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Altenpflege: „Wenn die Arbeitsbedingungen nicht stimmen, wird sich auch niemand bewerben“

NIEDERSACHSEN. Anfang 2019 hatte die Bundesregierung das „Pflege-Sofortprogramm“ verabschiedet, mit dem 13.000 neue Stellen in der Altenpflege geschaffen werden sollten. Pflegeeinrichtungen können dadurch unter bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel unter Einhaltung der Fachkraftquote von 50 Prozent, zusätzliche Stellen beantragen. Tatsächlich konnten nach Angaben des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bis Mai 2020 nur 2.600 Stellen besetzt werden.

„Dass das Sofortprogramm bislang floppt, ist keine Überraschung“, sagt Nadya Klarmann, Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen am Freitag in Hannover. „Dass 13.000 Stellen geschaffen werden sollen, ist zwar löblich, spielt aber keine Rolle, da es schon lange einen gravierenden Fachkräftemangel gibt. Wenn die Arbeitsbedingungen nicht stimmen, wird sich auch niemand bewerben“, so die Kammerpräsidentin. Spätestens seit der Corona-Pandemie müsse das jedem Verantwortlichen endlich klargeworden sein. Auch in Niedersachsen können zahlreiche Stellen in Alten- und Pflegeheimen nicht besetzt werden.

Die Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen sieht hier die Politik in der Verantwortung: „Deshalb muss die Politik jetzt in attraktive Arbeitsbedingungen in den Pflegefachberufen investieren. Das fängt an bei einer fairen Bezahlung durch flächendeckende Tarifverträge für Pflegefachpersonen, verlässlichen Dienstzeiten und einem bundeseinheitlichen Personalschlüssel. Auch die Übernahme heilkundlicher Tätigkeiten und vielfältige Karrierechancen sind notwendig, um mehr Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass wir nicht nur ausreichend, sondern auch hochqualifiziertes Personal in der Pflege benötigen. Nur so können wir den komplexen medizinischen Anforderungen gerecht werden.“ 

Grundsätzlich sind junge Menschen Pflegefachberufen gegenüber aufgeschlossen. Eine aktuelle Studie des Sinus-Instituts zeigt, dass jeder fünfte Jugendliche sich vorstellen kann, in der Pflege zu arbeiten. Die schlechte Bezahlung und mangelnde Aufstiegschancen werden von den Jugendlichen als Gründe genannt, sich gegen den Beruf zu entscheiden. Klarmann: „Die Ergebnisse der Studie sind ein Warnsignal. In den nächsten Jahren wird sich die Versorgungssituation in Niedersachsen weiter verschärfen, da viele Fachkräfte in den Ruhestand gehen.“

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