Zum Inhalt springen

Fachkräfte, Altersversorgung, Mehrwertsteuer – Branchenthemen im Fokus des DEHOGA-Landesverbandstages 2019

  • Hannover

HANNOVER. Rund 250 Delegierte aus ganz Niedersachsen diskutierten vom 20. bis 22. Oktober 2019 in Gifhorn auf ihrem zentralen Landesverbandstag unter der Leitung des Präsidenten Detlef Schröder über aktuelle Branchenthemen. Der Fachkräftemangel, die betriebliche Altersversorgung im Rahmen der hogarente sowie die Mehrwertsteuerreduzierung auf alle Speisen standen dabei ebenso im Fokus wie die Generationen Y und Z, über die Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt, Vizepräsidentin der PFH Private Hochschule Göttingen, in einem kurzweiligen Vortrag referierte. Über die neue strategische Ausrichtung der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH (TMN) informierte Meike Zumbrock, Geschäftsführerin der TMN. Die Qualitätssteigerung im Tourismus steht dabei genauso im Fokus wie optimaler Informationsfluss und Vermarktung mittels einer eigens entwickelten Open Data Lösung.

Neben Branchenthemen standen die Regularien und Wahlen auf dem Programm. Birgit Kolb-Binder aus Bad Zwischenahn und Dirk Breuckmann aus Hannover wurden als neue Vizepräsidenten des DEHOGA Niedersachsen gewählt. „Ich freue mich auf das Amt und werde meine Kraft für den Verband einsetzen“, so Birgit Kolb-Binder, die als Inhaberin der Kolb-Unternehmensgruppe zwei Hotels sowie ein Restaurant und Café auf Langeoog und seit 2017 auch das 53° Hotel in Bad Zwischenahn betreibt.

„Ich arbeite jeden Tag gern in der Branche und mir macht es Spaß, Dinge zu bewegen“, freut sich auch Dirk Breuckmann, Direkter des Maritim Airport Hotels in Langenhagen bei Hannover, auf die neuen Herausforderungen im Ehrenamt.

Der DEHOGA dankt dem bisherigen Vizepräsidenten Dirk-Jan F. Warmerdam aus Bad Zwischenahn, der aus familiären und beruflichen Gründen nicht wieder kandidierte. „Herr Warmerdam hat in seiner Amtszeit zahlreiche Projekte angeschoben und Vieles für den Verband und unsere Mitglieder geleistet. Besonders herausstellen möchte ich sein Engagement in den Bereichen Digitalisierung und Verbandsmarketing“, so Präsident Detlef Schröder.

In ihren Ämtern bestätigt wurden Lutz Feldtmann aus Stade (Vorsitzender Fachgruppe Hotels), Carsten Rohdenburg aus Lilienthal (Vorsitzender Fachgruppe Gaststätten), Roger Burkowski aus Hambühren (stv. Vorsitzender Fachgruppe Gaststätten). Neu gewählt wurde Carsten Dauer aus Holzminden als stv. Vorsitzender der Fachgruppe Hotels in Nachfolge von Andreas Wienecke aus Hannover, der nicht wieder kandidierte.

Dr. Andreas Ebel, Landrat des Landkreises Gifhorn, richtete das Grußwort des Landkreises an die Delegierten. „Die Deutschen machen wieder mehr Urlaub im eigenen Land, und das ist auch gut so“, eröffnete er seine Ansprache. Im Landkreis Gifhorn sei man mit einem Übernachtungsplus von 7,6 Prozent in 2018 auf überdurchschnittlichem Wachstumskurs. Ein gutes radtouristisches Angebot sei dabei besonders wichtig und werde gerade ausgebaut. Dabei wird auch das Gasthofsterben thematisiert und Maßnahmen ergriffen. So gibt es zum Beispiel neben regionalen Förderprogrammen zusätzliche landkreiseigene Fördermaßnahmen, die auch gastronomische Betriebe unterstützen. „Der DEHOGA ist und bleibt eine starke Interessenvertretung mit vielen engagierten Mitgliedern. Der Kreisverband Gifhorn macht hier vor Ort einen guten Job“, lobte Dr. Ebel das Engagement des DEHOGA.

Fachkräftemangel im Gastgewerbe

Für das extrem personalintensive Gastgewerbe ist die Sicherung des Fach- und Arbeitskräftebedarfs die wichtigste Zukunftsaufgabe. Ein Hauptgrund für diese Entwicklung ist der demografische Wandel. Die bereits seit über zehn Jahren stark rückläufigen Schulabgänger- und in der Folge Auszubildendenzahlen schlagen sich auf den Arbeitsmarkt nieder, auch wenn der Negativtrend gestoppt werden konnte und die Ausbildungszahlen in Niedersachsen im Jahr 2018 um nur noch 0,6 Prozent zurückgegangen sind. Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Die Unternehmen sind aufgerufen, bei ihren Anstrengungen für eine gute Ausbildungsqualität nicht nachzulassen. Es gilt, junge Menschen so zu befähigen, dass sie für die Arbeit in Hotellerie und Gastronomie gerüstet sind, ihnen attraktive berufliche Perspektiven zu bieten und sie damit in der Branche zu halten.

Fortsetzung und Aktualisierung der hogarente

Für die Beschäftigten im Hotel- und Gaststättengewerbe ist eine Anschlusslösung an die bisherige hogarente gefunden und zwischen den Tarifvertragsparteien DEHOGA und NGG verabredet worden. Die bundesweit einheitlichen Tarifverträge gelten rückwirkend zum 1. Januar 2019 und ermöglichen den Beschäftigten und Unternehmen, die staatlich geförderte betriebliche Altersversorgung umfassend in Anspruch zu nehmen. Neuer Partner für die betriebliche Altersvorsorge wird SIGNAL IDUNA.

Das Hotel- und Gaststättengewerbe ist mit seinen mehr als 20.000 Betrieben, mehr als 86.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und 5.000 Auszubildenden einer der größten Arbeitgeber in Niedersachsen. Die jetzt vereinbarte deutschlandweite Branchenlösung schafft die ersten auf Grundlage des Betriebsrentenstärkungsgesetzes (BRSG) neu verhandelten Flächentarifverträge in Deutschland. Festgeschrieben ist darin eine Erhöhung des Arbeitgeberbeitrags von 150 auf 240 Euro pro Mitarbeiter im Jahr. Weiter zahlt der Arbeitgeber einen Zuschuss zur freiwilligen Entgeltumwandlung seiner Mitarbeiter in Höhe von 16 Prozent. Die Beschäftigten haben einen Anspruch auf Umwandlung tariflicher Entgeltbestandteile in Höhe von bis zu acht Prozent der Beitragsbemessungsgrenze.

„Die betriebliche Altersversorgung wird vom Staat gefördert. Wir wollen unseren Mitgliedsunternehmen und deren Beschäftigten ermöglichen, noch in diesem Jahr die Fördermöglichkeiten zu nutzen. Wichtig ist uns dabei, der Branche angesichts eines immer schwieriger werdenden Kapitalmarktes ein möglichst sicheres, einfaches und lukratives Produkt zur Verfügung zu stellen“, erklärt Detlef Schröder, Präsident des DEHOGA Niedersachsen. „So lässt sich die Altersversorgung auch für die Mitarbeiterbindung einsetzen.“

Generation Y/Z und wie sie ticken
Jede Generation hat ihre Eigenheiten. Die Jüngste heißt Generation Z und wächst im digitalen Zeitalter auf. Was das auch für die Arbeitswelt bedeutet, erläuterte Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt, Vizepräsidentin der PFH Private Hochschule Göttingen, in ihrem Vortrag zu den Generationen Y (Jahrgänge 1980-1995) und Z (Jahrgänge 1995-2010). Von der Angst, etwas zu verpassen, über einen Wertewandel und andere Gewichtungen von Arbeit und Freizeit bis zum permanenten „Online-Seien“ ging sie in einem kurzweiligen Vortrag auf die Generationsunterschiede ein.

„Wir leben in einer Multioptionsgesellschaft. ‚Mach, was Dir Spaß macht!‘ ist dabei das Motto“, erklärt Mörstedt gesellschaftliche Veränderungen. Die Generation Z ist längst auf dem Arbeitsmarkt angekommen, während sich viele Unternehmen noch nicht einmal auf die Generation Y richtig eingestellt haben. Doch auch die neue Generation wird wieder einschneidende Veränderungen in die Betriebe bringen. „Die Arbeitswelt hat sich hin zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. Die Unternehmen müssen sich mit entsprechenden Arbeitszeitmodellen und einem Generationsmanagement innerhalb des Betriebes darauf einstellen“, so Mörstedt zu den Auswirkungen auf die Unternehmen.

Sieben Prozent Mehrwertsteuer auf alle Speisen

In 15 EU-Staaten wird zwischen dem Essen aus dem Supermarkt, dem Essen im Gehen, im Stehen und dem Essen im Restaurant steuerlich kein Unterschied gemacht. In Deutschland gelten für Speisen zum Mitnehmen sieben Prozent, für frisch zubereitete Speisen im Restaurant dagegen 19 Prozent.

Für Deutschlands Gastronomie bedeutet der volle Steuersatz einen knallharten Wettbewerbsnachteil, insbesondere gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel, der sein Sortiment verzehrfertiger Essensangebote signifikant ausgeweitet hat und weiter ausbaut.

Der DEHOGA Niedersachsen fordert ausdrücklich den reduzierten Mehrwertsteuersatz für alle Lebensmittel und unterstützt die vom DEHOGA Bayern initiierte Online-Petition zur Rettung der Gasthauskultur. Ziel ist es, Essen einheitlich mit sieben Prozent Mehrwertsteuer zu besteuern, unabhängig von der Art der Zubereitung egal wo und wie es gegessen wird. „Das Gasthaussterben betrifft uns alle! Wirtschaftlich sowie touristisch. Ökologisch gesehen ist es grotesk, dass Essen in Einweggeschirr weniger versteuert wird als gemütliches Essen mit Mehrweggeschirr“, erklärt DEHOGA-Präsident Detlef Schröder. „Die Gastronomie ist arbeitsintensiv und bietet vielen Menschen einen sicheren Arbeitsplatz. Auf den gleichen Umsatz kommen in der Gastronomie sechs Mal mehr Mitarbeiter als im Lebensmitteleinzelhandel“, so Schröder weiter.

Durch sieben Prozent Mehrwertsteuer entstünden Spielräume für mehr Investitionen, mehr Arbeitsplätze, mehr Lohn und noch attraktivere Angebote. Die steuerliche Gleichbehandlung von Essen ist für die Gastronomie eine Frage der Wertschätzung des unglaublich arbeitsintensiven Kochens in den Betrieben. Das Gasthaussterben auf dem Lande sowie das Verschwinden klassischer Restaurants aus den Innenstadtlagen machen deutlich, dass die Wettbewerbsfähigkeit der arbeitsintensiven Gastronomie dringend einer Stärkung bedarf. Aus steuerpolitischen, ernährungspolitischen wie auch ökologischen Gründen ist die steuerliche Gleichbehandlung von Speisen dringend geboten. Sie würde zudem wertvolle Spielräume für Investitionen und Beschäftigung schaffen.

PR
Fotos: DEHOGA Niedersachsen

Hinweis zu der Meldung
Diese Seite zeigt gesponsorten Marketing-Inhalt, Quell- und Informationslinks sowie extern eingespielte Banner und Flash-Anzeigen.