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NLWKN warnt vor Moorbränden aufgrund anhaltender Trockenheit

NIEDERSACHSEN. Der kommende Sommer könnte der dritte Trockensommer in Folge werden. Seit Monaten hat es kaum geregnet. „Dies schadet insbesondere Hochmooren, da es sich bei diesen um rein niederschlagsgespeiste Moore handelt“, erklärt Susanne Brosch, Projektmanagerin im Regionalen Naturschutz beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). „Im schlimmsten Fall fangen diese auch noch an zu brennen.“ In den vergangenen Jahren gab es in den Mooren Niedersachsens immer wieder große Brände, die enorme Schäden in der Pflanzen- und Tierwelt hervorriefen und auch riesige Mengen an klimaschädlichen Gasen freisetzten. „Nasse Moore brennen schlecht“, so die NLWKN-Expertin. Vernässte Moore verhindern nicht nur Flächenbrände, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Biotop-, Arten- und Klimaschutz, indem sie hochmoortypischen Arten Lebensraum bieten und die Freisetzung klimaschädlicher Gase verhindern.

Tückische Brände, die man schwer löschen kann

Alleine in diesem Jahr brannte es in Niedersachsen bereits in mehreren Moorgebieten. Sofern das Feuer nur die Vegetation verbrennt, ist es bei guter Erreichbarkeit schnell zu löschen und der Schaden bleibt gering. „Schwieriger wird es bei entwässerten Moorgebieten. Infolge früheren Torfabbaus und zur landwirtschaftlichen Nutzung wurde der Wasserstand abgesenkt. Hinzu kommt, dass nach heißen und trockenen Phasen die oberen Torfschichten komplett austrocknen. Glutnester können hier immer wieder aufflammen“, so Olaf von Drachenfels, Biotop-Experte beim Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Bei ausgetrockneten Mooren kann das Feuer tief in das Erdreich eindringen und schwelt weiter, es wütet quasi unter der Oberfläche. Bei einem solchen Moorbrand sieht man daher, nachdem die Vegetation verbrannt ist, keine Flammen mehr, sondern eher eine starke Rauchentwicklung, wenn überhaupt. Und an den Brandherd kommt man mit Löschwasser vom Boden aus nicht oder nur sehr schwer heran. Um diese Moorbrände zu ersticken, hilft in der Regel nur langanhaltender Regen.

Frühere Moorbrandkultur in Niedersachsen

„Noch vor 100 Jahren war es üblich, die Moore im Nordwesten Niedersachsens im Frühjahr absichtlich anzuzünden. Dies war ein Teil der Moorbrandkultur“, erklärt Hermann Wreesmann, ebenfalls im Regionalen Naturschutz des NLWKN. In die noch warme Asche wurde dann Buchweizen ausgesät, oder die Schafe wurden auf dem nach dem Feuer sprießenden jungen Grün geweidet. Da die Moore dafür nur oberflächig entwässert wurden, drang das Feuer nicht tief in den Torfboden ein und verursachte nur geringe Schäden. Ganz Nordwestdeutschland litt jedoch unter der enormen Rauchentwicklung, so dass 1923 das Moorbrennen endgültig verboten wurde.

Seitdem haben Kultivierung und Torfabbau die riesigen Hochmoore Nordwest-Deutschlands bis auf wenige Reste reduziert. Nur noch wenige 100 Hektar der ungenutzten Hochmoore sind mit hochmoortypischer Vegetation auf nassem Torfboden erhalten geblieben und so vor Bränden im Frühjahr geschützt.

Der überwiegende Teil der ungenutzten Moore in Niedersachsen ist nach wie vor entwässert und damit unnatürlich trocken. Die hochmoortypische Vegetation aus Torfmoosen und Glockenheide wird von trockenheitsliebenden Arten wie Bentgras, Besenheide und Moorbirken verdrängt und bietet – zusammen mit dem trockenen Torf – dem Feuer gerade im Frühjahr beste Nahrung. Begünstigt werden derartige Brände durch die aufgrund des Klimawandels in den letzten Jahren aufgetretenen langen Trockenperioden im Frühjahr und Sommer.

Wiedervernässung verhindert Brände

Bereits 1981 hat das Land Niedersachsen ein Moorschutzprogramm aufgestellt, mit dem Ziel, rund 85.000 Hektar Hochmoorflächen wiederzuvernässen. Auf zahlreichen Flächen, insbesondere im öffentlichen Eigentum, ist dieses Ziel mittlerweile auch erreicht. Dort, wo Torfabbauverträge ausliefen und arrondierte Flächen erworben werden konnten, konnten Maßnahmen zur Wasserrückhaltung umgesetzt werden. Im Frühjahr steht das Wasser dort nun zwischen Wollgras und Torfmoosen, und Flächenbrände sind nicht mehr möglich. Die Wiedervernässung ist vorbeugender Brandschutz und sollte daher nicht am Widerstand einzelner Grundeigentümer scheitern.

Moore leisten einen hohen Beitrag für den Klimaschutz

Nur ein wassergesättigter Torfkörper ist klimaneutral und ermöglicht, dass Torfmoose wachsen und CO2 binden können. Grundsätzliche Voraussetzung für die Umsetzung von Maßnahmen zur Wiedervernässung ist aber vor allem die Flächenverfügbarkeit. Begleitende Flurbereinigungsverfahren schaffen dazu die Basis. Doch einige Flächeneigentümer sind dazu nicht bereit – trotz Flächentausch oder anderen Angeboten. Die anhaltende Trockenheit verschärft aber die Dringlichkeit der Umsetzung von Maßnahmen. Langjährige Messreihen zeigen, dass der Wasserstand in den Torfkörpern in den letzten zwei Jahren insbesondere in den Sommermonaten sehr stark abgesunken ist. Dies kann durch die Herbst- und Frühjahrsniederschläge nicht kompensiert werden, solange das Regenwasser noch ungehindert abfließt. Die Folge sind teils irreversible Schäden in den Mooren, beispielsweise für seltene Libellenarten, deren Larvengewässer austrocknen.

„Hannoversche Moorgeest“ – vom NLWKN geleitetes EU-Projekt

In zahlreichen Mooren bemühen sich die Naturschutzbehörden von Land und Landkreisen gemeinsam mit den Ämtern für regionale Landesentwicklung (Flurbereinigungsbehörden), dem Ziel der Wiedervernässung durch weitere Verträge und Ankäufe näher zu kommen. Denn ohne den Erwerb der Fläche oder die Einwilligung der Grundeigentümer darf kein Graben angestaut und keine Verwallung zur Verhinderung des Wasserabflusses gebaut werden. Ein Beispiel, wie komplex derartige Vernässungsmaßnahmen sind, liefert das vom NLWKN geleitete LIFE+-Projekt in der „Hannoverschen Moorgeest“.

Die vier Hochmoore in der „Hannoverschen Moorgeest“ mit ihren wertvollen, hochmoortypischen Tier- und Pflanzenarten vor den Toren Hannovers gehören trotz Entwässerung immer noch zu den wertvollsten in Niedersachsen. Im Zuge eines EU-finanzierten LIFE+-Projektes des Landes Niedersachsen sollen sie unter Regie des NLWKN in den nächsten Jahren gemeinsam mit dem Projektpartner Region Hannover wiedervernässt werden. Berechnungen haben ergeben, dass nach der Umsetzung der Maßnahmen ca. 2.700 t CO2-Äquivalente eingespart werden können.

Die ersten Maßnahmen zur Wiedervernässung sollen im Herbst 2020 im Schwarzen Moor starten. Ab 2021 folgen das Bissendorfer, Otternhagener und Helstorfer Moor. Zur Rückhaltung des Regenwassers in den Mooren sollen Entwässerungsgräben verschlossen und Ringwälle aus Torf errichtet werden.

Mit den meisten der über 900 Eigentümern konnten bereits Lösungen zu Verkauf, Tausch oder zur Gestattung gefunden werden. 80 Prozent der Flächen sind derzeit schon für die Umsetzung der Baumaßnahmen verfügbar.

Erstmalig war in diesem Frühjahr auch das Bissendorfer Moor von Bränden betroffen. Am 3. April 2020 wurden die Einsatzkräfte der Feuerwehren Wedemark, Brelingen, Mellendorf und Wennebostel in das Bissendorfer Moor in die Nähe des Nordturms gerufen. Das Feuer hatte sich nach dem Eintreffen bereits ausgebreitet. Fast 60 Einsatzkräfte waren mehrere Stunden im Einsatz und brachten schließlich gegen Abend das Feuer unter Kontrolle. Sie konnten jedoch nicht verhindern, dass etwa zwei Hektar Moorfläche den Flammen zum Opfer fielen. Glücklicherweise wurden tiefere Moorschichten nicht durch den Brand erfasst, sodass hauptsächlich Pfeifengrasbestände stark geschädigt wurden.

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