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Gelebte Demokratie, echtes Handwerk

HILDESHEIM. In dem schon zur Tradition gewordenen Bericht aus der Arbeit der Handwerkskammer gingen Präsident Delfino Roman und Hauptgeschäftsführerin Ina-Maria Heidmann auf die großen handwerklichen Themen zur Jahreswende ein. „So wie in den Vorjahren bildete das Handwerk 2018 über Bedarf aus und sorgt somit langfristig dafür, dass auch anderen Wirtschaftsbereichen Fachkräfte zugeführt werden“, so der Präsident. Eine Besonderheit des Handwerks sei, so Roman, dass es noch viel mehr als andere Bereiche jungen Menschen mit schwierigen Ausgangsvoraussetzungen eine Chance böte: „Das Handwerk ist der Wirtschaftsbereich mit dem höchsten Anteil an Hauptschulabsolventen (43,7%). Fast die Hälfte der Auszubildenden aus Asylzugangsländern (48,4%) absolviert eine Ausbildung im Handwerk und 27% aller Auszubildenden werden von Handwerksbetrieben ausgebildet.“

Nichtsdestotrotz würde das Handwerk die sinkenden Schüler- und Auszubildendenzahlen und die Abbrecherquote aufmerksam verfolgen. Roman forderte die Betriebe auf, bei ihrer Nachwuchssuche noch aktiver vorzugehen, da sich der Wettbewerb um den Nachwuchs in den nächsten Jahren noch mehr verschärfen werde. Hauptgeschäftsführerin Heidmann stellte in diesem Zusammenhang das Leistungsangebot der Kammer vor, das vor, während und nach der Ausbildung Schülern, Eltern, Betrieben, Ausbildern und Auszubildenden kostenfrei zur Verfügung stehe. So werde beispielsweise der Zukunftstag für Mädchen und Jungen im März 2019 erstmals und ausschließlich im Berufsbildungszentrum Göttingen angeboten. „Der Ausbau des Servicegedankens hat bei unserer Offensive für die Ausbildung höchste Priorität. 2019 werden wir unter anderem ein Kundenportal auf unserer Homepage einrichten, über das Betriebe schnell und unkompliziert Dokumente herunterladen, Lehrverträge einsehen und ausfüllen oder die Änderung von Betriebsdaten beantragen können“, so die Hauptgeschäftsführerin.

Präsident Roman ergänzte, dass Maßnahmen, die der Qualitätssicherung der Ausbildung dienen, nicht zum Nulltarif zu haben seien: „Junge Menschen haben zurecht eine hohe Erwartungshaltung an ihre Ausbildung, der auch die Berufsbildungszentren und Berufsschulen gerecht werden müssen. Moderne Ausstattungen der Werkstätten in unserem BBZ und zeitgemäße Lernmethoden kosten Geld.“ Die Vollversammlung fasste daher einstimmig den Beschluss zur Neufassung der Beitragsordnung und Beitragsanpassung als Grundlage für einen transparenteren und flexibleren solidarischen Beitrag. „Der künftige Zusatzbeitrag liegt ab 2019 einheitlich bei 1.06 % vom Gewerbeertrag jedes einzelnen Mitgliedsbetriebes. Das ist ein fairer Beitrag zur Sicherung der gemeinsamen Ausbildungsleistung unseres Wirtschaftsbereichs Handwerk“, sagte Roman.

Dass das Parlament des Handwerks nicht in allen vorliegenden Beschlüssen ad hoc zustimmt, wurde beim Tagesordnungspunkt zur Änderung der Satzung deutlich. Hier ist man bislang zu keiner mehrheitlichen Einigung gekommen. „Kritik ermöglicht Fortschritt. Dass wir, also Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus dem Handwerk, über einen Punkt noch einmal diskutieren müssen, ist ein gutes Zeichen. Es zeigt die gelebte Demokratie unserer Vollversammlung, die am Ende unsere Selbstverwaltung und unseren Zusammenhalt stärkt“, betonte der Präsident.

Für die von Seiten der Bundespolitik thematisierte Wiedereinführung der Meisterpflicht forderten Präsident und Hauptgeschäftsführerin das Südniedersächsische Handwerk zur Einheit auf. Um die 2003 beschlossene Abschaffung der Meisterpflicht in 53 Handwerken rückgängig zu machen, bedarf es einer gemeinsamen Stimme von Kammern, Verbänden und Innungen – von allen Interessenvertretern des Handwerks. „Die EU sieht in dieser Forderung einen Eingriff in das Berufsfreiheitsgrundrecht, da in anderen EU-Ländern die Ausübung der betroffenen Handwerke auch ohne Meisterqualifikation möglich ist“, so Heidmann. Es sei denkbar, dass sich bei einer Verfolgung der „Rückvermeisterung“ auch die aktuell meisterpflichtigen Handwerke einer Prüfung und Rechtfertigung unterziehen müssen. „Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) beruft sich auf eine Studie des ifh Göttingen (Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk) und empfiehlt uns schon heute nach Argumenten zu suchen, die den Erhalt und die Wedereinführung entweder mit der Abwehr von Gefahren für Leben und Gesundheit, Verbraucherschutz, Umwelt- oder Kulturgüterschutz oder aber der Sicherung der Ausbildungsleistung für die Gesamtwirtschaft begründet“, riet Roman abschließend.

PR
Foto: HWK Hildesheim-Südniedersachsen

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