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Plasma bereichert regionale Wirtschaft

HILDEHSEIM. Unternehmen aus der Region Hildesheim wollen von der Plasmaforschung profitieren. Das zeigte sich beim 1.Unternehmerfrühstück zum Thema Plasmatechnologien am HAWK-Standort Hildesheim. Rund 30 Unternehmensvertreter/innen aus der Region informierten sich bei der Veranstaltung von der HAWK, der Weserbergland AG und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hildesheim Region (HI-REG) zu den Anwendungsmöglichkeiten von Plasma.

Plasma ist ein richtiges Multitalent. Mit Hilfe des „vierten Aggregatzustandes“ können Wunden schneller heilen, Luft und Oberflächen gereinigt und Materialien zum Beispiel leitfähiger oder wasserabweisend gemacht werden. Am HAWK-Standort Göttingen forschen Wissenschaftler/innen der Hochschule und des Fraunhofer Anwendungszentrums für Plasma und Photonik (APP) gemeinsam zur Anwendung von kaltem Plasma im Gesundheitsbereich. 2016 gewann die HAWK mit dem Projekt „Plasma for Life“ den Wettbewerb „Starke Fachhochschulen – Impuls für die Region“ (FH-Impuls) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Bis 2020 wird das Forschungsprojekt mit 6,5 Millionen Euro gefördert. Dazu gibt es die Option auf eine zweite Förderphase bis 2024. Die Besonderheit von FH-Impuls: Die Hochschulen arbeiten in ihrer Forschung eng mit Partnern aus der regionalen Wirtschaft zusammen.

Durch Informationsveranstaltungen wie das Unternehmerfrühstück sollen weitere Partner/innen gewonnen werden, die von der Plasmaanwendung profitieren können. „Wir sehen uns als Innovationstreiber für die regionale Wirtschaft“, erklärt Dr. Bernd Schieche, Clustermanager an der HAWK. Eine ähnliche Veranstaltung in Holzminden sorgte bereits für Anfragen und Austausch mit verschiedenen Unternehmen aus der Region. In einem kurzen Vortrag stellte Prof. Dr. Wolfgang Viöl, HAWK-Vizepräsident für Forschung und Transfer und Leiter des Forschungsschwerpunktes Laser- und Plasmatechnologie, die Hochschule vor. Im Anschluss gab Dr. Bernd Schieche gemeinsam mit den Fachprojektleitern einen Überblick über das Projekt und die Forschungsbereiche von „Plasma for Life“. Dabei ging es nicht nur um die Plasmaanwendung in Bezug auf Medizin und Hygiene, sondern auch um Oberflächenbearbeitung, beispielsweise im Automotive-Bereich.

Ein Hildesheimer Unternehmen, das Plasma bereits anwendet, ist der Metallverarbeiter Edelstahl Nord. „Wir sind bereits vor fünf oder sechs Jahren mit der Technologie in Kontakt gekommen“, berichtet Geschäftsführer Torsten Lühr. In einem Projekt entwickelte das Unternehmen ein System zur Luftreinigung und testete es in Schweineställen. Dort kann Plasma Bakterien abtöten und Gerüche beseitigen. „Die Tiere werden durch die Luftreinigung nicht mehr krank. Man braucht keine Antibiotika mehr“, erklärt Lühr. Er selbst setze ein ähnliches Gerät bereits zu Hause sein, denn durch die Reinigung mit Plasma werden auch Pollen beseitigt. „Mein Sohn ist Allergiker und durch die Luftreinigung hat er in den Räumen keinen Heuschnupfen mehr.“ Inzwischen nutzt Edelstahl Nord für die Luftreinigungsgeräte bereits eine Elektrode, die von HAWK-Forscher/innen mitentwickelt wurde. Durch eine Partnerschaft mit „Plasma for Life“ möchte Lühr die Erfahrungen mit eigenen Projekten auch wissenschaftlich untermauern. „Um ein Produkt auf den deutschen Markt zu bringen, brauchen wir wissenschaftliche Untersuchungen“, betont er.

Auch Jens Hoppmann vom Bad Gandersheimer Unternehmen GHK DOMO sieht in seinem Unternehmen Anwendungsbereiche für Plasmatechnologie. GHK Domo entwickelt Systemkomponenten für medizinische Einrichtungen wie zum Beispiel Ausstattungen für Operationssäle und Arztpraxen. „Durch Plasma könnten wir unsere Produkte noch effektiver in der Keimreduktion machen“, ist er überzeugt.

Zu der großen Resonanz der Veranstaltung haben vor allem die Weserbergland AG und die Hi-Reg beigetragen. Sie nutzten ihre Netzwerke, um regionale Unternehmen auf das Thema Plasma aufmerksam zu machen. „Wir sind auf großes Interesse gestoßen“, berichtet Franziska Wolkenhauer, Innovationsberaterin der Hi-Reg. Eine Veranstaltung wie das Unternehmerfrühstück, bei dem Unternehmensvertreter/innen kompakt zu technischen Innovationen informiert würden, habe es so im Landkreis bisher nicht gegeben. „Die Veranstaltung war ein guter Einstieg und hat einen guten Überblick über das Thema gegeben“, fasst sie zusammen. Und auch über das Unternehmerfrühstück hinaus habe es Anfragen zu Gesprächen gegeben.

Auch Dr. Bernd Schieche ist zufrieden mit dem Ergebnis des Vormittags. „Man konnte erkennen, dass das Interesse an kurzer, kompakter Information groß ist“, zieht er Bilanz und hofft auch dauerhaft auf viele neue Kontakte in der Region. „Wir möchten nicht, dass ‚Plasma for Life‘ nur als Göttinger Projekt gesehen wird.“ Er wünsche sich Partnerschaften „von Hessen bis Nordhannover und von der Weser bis zum Eichsfeld.“

Julia Dittrich
Fotos: Julia Dittrich

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