Zum Inhalt springen

Gedenken an Opfer der Reichspogromnacht

HILDESHEIM. In der Nacht des 9. November 1938 und den darauffolgenden Tagen wurden zahlreiche jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger Opfer von schrecklichen Gewalttaten. Ihre Wohnungen und Geschäfte sowie ihre religiösen Zentren wurden zerstört. Viele Schicksale sind mit diesem Tag verbunden, in Hildesheim brannte auch die Synagoge am Lappenberg nieder. Die Stadt Hildesheim hatte daher am gestrigen 9. November wieder zu einer Gedenkveranstaltung am Mahnmal am Lappenberg geladen.

Oberbürgermeister Dr. Meyer erinnerte im Rahmen seiner Ansprache an die Hildesheimer Opfer der Novemberpogrome und beklagte, dass Antisemitismus bedauerlicherweise auch in der Gegenwart latent vorhanden und in jüngster Zeit verstärkt wahrnehmbar sei: „Denn auch heute ist der Alltag vieler Jüdinnen und Juden wieder von Antisemitismus geprägt. Sie erleben Anfeindungen im Netz und müssen fürchten, auf offener Straße beschimpft zu werden. Sie müssen sogar mit der Angst leben, in jüdischen Einrichtungen angegriffen zu werden: in Restaurants, in Läden und ja – auch in Synagogen. Der Anschlag auf die Synagoge unserer Partnerstadt Halle ist ein trauriger Höhepunkt einer Entwicklung der vergangenen Jahre.“ Gerade in Bezug auf die Corona-Pandemie sei eine neue Qualität des Antisemitismus festzustellen: „Er ist sichtbarer geworden und äußert sich radikaler, aktuell vor allem auf Kundgebungen von Corona-Leugnern und sogenannten Querdenkern. Neben Impfgegnern versammeln sich hier Verschwörungsideologen und Rechtsextreme. Immer wieder heften sich Teilnehmende gelbe Judensterne mit der Aufschrift ‚ungeimpft‘ an und setzen ihr vermeintliches ‚Schicksal‘ mit der Verfolgung von Juden in der Zeit des NS gleich. Die Shoa wird relativiert, der Holocaust verharmlost und tatsächliche Opfer wie Anne Frank oder Sophie Scholl werden verhöhnt.“

Glücklicherweise sei der Anteil der Menschen, die Hass und Hetze nicht tolerieren möchten, weitaus größer. Hierzu gehörten zum Beispiel die Menschen, die am vergangenen Wochenende in Hildesheim für Solidarität und Weltoffenheit warben. Dazu zählten außerdem Schulen, die sich den Titel „Schule mit Courage“ zu Herzen und dieses Motto ernst nehmen und – wie in Hildesheim – auch danach handelten. „Dazu gehören all jene die dafür sorgen, dass jeglicher Form des Antisemitismus der Nährboden von vornherein entzogen wird. Und – dazu gehören auch Sie, die heute an diesen Ort gekommen sind und damit eine ehrliche und aufgeklärte Erinnerungskultur unterstützen“, so der Oberbürgermeister, der am Ende seiner Rede auch an den kürzlich verstorbenen früheren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Hildesheim, Wolf-Georg von Eickstedt, erinnerte.

Dessen Ehefrau Channah von Eickstedt, sprach im weiteren Verlauf der Gedenkstunde die Gebete „Kaddisch“ und „El Male Rahamim“ Stadtdechant Wolfgang Voges ein Friedensgebet. Die AG Beth Shalom der Robert-Bosch-Gesamtschule unter Leitung von Matthias Reisener erinnerte ebenfalls an die Opfer der Reichspogromnacht und erleuchtete zudem den Davidstern am Mahnmal. Den musikalischen Rahmen bildete der Internationale Chor unter Leitung von Dominik Reinhard.

PR

Hinweis zu der Meldung
Diese Seite zeigt gesponsorten Marketing-Inhalt, Quell- und Informationslinks sowie extern eingespielte Banner und Flash-Anzeigen.