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Tiefengeothermie in Niedersachsen – In mehreren „Claims“ wird tiefe Erdwärme gesucht

  • Hannover

HANNOVER/BUCHHOLZ/MUNSTER. Richtung Erdinneres wird es heißer. In einer Tiefe von 4000 Metern liegen die Temperaturen beispielsweise unter Hannover bei rund 150 Grad Celsius. Mehrere Unternehmen und Kommunen möchten diese Wärme aus der Erde zukünftig zur Energiegewinnung nutzen. Sie haben sich für bestimmte Gebiete Berechtigungen zur Suche nach Erdwärme gesichert. Im vergangenen Jahr existierten in Niedersachsen acht solcher Berechtigungsgebiete mit einer Gesamtfläche von 650 Quadratkilometern. Sie befinden sich bei Hannover, Burgwedel, Göttingen, Munster, Emsbüren, Celle, Dreilingen und Bad Bevensen.

Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat jetzt einen Bericht mit „Zahlen und Fakten zur Tiefengeothermie in Niedersachsen 2018″ veröffentlicht. Der Bericht enthält unter anderem Informationen über die Erlaubnisfelder, Geothermiebohrungen, seismische Messungen und Machbarkeitsstudien zu geplanten Projekten in einer Tiefe von mehr als 400 Metern. Es wird die Entwicklung der vergangenen 18 Jahre aufgezeigt.

Aktuell werden drei Bohrungen zur Aufsuchung von Erdwärme untersucht. Davon wurde nur eine speziell für die Tiefengeothermie niedergebracht. Es handelt sich um die Genesys-Bohrung am Geozentrum Hannover in Groß-Buchholz. Sie erreichte im Jahr 2009 eine Tiefe von 3901 Metern. Bei den beiden anderen Bohrungen handelt es sich um ehemalige Bohrungen der Erdgasindustrie. Sie befinden sich in Munster und am Horstberg bei Dreilingen und sind rund 5100 beziehungsweise etwa 4900 Meter tief. Die Bohrung am Horstberg dient Forschungszwecken. In allen drei Bohrungen fanden Untersuchungen zur Wasserdurchlässigkeit der Gesteine statt, die derzeit ausgewertet und interpretiert werden. Eine gute Wasserdurchlässigkeit ist Voraussetzung dafür, dass ausreichend Wärme gewonnen werden kann. In Hannover und Munster finden möglicherweise weitere Untersuchungen statt.

Das LBEG wird auch zukünftig seinen Datenbestand weiter ausbauen und ab sofort jährlich fundierte Zahlen und Fakten als Grundlage für eine sachliche Diskussion zur Tiefengeothermie bereitstellen. Eine wichtige Rolle dabei wird auch das vom LBEG organisierte Geothermieforum Niedersachsen spielen. Es dient insbesondere dem Erfahrungstransfer aus der Erdgas-/Erdöl- in die Geothermiebranche. Das Geothermieforum unterstützt dabei, ehemalige Kohlenwasserstoff-Bohrungen zur Gewinnung von Erdwärme als klimaschonende, grundlastfähige und dezentrale Energiequelle für Niedersachsen nachzunutzen.

Zudem findet am 13. Mai 2020 im Geozentrum Hannover die 12. Norddeutsche Geothermietagung statt. Bei der Tagung handelt es sich um den geothermischen Branchentreff Norddeutschlands. Die Tagung bietet Experten aus Unternehmen, Behörden und Forschung seit 2008 eine Informations- und Diskussionsplattform für das gesamte Themenspektrum der Erdwärmenutzung im Norddeutschen Becken. Das Programm wird derzeit erarbeitet. Zeitnah können sich Interessierte über folgende Internetseite informieren und anmelden: https://www.norddeutsche-geothermietagung.de/

Hintergrund Tiefe Geothermie:

Von tiefer Geothermie wird in der Regel bei Geothermieanlagen mit Bohrtiefen von mehr als 400 Metern gesprochen. Die meisten der derzeit in Deutschland genutzten tiefen Geothermiebohrungen sind zwischen circa 2000 und 3500 Metern tief.

Die tiefe Geothermie kann vor allem im Bereich der Wärmeversorgung einen wichtigen Beitrag zur Energiewende liefern. Sie ist klimaschonend und regenerativ. Im norddeutschen Becken werden die Potenziale der tiefen Geothermie bisher kaum genutzt. Hauptgründe hierfür sind unter anderem die hohen Bohrkosten und das so genannte Fündigkeitsrisiko. Das Fündigkeitsrisiko ist das Risiko eine Bohrung niederzubringen und beispielsweise aufgrund zu geringer Fördermenge, zu geringer Temperatur oder nicht handhabbarer Wasserqualität nicht den notwendigen Wärmegewinn daraus zu erzielen.

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