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Geht Wirtschaft auch fair, ökologisch und sozial?

HILDESHEIM. Wie lässt sich Wirtschaft anders gestalten, fair, ökologisch, nachhaltig und dann auch noch sozial? Diese zentrale Frage stellten am Donnerstag Michaela Grön vom evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt, Suzan Özke vom AStA der Universität Hildesheim und Yannik Kolmer vom Netzwerk „öko, fair & mehr“ im KulturRatskeller vom Atelier Licht.n.Stein. Gemeinsam organisierten sie den Marktplatz „Anders Wirtschaften“ als Videokonferenz.

In dem Titel stecke schon die These steckt, dass die aktuelle Wirtschaftsform nicht zukunftsfähig sei, so Michaela Grön zur Eröffnung: „Denn sie führt zu zahlreichen sozialen und ökologischen Verwerfungen“. Aber welche Alternativen gibt es? Grön, Özke und Kolmer haben über zehn Expertinnen und Botschafter aus den Bereichen fairer Handel, solidarische Landwirtschaft, Sharing Economy, Postwachstumsökonomie und Gemeinwohlökonomie eingeladen. Im Verlauf des Abends stellen sie ihre Ideen für eine andere Wirtschaft vor. 

Als Einstieg spricht Prof. Dr. Tim Engartner, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt, zum Thema „Staat im Ausverkauf“. Anhand von Beispielen aus den Bereichen Bildung, Gesundheit und öffentlichem Nahverkehr, geht es um die Nachteile der Privatisierungen öffentlicher Infrastruktur. Dabei reichen die Szenarien von Rom bis Beirut, von der Antike bis in eine Zeit nach Corona, vom Verkehrsmarkt über den Arbeitsmarkt bis hin zum Heiratsmarkt, denn der „magersüchtige“ Staat, wie Engartner ihn nennt, sei längst ein systemisches und globales Problem. 

„Der Staat sollte dir eigentlich helfen, wenn du hinfällst. Aktuell müssen wir aber schauen, dass wir erst gar nicht hinfallen“, so Engartner in seinem Vortrag. Doch es gibt Hoffnung: Potsdam hat zum Beispiel seine Wasserversorgung wieder in staatliche Hand gegeben, nachdem sich die Preise seit der Privatisierung im Jahr 2000 mehr als verdoppelt hatten. Heute  bilden sich mehr und mehr Initiativen, die Alternativen zum privaten Wirtschaften suchen. 

Eine ganze Reihe solcher Initiativen stellte sich per Live-Schalte vor. Dabei kamen auch Akteurinnen und Akteure aus Hildesheim zu Wort. So etwa Sofia Eickelberg, die auf der „HazelsFarm“ in Harsum, einem Hof für solidarische Landwirtschaft, Gemüse unabhängig vom Marktpreis und gängigen Normierungen anbaut. 

Oder Rosa Grave, Annalena Palm und Katrin Bode: Mit der Initiative „Foodsharing“ setzen sie sich gegen Lebensmittelverschwendung ein, indem sie überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten und Betrieben wie Supermärkten abholen und das Essen in Kühlschränken, sogenannten „Fairteilern“, kostenfrei zur Verfügung stellen. Auch Tinka Dittrich vom Lastenradverleih „Hilde Lastenrad“ war mit dabei. Überregionale Impulse gaben Organisationen wie „Degrowth Leipzig“, das „Haus kirchlicher Dienste“ Osnabrück, die Economists for Future und der Verein „Fair in Braunschweig“.

So war der Marktplatz „Anders Wirtschaften“sowohl ein Vernetzungstreffen für die Initiativen selbst als auch Informationsquelle für externe Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie konnten im Speed-Dating-Format überregionale und regionale Alternativen zu herkömmlichen Transport-, Wirtschafts- und Einkaufsformen kennenlernen. 

Für Auflockerung zwischen den einzelnen Vorträgen und  ein bisschen Marktplatz-Atmosphäre sorgte Lars Stoermer aus Hannover, der mit Saxophon und Loop-Station zugleich sanfte und aufwühlende Improvisationen zu bekannten Stücken wie „Man in the mirror“ und „We shall overcome“ spielte.

Lina Wölfel
Fotos: Lina Wölfel

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