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„Man lässt keine Menschen ertrinken“

HILDESHEIM. „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ So steht es auf einem Bildschirm, Teil einer Medienstation im MichaelisWeltcafé. Die Stele aus Holz in Form einer Welle soll an das Leid derer erinnern, die über das Meer flüchten, um Schutz und ein besseres Leben zu finden. Aber auch an die Verantwortung der Menschen in Deutschland und Europa. Es ist eine Aufforderung zur Diskussion, zum Mitfühlen und zur Hilfe. Solche Medienstationen stehen an den acht Friedensorten der Landeskirche Hannovers, zu denen auch der Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt zählt mit seinem Projekt „Lernen eine Welt zu sein“.

Das obige Zitat aus der Abschlusspredigt, die Pastorin Sandra Bils beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund 2019 gehalten hat, ist die ebenso schlichte wie eindrucksvolle Überschrift über einer Aktion des Bündnisses United4Rescue, der sich zahlreiche Kirchengemeinden, kirchliche und diakonische Verbände angeschlossen haben – darunter auch der Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt und das Diakonische Werk Hildesheim. Das Bündnis sammelt Spenden, um ein Rettungsboot zu finanzieren, das künftig Flüchtende im Mittelmeer aufnehmen soll.

„Die Kirche ist aus ihrer Geschichte heraus zu besonderer Verantwortung gegenüber Flüchtlingen aufgerufen“, erklärt Superintendent Mirko Peisert. Ein Beispiel: Im 17. Jahrhundert flüchteten Protestanten aus den Niederlanden und ließen sich in Ostfriesland nieder. Zudem seien die Fluchtursachen heute zum Teil Folge von Wirtschaftspolitik und Konsumverhalten westlicher Industriestaaten, daraus entstehe eine Verantwortung. Hier liege auch der Bezug zum Projekt „Lernen eine Welt zu sein“, in dem es um Nachhaltigkeit und gerechtes Wirtschaften geht, ergänzt Projektkoordinatorin Michaela Grön. „Wir Menschen müssen uns verpflichten, einander zu retten“, erklärt sie.

Es sei „beschämend, dass wir in Europa die Grenzen so dicht machen“, meint auch Matthias Böning, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Hildesheim, „wir wollen uns dafür einsetzen, dass kein Mensch mehr auf der Flucht ertrinken muss.“ Dabei sei die Seenotrettung nur der erste Schritt auf dem Weg. Kirchenkreissozialarbeiterin Mandy Steinberg kommt im MichaelisWeltcafé mit vielen Geflüchteten zusammen, die sich hier im Café International treffen oder als Ehrenamtliche mitarbeiten. Sie hat schon einige persönliche Geschichten gehört: „Man kann sich kaum vorstellen, was sich auf diesen Booten zuträgt.“ Bei der Aktion gehe es gar nicht darum, jeden Geretteten auf Dauer aufzunehmen. Aber alle sollten erst einmal Schutz und Sicherheit finden und auf ein faires und gerechtes Asylverfahren vertrauen dürfen: „Dafür gibt es Gesetze“, sagt Steinberg.

An der Medienstation hängen zwei Kopfhörer; wer sie aufsetzt, setzt ein kurzes Video über das Anliegen von United4Rescue in Gang. In einem transparenten Kasten liegt eine Kinder-Rettungsweste, die am Strand von Lesbos gefunden wurde. Sie wurde vom Friedensort Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld in Norden zur Verfügung gestellt. Die Idee ist, dass Geflüchtete in Hildesheim weitere Stücke für die Vitrine ergänzen können, die an ihre Fluchterfahrungen erinnern.

In Gesprächen zeige sich, dass auch viele gebürtige Hildesheimer und Hildesheimerinnen von Fluchterlebnissen in der Geschichte ihrer Familien berichten können, weiß Steinberg. Auch Michaela Grön kennt solche Erzählungen ihrer Großeltern: „Und vielleicht trifft es uns ja bei anderer Gelegenheit. Gut, wenn wir uns dann auf Solidarität und universelle Menschenrechte verlassen können.“

Info:
Spenden an United4Rescue, #Wirschickeneinschiff, gehen an das Konto des Trägervereins Gemeinsam Retten e.V., IBAN DE93 1006 1006 1111 1111 93, BIC GENODED1KDB, Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank.

Wiebke Barth
Foto: Wiebke Barth

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