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Landwirtschaftskammer im Livestream: Fragestunde zum Niedersächsischen Weg

NIEDERSACHSEN. Verschieden breite Gewässerrandstreifen zugunsten des Artenschutzes, geplante Ausgleichszahlungen, Naturschutz-Förderprogramme sowie die künftigen Möglichkeiten der Grünlandbewirtschaftung werfen bei zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen grundlegende Fragen auf: Das wurde während einer Fragestunde der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen deutlich, in der Kammerpräsident Gerhard Schwetje und seine Fachkolleginnen Nora Kretzschmar (Naturschutz), Gerd Lange (Grünland und Naturschutzprogramme) und Kai-Hendrik Howind (Leiter Sachgebiet Anbausysteme, Fruchtfolgen, Digitales) am Montag, 23. November 2020, Fragen von Landwirtinnen zum Niedersächsischen Weg beantwortet haben. Die von NDR-Journalistin Heike Götz moderierte, gut 1,5-stündige Veranstaltung wurde aus der Bremer ÖVB-Arena live ins Internet übertragen. Rund 500 Menschen sahen zu.

Wer Fragen hatte, konnte sie bereits im Vorfeld zum Beispiel per E-Mail stellen. Während der Veranstaltung hatten Interessierte zudem die Möglichkeit, sich telefonisch live zuschalten zu lassen. Dabei wurden auch Ängste in Bezug auf den Niedersächsischen Weg geäußert. Ein Landwirt aus Butjadingen (Landkreis Wesermarsch) beispielsweise wies auf die „sehr vielen Gräben“ hin, die sich auf seinem Ackerland befänden. Mit Blick auf die vom Niedersächsischen Weg geforderten breiteren Gewässerrandstreifen sei die Situation für seine Familie ungewiss. „Ich kann die Sorgen verstehen“, sagte Kai-Hendrik Howind, „aber für Gebiete mit solch einer hohen Gewässerdichte ist vereinbart, dass es Ausnahmeregelungen geben wird.“ Für Gewässer erster, zweiter und dritter Ordnung gelten außerdem unterschiedliche Vorgaben zum Mindestabstand. „Ich kenne die Strukturen in Butjadingen“, sagte Kammerpräsident Schwetje, „es sind Gewässer dritter Ordnung, es gilt also der geringere Abstand. Bei Ihrem Grünland und dem Ackeranteil gehe ich davon aus, dass bei Ihnen konkret nachgerechnet wird. Und dafür werden Sie einen Ausgleich bekommen.“

Zwar werde versucht, so Schwetje, einen pauschalen Ausgleich zu zahlen, über dessen Höhe aktuell noch beraten werde. Aber wenn jemand durch die neuen Maßnahmen Fläche verliere, sodass er beispielsweise weniger Rinder halten könne, dann könnte der pauschale Ausgleich vielleicht zu gering ausfallen – das könnten Landwirt*innen in solch einem Fall dann über betriebsindividuelle, eigene Berechnungen nachweisen. „Wir als Kammer werden natürlich auch den einzelnen Betrieben helfen“, versprach Schwetje.

Der Niedersächsische Weg sieht vor, dass der ökologische Landbau in Niedersachsen bis 2025 auf 10 Prozent, bis 2030 auf 15 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausgeweitet werden soll. Das Land unterstützt diesen Prozess mit einem umfangreichen Bündel an zusätzlichen Beratungs- und Förderangeboten. Der Kammerpräsident machte in der Fragestunde deutlich, dass es nicht nur an der Landwirtschaft liege, die ambitionierten Ziele beim Ökolandbau zu erreichen: Gefragt seien hier die Bürger*innen. „Wenn wir als Verbraucherinnen und Verbraucher unser Verhalten nicht ändern, wird es schwierig“, so Schwetje, „wir müssen mehr Öko-Ware aus Niedersachsen kaufen.“ Die LWK setze sich für die Wirtschaftlichkeit der betrieblichen Lösungen ein, und Betriebe, die nun im Zuge dieser Förderung auf den Markt kämen, sollten nicht die alteingesessenen Öko-Betriebe verdrängen, welche ihr Marktsegment einst ohne spezielle Förderung erobert hätten.

„Der Niedersächsische Weg richtet sich an alle Akteurinnen und Akteure, die zu mehr Artenschutz beitragen können“, sagte auch Naturschutzexpertin Nora Kretzschmar, als es unter anderem um Ausgleichsgebiete für Flächen ging, die bebaut werden. „Stichwort Neubaugebiete: Sind die Menschen denn bereit, etwas zu tun?“, wollte Moderatorin Heike Götz wissen. Kretzschmar: „Es gibt solche und solche. Jeder kann was tun, wir müssen die Sensibilität anschieben.“ Bäuerliche Gärten hätten den „pflegeleichten“ Gärten oder den Steingärten bei der Biodiversität etwas voraus. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen selbst möchte mit gutem Beispiel vorangehen: An mehreren Kammer-Standorten gibt es bereits Blühstreifen, am Gebäude in Oldenburg sind erst dieses Jahr gemeinsam mit dem NABU Kästen für Mauersegler aufgehängt worden. Weitere Artenschutzvorhaben sind in Vorbereitung.

In der Fragestunde ging es auch um das Wiesenvogelschutzprogramm. Es sei vorgesehen, Kooperationen zu gründen, sagte Gerd Lange. Niedersachsen habe aufgrund seiner Küstennähe typische Vogel-Arten, die in der Vielzahl in anderen Bundesländern nicht vorkommen. „Wir haben viele Vogelschutzgebiete. Auch außerhalb davon sollen jetzt Wiesenvögel geschützt werden – aber immer unter dem Aspekt der Freiwilligkeit. In dem Moment, wo die Landwirtinnen und Landwirte die Vögel auf ihren Flächen sehen, wollen sie gern mitmachen – aber sie möchten gefragt werden.“

Kammerpräsident Schwetje hofft, dass der Niedersächsische Weg, dessen Maßnahmenpaket im Dialog der Betroffenen entstanden ist und nun von allen mitgetragen wird, auch ein positiven Impuls nach Berlin ausstrahlt, wo über das weitreichende Aktionsprogramm Insektenschutz debattiert wird: „Wir setzen uns über den Verband der Landwirtschaftskammern dafür ein, dass die Ergebnisse, die wir im Konsens erzielt haben, nicht nur für Niedersachsen für gut befunden werden, sondern auch für die übrigen Bundesländer.“

Die Aufzeichnung der Fragestunde finden Sie als Video auf Youtube: bit.ly/lwk-livestream

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