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DIE LINKE. im Kreistag Hildesheim fordert Maßnahmen zur Vermeidung von Energiesperren

Landkreis HILDESHEIM. Die Strompreise sind in den vergangen Jahren rapide gestiegen. Für Millionen von Privathaushalten mit niedrigen Einkommen ist das eine enorme Belastung. Nach Angaben der Bundesnetzagentur wurde im Jahr 2017 rund 344.000 Haushalten der Strom zeitweise abgeklemmt. Diese enorme Anzahl von Energiesperren in der Bundesrepublik ist eine stille soziale Katastrophe, besonders in den kalten und dunklen Wintermonaten. Um festzustellen, wie es mit Strom-, Gas- und Wasserabsperrungen bei Haushalten im Landkreis Hildesheim aussieht, hat die Kreistagsfraktion der LINKEN bereits im Mai bei der der Verwaltung angefragt.

„Die Antwort der Verwaltung fiel ernüchternd aus, weil die Landkreisverwaltung anscheinend über eventuelle Energiesperren seiner Bürgerinnen und Bürger überhaupt nicht im Bilde ist. Dabei gehören Licht im Dunkeln, Wärme in kalten Zeiten oder Wasser zum Kochen oder Waschen zu lebensnotwendigen Grundlagen. Wer beispielsweise keinen Strom mehr hat, ist von unserer Gesellschaft nahezu ausgeschlossen. Es gibt keine sozialen Kontakte über Telefon und Internet mehr, keine Informationen über das Radio und Fernsehen. Wenn es im Winter früh dunkel wird, kann man nicht einmal mehr lesen. Viele Haushalte wärmen ihr Wasser mit strombetriebenen Durchlauferhitzern oder mit ebenfalls auf Stromzündung angewiesene Gasboiler. Auch eine Gasheizung braucht Strom um zu funktionieren, genau wie Herd, Ofen, Kühlschrank. Gerichte stellen immer wieder fest, dass eine Wohnung ohne Strom unbewohnbar ist. Eine Stromsperre ist menschenunwürdig. Dass aber die Verwaltung des Landkreises offensichtlich keine Ahnung darüber hat, wie viele Haushalte im Landkreis mit Energiesperren belegt werden, ist skandalös. Gute Sozialpolitik und öffentliche Daseinsvorsorge sehen anders aus!“, empört sich Fraktionsvorsitzender Joachim Sturm.

Kreistagsabgeordneter Lars Leopold betont: „Von einem Moment auf den anderen versetzen die Energieversorger die Betroffenen praktisch in die Steinzeit zurück. Das geht legal bereits ab einem geringen Gebührenrückstand. Weil die meisten Energieversorger in privater Hand sind, kann die Landkreisverwaltung keine genauen Angaben zur Anzahl von Haushalten machen, die von Energiesperren betroffen sind. Allerdings hält der Landkreis in Form einer Holding-Gesellschaft Anteile an der E.ON Tochter Avacon oder dem Überlandwerk Leinetal. Und hier müssten entsprechende Erkenntnisse eigentlich vorliegen bzw. abzufragen sein. Es ist doch ein Unding, dass die öffentliche Hand an solchen Unternehmen Aktien hält, aber keine Ahnung über die Eingriffe in die Lebenswirklichkeit seiner Bevölkerung hat. Daher fordern wir ein Berichtswesen bei den energieerzeugenden- und energieverkaufenden Unternehmen, an denen der Landkreis beteiligt ist, das offen aufzeigt wie vielen Haushalten warum und in welcher Höhe der Saft abgedreht wurde! Danach sollten wir uns im Kreistag aufmachen, Energiesperren gegenüber den finanziell Schwächsten in unserer Gesellschaft zu vermeiden. Wie das gehen kann, zeigen Städte wie Saarbrücken oder Osterholz-Scharmbeck.“

Zur Information:

Stromsperren können auch auf kommunaler Ebene vermieden werden
Solange die derzeitigen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag eine sozialere Energiepolitik nicht möglich machen, ist das Engagement auf kommunaler Ebene besonders wichtig. Auch hier können Energiesperren vermieden werden. Seit 2013 können Menschen in der Stadt Saarbrücken, die in eine finanzielle Notlage geraten, auf freiwilliger Basis einen Datenaustausch zwischen Sozialamt und Energieversorger bewilligen. Laufen beim Stromversorger Schulden auf ist dieser angehalten vor einer Stromsperre das Sozialamt zu kontaktieren und zum Beispiel Ratenzahlungen zu vereinbaren. Innerhalb von vier Jahren konnten so nachweislich 3100 Stromsperren vermieden werden. Die niedersächsische Kleinstadt Osterholz-Scharmbeck übernahm das Modell im Jahr 2015 auf Initiative der Linkspartei.

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