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Ministerpräsident Stephan Weil zum Tod von Ernst Gottfried Mahrenholz

NIEDERSACHSEN. Ernst Gottfried Mahrenholz ist tot – eine traurige Nachricht und ein Verlust für das Land Niedersachsen. Mein Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und engen Freunden. Ich bin ihm häufig begegnet und war immer wieder beeindruckt von seiner großen Menschlichkeit und seinem Engagement. Professor Mahrenholz war ein aufrechter, ein kluger und nachdenklicher Mensch mit hohem moralischem Anspruch, der in seinem langen Leben viel bewirkt hat.

1929 in Göttingen geboren, 2021 in Hannover gestorben, setzte sich Mahrenholz beruflicher Lebensweg aus vielen wichtigen Stationen zusammen. Ob als Referent bei der EKD, als Funkhausdirektor, als Chef der Staatskanzlei, als Minister, als Abgeordneter, als Rechtsanwalt und erst recht als Verfassungsrichter – überall stellte er sein Wirken in den Dienst der Menschen, die grundgesetzlichen Freiheiten und die Demokratie. Prägend für ihn und die Entscheidungen, an denen er mitwirkte oder denen er widersprach, waren immer auch sein christlicher Glaube und gleichzeitig sein großer Respekt vor anderen Religionen.

Dass Ernst Gottfried Mahrenholz vor dem Jurastudium in Tübingen zunächst in Göttingen Theologie, Psychologie und Philosophie studiert hat, war vielleicht ein Grund für seine Bereitschaft, auch Mehrheitsmeinungen stets kritisch zu hinterfragen und sich immer dann, wenn er es für nötig hielt, gegen den Mainstream zu stellen. Viele junge Menschen haben noch sein Minderheitsvotum in dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Kriegsdienstverweigerung in Erinnerung. Der Staat, so Mahrenholz damals, sei ein grundrechtsgarantierender Staat, eine wirkliche Gewissensentscheidung von Kriegsdienstverweigerern müsse in einem fairen, neutralen unparteiischen Verfahren ermöglicht werden.

Zeit seines Lebens setzte sich Mahrenholz mit dem Holocaust auseinander und stellte sich immer wieder der Verantwortung der Deutschen für Auschwitz und Shoah. Er war ein Freund Israels, kritisierte aber auch eine zu extensive Siedlungspolitik. Einem Nazi-Täter mit lebenslanger Haft ermöglichte er, nach 24 Jahren einmal seine Familie zu besuchen, auch er verdiene es, als Mensch mit Würde behandelt zu werden. Mahrenholz machte sich seine Entscheidungen nie leicht, er orientierte sich zeit seines Lebens konsequent an den Wertungen des Grundgesetzes.

Ich würde mir wünschen, dass sich viele junge Juristinnen und Juristen und viele Menschen, die sich in der Politik engagieren, Ernst Gottfried Mahrenholz zum Vorbild nehmen. Gäbe es mehr von seiner Sorte, wäre das gut für unser freiheitliches und solidarisches Miteinander, für die Sicherung unserer Grundrechte und für unseren demokratischen Staat.

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