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Sprache als Schlüssel zum erfolgreichen Berufseinstieg – Pilotkurse für Auszubildende mit Sprachförderbedarf

Landkreis HILDESHEIM. Zahlreiche Menschen, die in den letzten Jahren als Geflüchtete nach Hildesheim kamen, haben inzwischen eine Ausbildung begonnen. Allein im Handwerk sind im Landkreis Hildesheim derzeit 133 Personen mit Fluchtgeschichte als Auszubildende beschäftigt. Davon begannen 40 Geflüchtete ihre Ausbildung im Jahr 2020. Damit diese gelingt, sind gute Sprachkenntnisse eine zentrale Bedingung. Landkreis und Stadt Hildesheim übernehmen seit 2017 mit den Stellen der Bildungskoordination für Neuzugewanderte u.a. die Vernetzung und Koordinierung der Akteure im (Sprach-) Bildungsbereich. Durch die systematische Einbindung der Berufsschulen, der vor Ort aktiven Institutionen und dem großen Einsatz der beteiligten Akteure konnten nun bundesfinanzierte Pilotkurse für Auszubildende mit Sprachförderbedarf im Berufsfeld Pflege und dem Friseurhandwerk gestartet werden.

„In der Praxis haben wir die Erfahrung gemacht, dass die meisten Betriebe zufrieden mit ihren Auszubildenden mit Fluchtgeschichte sind und die Arbeit in den Betrieben gut läuft“, erklären Malte Dierks und Ralf Holze aus dem Integrationsprojekt „Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber“ der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen. „Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache führen aber oft zu Problemen im schulischen Teil der Ausbildung“, ergänzt Leonie Wilhelms vom Bildungsbegleitungs-Projekt „Was geht?!“ des Hildesheimer Vereins Asyl e.V., das kofinanziert wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union.

Diese Problemlagen hat auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erkannt und finanziert Kurse für Auszubildende mit Sprachförderbedarf. Deutschlandweit gibt es zum aktuellen Zeitpunkt erst wenige Kurse dieser Art. Hildesheim nimmt daher eine Vorreiterrolle ein. Grund dafür ist der hohe Koordinierungsaufwand, den Schulen und Sprachkursträger allein nicht leisten können. Zuerst müssen in Absprache mit den Berufsschulen die Auszubildenden mit Sprachförderbedarf identifiziert werden. Danach muss evaluiert werden, ob die Teilnahme an einem Kurs sinnvoll ist. Sobald feststeht, welche Auszubildenden potenziell an einem Sprachförderkurs teilnehmen wollen, müssen Gruppen gebildet werden, die fachlich und von ihren zeitlichen Voraussetzungen zusammenpassen. Mit unterschiedlichen Berufsschul- und Arbeitstagen in den Betrieben ist das in einigen Fällen vor allem in einem Flächenlandkreis wie Hildesheim kein leichtes Unterfangen.

Im Januar hat ein solcher Kurs im Bereich Pflege erstmals unter der Leitung der Ländlichen Erwachsenenbildung in Hildesheim begonnen. Ein weiterer folgte im Februar. Mitte März startete bei der Deutschen Angestellten Akademie (DAA) ein Kurs für Friseurlehrlinge. Aufgrund der Corona-Einschränkungen starten alle Kurse erst einmal digital, sollen aber bald in Präsenz fortgeführt werden. Weitere Kurse im Pflegebereich sowie Kurse aus den Berufsbereichen des Handwerks sollen zum neuen Schuljahr beginnen. Dann plant auch die VHS-Tochter Gesellschaft für berufliche Bildung Hildesheim (GGBH) Kurse anzubieten.

Einer der vielen Auszubildenden, die jetzt einen Kurs begonnen haben, ist Aman Shimhalal Yikalo aus Eritrea. Der 26-Jährige ist seit 2014 in Deutschland, lebte zunächst in Nordstemmen, später in Hildesheim. Nachdem er die Sprachlernklasse an der Walter-Gropius-Schule besucht und im Anschluss den Haupt- und den Realschulabschluss nachgeholt hat, macht er seit August 2020 eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Altenpfleger im AWO Seniorenzentrum „Ernst-Kipker-Haus“. Die Ausbildung macht ihm viel Spaß und Freude. Er arbeitet sehr gerne mit Menschen, besonders mit Demenzkranken. „Man kann viel von den Leuten mit Demenz lernen. Der Kurs läuft gut. Ich freue mich, dass es so einen guten Deutschkurs gibt in dieser schwierigen Zeit“, sagt Yikalo.

Diese Kurse sind aber nicht nur für Geflüchtete bestimmt: Jede Person in einer dualen Ausbildung mit Sprachförderbedarf kann teilnehmen. Es werden jedoch immer mindestens sieben Auszubildende aus einer Fachrichtung benötigt, um einen Kurs starten zu können. Auszubildende, Betriebe und Lehrkräfte können sich bei Interesse an einem Kurs gerne bei Leonie Wilhelms (wasgeht@asyl-ev.de, Tel: 05121 9893856) melden. Sie sammelt zentral alle Bedarfe für ausbildungsbegleitende Sprachförderkurse in der Region Hildesheim.

PR

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