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Home-Office und Kinderbetreuung – manchmal besser im Grünen

HILDESHEIM. Pastorin Hanna Wagner hat ihr Home-Office für diesen Nachmittag kurzerhand nach draußen verlegt. Das Pressegespräch findet im Park statt, wo sie den spielenden Theodor währenddessen im Auge behalten kann. Denn wie so viele berufstätige Eltern, muss auch Hanna Wagner zurzeit ihre Arbeit am heimischen Schreibtisch mit der Kinderbetreuung unter einen Hut bringen. Ihr Sohn Theodor kann nicht in den Kindergarten gehen – und seine Mutter nicht in die Schule.

Seit August 2019 ist Hanna Wagner Schulpastorin an der Robert-Bosch-Gesamtschule. Da die Schule zum Schutz vor Infektionen geschlossen ist, stellt sie ihren Schülerinnen und Schülern derzeit nur schriftliche Aufgaben. Trotzdem musste sie wie alle Lehrkräfte in Niedersachsen auch Zeugnisnoten vergeben, für den Fall, dass vor den Sommerferien kein Unterricht mehr stattfände.

Mit einem Drittel ihrer Stelle arbeitet sie außerdem für den Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt, übernimmt bei Bedarf Vertretungen im Kirchenkreis und feiert regelmäßig mit evangelischen Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Josephinum Gottesdienste. Hauptsächlich aber unterrichtet sie an der RBG, dieses Halbjahr in den Jahrgängen fünf, acht und elf. Sie hat die Tätigkeit einer Gemeindepastorin mit der Lehrtätigkeit getauscht.

Knapp sechs Jahre hat sie zuvor in Hackenstedt gewohnt, da sie ihre erste Pfarrstelle in der Kirchenregion Holle innehatte. Dann schien ihr die Zeit für einen Wechsel gekommen. „Sie hat ein gutes Händchen für Kinder und Jugendliche“, bescheinigte ihr Superintendentin Katharina Henking bei der Verabschiedung aus dem Nachbar-Kirchenkreis. Eine Fortbildung hatte die Pastorin darin bestätigt, dass Unterrichten das Richtige für sie sein könnte.

Nach dem ersten Schulhalbjahr fühlt sich Hanna Wagner an der RBG schon gut angekommen. Sie freut sich darüber an der Schule einen Raum zur Verfügung gestellt bekommen zu haben, den sie zusammen mit Schülerinnen und Schülern in einen Raum der Stille umgestalten will. Der Raum könne zum Beispiel für Andachten oder Meditation genutzt werden und den Jugendlichen und KollegInnen auch dazu dienen, an einem langen, trubeligen Schulalltag ein Weilchen abzuschalten.

Aufgeregt sei sie ja schon gewesen, als sie die neue Aufgabe als Lehrerin antrat, gibt die Schulpastorin zu. Doch die KollegInnen hätten ihr geduldig mit Rat zur Seite gestanden. Das Schulfach, das sie unterrichtet, umfasst Religion und Werte und Normen. Es geht also sowohl um Bibelkunde oder beispielsweise Prophetie als auch um soziale Themen wie Sexualität und Partnerschaft oder Menschenrechte. In den Klassen lernen Schülerinnen und Schüler aller Konfessionen und Religionen zusammen. „Das ist überhaupt kein Problem“, erklärt Hanna Wagner.

Das Fach biete die großartige Chance mit seinen vielfältigen Themen an die Lebenswelt der Jugendlichen anzuknüpfen. Dabei kämen im Unterricht durchaus auch mal sehr persönliche Fragen und Anliegen zur Sprache. „Ich erlebe die Jugendlichen als offen und sprachfähig, es macht Spaß mit ihnen über Gott und die Welt zu diskutieren und sich gegenseitig vielleicht nochmal ganz neu zu entdecken“, erzählt Pastorin Wagner.

Wiebke Barth
Foto: Wiebke Barth

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