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Politisches Risiko ist die neue, variable Unbekannte

NIEDERSACHSEN. Welche Auswirkungen Corona für den Hof haben kann, hat Landwirt und Ferkelerzeuger Christian Henne aus Deitersen bei Einbeck gleich zu Anfang der Pandemie zu spüren bekommen. Zwei seiner zehn Mitarbeiter hatten in ihrem Bekanntenkreis Kontakt zu Corona-Infizierten und mussten in die 14-tägige Quarantäne. „Sie waren unter den ersten zehn Fällen im Landkreis Northeim, keiner wusste was noch kommt und zu tun ist. Doch mir war klar, wenn es den Hof treffen sollte, wird das nicht lustig“, zeigt sich der vierfache Vater besorgt um Familie und Mitarbeiter. Mit verstärkter Hygiene und Einhalten von Abständen in den Arbeitssituationen stand für Christian Henne und sein Team fest: „Wir machen weiter, denn als systemrelevanter Bereich kann man nicht einfach zuhause bleiben.“ Es gilt weiterhin, 630 Sauen und Ferkel zu füttern, 350 Hektar Acker mit Weizen, Gerste, Dinkel, Zuckerrüben und Mais zu bestellen und die Biogasanlage zu betreiben!“

Die Frühjahrsbestellung bringt saisonale Arbeitsspitzen in der Landwirtschaft, alle gehen bis an die Grenzen. „Da bin ich von den Witterungsbedingungen abhängig“, erklärt der 57-Jährige. Die Arbeiten auf dem Acker, im Schweinestall oder an der Biogasanlage, die der Nahwärmeversorgung zweier Ortschaften dient, können nicht von Saison- oder Hilfskräften erledigt werden. „Besonders in der Tierhaltung sind Fachleute gefragt. Meine Mitarbeiter kennen die Tiere, die Technik und die Abläufe in der modernen Landwirtschaft“, erklärt der Landwirt. Um die 300 Ferkel vermarktet er in der Woche, zum Glück zeigte sich der Schweinemarkt stabil. „Ferkel sind aktuell knapp. Importe sind nicht möglich, sodass die heimische Produktion stark gefragt ist“, berichtet Christian Henne.

Sorge bereitet ihm der Stillstand bei wichtigen politischen Entscheidungen zu Kastenstand, Kastration und Kupieren – den K-Fragen. „Sitzungen wurden abgesagt, es gibt keine Infos zu Narkose-Schulungen für die Kastration oder Entscheidungen zum Kastenstand“, bedauert der Sauenhalter. Ihm fehlt Planungssicherheit. Bis zum 31. Dezember gelten die Regelungen, danach müsste auch er bauliche Veränderungen vornehmen. Ein Teil der Sauen wird zwar auf Stroh gehalten, doch an der „Initiative Tierwohl“ (ITW) nimmt der Betrieb nicht teil. Dafür wären Umbauten im Abferkelstall nötig, die Fenster sind zu klein. Henne plant einen neuen Abferkelstall außerhalb Dorfes, doch solange es keine Bestandsgarantien gibt, wartet er ab. „Uns läuft die Zeit davon, die Gesetzeslage muss angepasst werden“, sagt das Mitglied im Arbeitskreis Sauenhaltung des Landvolkes. „Wir Landwirte arbeiten immer mit einem Risiko, wie Wetter und Markt. Ärgerlich ist für uns das politische Risiko als neue, variable Unbekannte. Das können wir nicht abschätzen!“, hofft Henne auf baldige Entscheidungen für Niedersachsens Landwirte.

LPD
Foto: Christian Henne Foto / Landvolk Niedersachsen

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