Bedeutung haben. Der Papa versucht für Mutter und Kind stark zu sein und stellt sich oft hinten an“, erzählt Simone Siemke, Leiterin des Bunten Kreis am Helios Klinikum. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen betreut sie in der sozialmedizinischen Nachsorge zu früh oder krank geborene Kinder und ihre Eltern schon im Krankenhaus und begleitet sie bei dem Weg zurück in das häusliche Umfeld. „Da kommen oft viele Dinge erst richtig hoch. Wir achten zwar primär darauf, dass sich das Kind gut entwickelt. Aber wir unterstützen die Familien auch seelisch, haben immer ein offenes Ohr.“ Die Unterstützung durch den Bunten Kreis ist eine Krankenkassenleistung, auf die alle Familien Anspruch haben. 

Sobald sich eine Frühgeburt abzeichnet, steht Christina Röhr den Eltern zur Seite. Die Kinderkrankenschwester verfügt über die Zusatzqualifikation „entwicklungsfördernde Neonatalbegleitung“. Anhand einer lebensechten Frühchen-Puppe bereitet sie Mütter und Väter auf das Aussehen und die Besonderheiten eines frühgeborenen Kindes vor. Sie nimmt sich Zeit und begleitet die Eltern auch nach der Geburt, wenn dies gewünscht ist. In ihrem Frühchen-Treff haben Betroffene die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. Die Klinik erfüllt die Richtlinien von WHO und UNICEF und hält speziell geschultes Personal vor, weshalb sie bereits seit 1995 als „Babyfreundliche Geburtsklinik“ zertifiziert ist. Die Initiative setzt sich dafür ein, eine enge Bindung zwischen Eltern und Neugeborenen, die kindliche Entwicklung und das Stillen zu fördern. Das Helios Klinikum Hildesheim gehört damit zu den nur rund 100 Krankenhäusern in Deutschland, die dieses Zertifikat tragen. In Stadt und Landkreis Hildesheim ist es die einzige Klinik.

PR

Hinweis zu der Meldung
Diese Seite zeigt gesponsorten Marketing-Inhalt, Quell- und Informationslinks sowie extern eingespielte Banner und Flash-Anzeigen.