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Psychisch Erkrankte sind in der Corona-Pandemie besonders gefährdet

NIEDERSACHSEN. Laut einer aktuellen Studie der Privaten Hochschule Göttingen können sich psychische Erkrankungen während der Corona-Pandemie massiv verstärken. Jens-Olaf Grune, Fachkraft für psychiatrische Pflege und Mitglied der Kammerversammlung der Pflegekammer Niedersachsen, machte am Donnerstag in Hannover auf die besondere Situation psychisch und seelisch erkrankter Menschen aufmerksam: „Insbesondere die Schließung von Tageseinrichtungen und Werkstätten haben diese Problematik zusätzlich verschärft. Fehlende soziale Kontakte in Quarantänesituationen können vom therapeutischen Team kaum aufgefangen werden, da der Austausch äußerst erschwert ist.“

Seit Beginn der Corona-Pandemie standen die Auswirkungen auf Krankenhäuser und Pflegeheime im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Die Gruppe der psychisch erkrankten Menschen, die zu Hause lebt, blieb überwiegend unbeachtet. Insbesondere die einschränkenden Auswirkungen des Lockdowns, von Quarantäneregeln und Kontakteinschränkungen haben dabei enorme Auswirkungen auf die psychische Verfassung von Menschen, die bereits vorher unter Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen litten.

„Ein psychisch gesunder Mensch schafft es leichter, seinen Alltag bei geänderten Bedingungen zu strukturieren. Für viele psychisch Erkrankte ist das nahezu unmöglich“, sagt Grune. Der sensible Kontakt zu Bezugspersonen und deren Rückmeldungen vermitteln einem psychisch kranken Menschen Sicherheit und Stabilität. Wenn dieses Gerüst der Sicherheit fehle, so Grune, dann ziehen sich die Erkrankten immer weiter zurück. Das Krankheitsbild kann sich zunehmend verschlechtern. Die Folge sind weitere Krankheitssymptome, wie Schlafstörungen, Tag-/Nachtumkehr, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust bis hin zur kompletten Nahrungs- und Flüssigkeitsverweigerung. „Insbesondere ältere Menschen können durch zu wenig Flüssigkeitsaufnahme sterben“, mahnt Grune.

Auch langanhaltende Kurzarbeit, verbunden mit finanziellen Engpässen sowie der drohende Verlust des Arbeitsplatzes können als sekundäre Folgen zu zusätzlichen seelischen Belastungen führen, die bestehende psychische Erkrankungen verstärken. Viele Institutionen haben inzwischen Netzwerke für Betroffene geschaffen, um zumindest den Kontakt per Telefon oder E-Mail aufrechtzuerhalten. „Wichtig ist, dass die Betroffenen mit den lebensnotwendigen Dingen des Alltags versorgt und nicht vergessen werden“, sagt Grune und fordert: „Sobald die Corona-Beschränkungen es wieder zulassen, müssen alle etablierten Angebote für psychisch Erkrankte schnellstmöglich wieder geöffnet werden.“

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