Zum Inhalt springen

Die Bewerberstädte des nationalen Auswahlverfahrens zur „Kulturhauptstadt Europas 2025″ in Deutschland stehen fest

DEUTSCHLAND/HILDESHEIM. Acht deutsche Städte bewerben sich um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025″. Um 24 Uhr in der Nacht ist die Frist zur Einreichung der Bewerbungsbücher abgelaufen. Im Rennen sind die Städte Chemnitz, Dresden, Gera, Hannover, Hildesheim, Magdeburg, Nürnberg und Zittau. Am Morgen haben sich die Bewerberstädte in Berlin präsentiert.

Eines zeigt die Hildesheimer Delegation mit (v. l.) Lene Wagner (Stadt Hildesheim, Leiterin Kulturbüro), Erste Kreisrätin Evelin Wißmann, Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer und Thomas Harling (Stadt Hildesheim, Leiter Projektbüro Kulturhauptstadt Hi2025), der auch die Hildesheimer Bewerbung präsentierte.

Dazu der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz und Hamburgs Senator für Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda: „Alle Bewerber um den Titel ‚Kulturhauptstadt Europas 2025‘ haben mit ihrer Bewerbung ein Statement für die europäische Kultur gesetzt. Das Bewusstsein für unsere gemeinsamen Wurzeln und die Kraft der Kultur geben uns wesentliche Antworten auf die Frage, wie wir in unseren Städten miteinander leben und unser Zusammenleben gemeinsam gestalten wollen. Ich wünsche den teilnehmenden Städten im Wettbewerb gutes Gelingen und die notwendige Kreativität, die auch über das Auswahlverfahren hinaus wichtige Impulse für die Entwicklung der Städte geben kann.“

Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, betont die nachhaltige Wirkung, die mit einer solchen Bewerbung einhergehen kann: „Die Geschichte des Kulturhauptstadt-Programmes ist reich an Beispielen für langfristige positive Veränderungen des Lebensgefühls und der Lebensbedingungen vor Ort. Eine Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas kann Impuls und Katalysator für neue Entwicklungen einer Stadt nicht nur im Bereich der Tourismuswirtschaft sein. Das gilt ausdrücklich auch für Städte, die am Ende im Bewerbungsverfahren unterlegen sind.“

Bis zum 30. September 2019 hatten deutsche Städte die Gelegenheit, ihre Bewerbungsunterlagen für den Wettbewerb „Kulturhauptstadt Europas 2025“ bei der Kulturstiftung der Länder einzureichen. Die Bewerbungen werden von einer europäischen Jury anhand der jetzt eingereichten, auf maximal 60 Seiten begrenzten Bewerbungsbücher (bid book 1) und einer Präsentation bei der Vorauswahlsitzung vom 10. bis 12. Dezember 2019 bewertet. Im Rahmen einer Pressekonferenz werden am 12. Dezember 2019 jene Städte bekanntgegeben, die es auf die Shortlist und damit in die zweite Runde geschafft haben. Im Herbst 2020 wird die Jury dann eine der Kandidatenstädte für die Ernennung zur deutschen „Kulturhauptstadt Europas 2025“ empfehlen.

Mit dem seit 1985 existierenden und kontinuierlich weiterentwickelten Programm will die Europäische Union das Zugehörigkeitsgefühl zu einem gemeinsamen Kulturraum fördern und nachhaltige kulturelle Entwicklungen in den jeweiligen Städten anregen. Das nationale Auswahlverfahren um die deutsche „Kulturhauptstadt Europas 2025“ ist offiziell am 24. September 2018 mit der Veröffentlichung der Ausschreibungsunterlagen, dem „call for submission of applications“ gestartet. Die Kulturstiftung der Länder, die von der Kultusministerkonferenz (KMK) mit der Durchführung des nationalen Auswahlverfahrens beauftragt ist, hat als Geschäftsstelle im Namen der Kultusministerkonferenz die Ausschreibung auf der Webseite WWW.2025KULTURHAUPTSTADT.DE veröffentlicht. Zeitgleich mit Slowenien ist Deutschland berechtigt, für das Jahr 2025 zum vierten Mal eine Europäische Kulturhauptstadt zu stellen.

Die potenziellen Bewerberstädte wurden in ihrer Vorbereitung auf den Wettbewerb durch Workshops der Kulturstiftung der Länder unterstützt.

Die Hildesheimer Vorstellung:

BEETS, ROSES AND THE MEANING OF LIFE – RE[‚RU:]TING HILDESHEIM
Hildesheims Bewerbung um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025

Gemeinsam mit dem Landkreis Hildesheim und 17 weiteren Kommunen bewirbt sich die Stadt Hildesheim um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025. Mit ihrem Bewerbungsbuch, das am 30.09.2019 bei der Kulturstiftung der Länder eingereicht wurde, beschreibt die Stadt den umfangreichen kulturellen und künstlerischen Prozess, der im Fall eines Titelgewinns Stadt und Region zu einem Vorzeigemodell kulturgeleiteter Regionalentwicklung für ganz Europa machen soll. Hildesheim ist mit dem UNESCO-Weltkulturerbe Mariendom und St. Michaelis eine historische Kulturstadt und mit vielen künstlerischen Studiengängen sowie einer innovativen freien Szene ein Zentrum für junge Gegenwartskultur. Dennoch kommt diese Bewerbung aus der Provinz, aus einer Stadt mit knapp über 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Und genau deswegen sollte Hildesheim Kulturhauptstadt Europas werden. Denn nicht nur in den Metropolen, sondern ebenso den kleinen und mittelgroßen Städten, in denen ein Großteil der europäischen Bevölkerung lebt, und in den ländlichen Räumen müssen Lösungen für die großen Fragen der Zukunft gefunden werden.

Mit dem Titel Beets, Roses and the Meaning of Life entwickelt Hildesheim ein positivprogressives Gegenmodell des Provinziellen. Die Zuckerrübe und die 1000-jährige Hildesheimer Rose charakterisieren die Region: bodenständig, oftmals allzu rückwärtsgewandt, aber auch sinnlich und voller kultureller Schätze. Hier, zwischen Rüben und Rosen im niedersächsischen Hinterland, wird Hildesheim sich im Jahr 2025 großen Fragen der Gegenwart und der Zukunft stellen. Denn die Erosion des gesellschaftlichen und europäischen Zusammenhalts, die Klimakrise, aber auch bevorstehende Veränderungen durch künstliche Intelligenz sind derartig existenzielle Herausforderungen, dass „weiter wie bisher“ keine Option mehr darstellt – weder für Europa noch für eine Stadt und Region in Niedersachsen. Und sie bedürfen nicht nur technischer oder finanzieller Lösungen, sondern eines europaweiten kulturellen Verständigungsprozesses über Lebens- und Gesellschaftsentwürfe, Haltungs- und auch Glaubensfragen. The Meaning of Life ist Ausgangspunkt für einen Dialog in Zeiten, in denen gesellschaftliche Verständigung und die Verständigung innerhalb Europas zunehmend schwierig ist. Mit diesem Motto nimmt Hildesheim grundsätzliche, aber nichtsdestotrotz politische Themen in den Blick: die Vergegenwärtigung geteilter europäischer Werte und gemeinsamer Verantwortung angesichts drängender Herausforderungen, aber auch das individuelle Recht auf Glück, Wohlergehen sowie Sinn und Erfüllung im Leben.

Die Programmatik der Bewerbung lautet Re[`ru:]ting Hildesheim, also ein Umsteuern, eine Suche nach neuen Wegen und Zielen, die in Hildesheim beispielhaft für ganz Europa stattfinden soll. Die Lautschrift deutet an, dass in diesem Begriff neben der „route“ auch das Wort „root“ für „Wurzel“ gemeint ist: Ausgangspunkt sind die geteilten, aber auch vielfältigen kulturellen Wurzeln der Region und Europas einschließlich der historischen Brüche und Verwerfungen.

Hierzu hat das Bewerbungsteam gemeinsam mit Kulturschaffenden aus Hildesheim, Europa und dem außereuropäischen Ausland ein beispielhaftes Kulturprogramm entwickelt. Zahlreiche Projekte sind geplant, die die Region zu einem Labor für kulturelle Zukunftsfragen machen. Sie sollen zumeist im öffentlichen Raum stattfinden und gemeinsam mit der Bevölkerung, lokalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern und den regionalen Kultur- und Bildungsinstitutionen umgesetzt werden.

Ausgangspunkt für die Kulturprojekte sind die lokalen Ausprägungen der großen Fragestellungen: So werden ein landkreisweites Landschaftstheaterprojekt und eine große „Beet and Sugar Con“ die widersprüchliche Rolle des Zuckers und der Zuckerindustrie in den Bereichen Ernährung, Landwirtschaft, Biodiversität und Handel beleuchten. Eine große Ausstellung zeitgenössischer Kunst im Dommuseum thematisiert das Zusammenspiel von Missbrauch und Machtstrukturen. Zentrale Plätze in der Stadt Hildesheim und in der Region werden durch künstlerische und gestalterische Interventionen zu Orten der Begegnung und gemeinschaftlicher Erlebnisse. Das Bewerbungsbuch mit allen Projektideen wird nach Bekanntgabe der Shortlist und unabhängig vom Weiterkommen im Prozess veröffentlicht.

Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer ist sich sicher: „Sollte Hildesheim Kulturhauptstadt Europas 2025 werden, so würde dies einen enormen Entwicklungsschub für die gesamte Region bedeuten. Durch die Kulturhauptstadt-Bewerbung erhält Hildesheim die Chance, sich als Ort junger Kultur und Kunstproduktion auf der Europäischen Landkarte langfristig zu positionieren – mit all den positiven Effekten für Wirtschaft, Tourismus und den regionalen Zusammenhalt. In den Bewerbungsprozess sind deswegen nicht nur Kunst- und Kulturschaffende, sondern ebenso Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kirche und Sport eingebunden.“

Bereits die Idee zur Bewerbung kam aus der Mitte der Stadtgesellschaft: Das 1.200jährige Stadtjubiläum im Jahr 2015 und die damit verbundene Aufbruchsstimmung gab den entscheidenden Impuls, sich an dem Wettbewerb um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 zu beteiligen. Ein Freundeskreis wurde gegründet, der innerhalb kürzester Zeit auch die Politik von der Idee überzeugte. Der Landkreis und die Landkreiskommunen wurden einbezogen, 2017 wurde ein Projektbüro eingerichtet und heute ist Hildesheim eine von acht deutschen Städten, die um den begehrten Titel ins Rennen gehen.

Bis heute wurden im Rahmen des Bewerbungsprozesses zahlreiche Menschen beteiligt, Ideen entwickelt und unterschiedlichste Projekte umgesetzt. Innerhalb von 20 Stunden und 25 Minuten liefen, fuhren und ritten kleine und große Hildesheimer/innen bei der „Tour de Landkreis“ einmal quer durch die Region, Vertreter/innen der Religionsgemeinschaften diskutierten darüber, was ihnen „heilig“ ist, Menschen aus Stadt und Landkreis erzählten ihre ganz persönlichen Europageschichten vor Publikum, Expert/innen der Kultur- und Kreativwirtschaft debattierten über ihre Definition von Erfolg und eine Gruppe Jugendlicher organisierte ein Kulturfestival ganz nach ihren Vorstellungen und Wünschen. Ende August versammelten sich schließlich alle Räte aus Stadt und Landkreis, um sich an historischer Stätte unter freiem Himmel einstimmig für die Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2025 auszusprechen.

In Stadt und Landkreis Hildesheim wird seit Beginn des Bewerbungsprozesses über Beets, Roses and the Meaning of Life diskutiert. Bereits jetzt zeichnen sich die positiven Auswirkungen dieser Kommunikation in der Beziehung zwischen Stadt und Land deutlich ab. Kultur rückt in den Fokus aller gesellschaftlichen Lebensbereiche. Das wird bis 2025 in ganz Europa zu spüren sein!

PR

Hinweis zu der Meldung
Diese Seite zeigt gesponsorten Marketing-Inhalt, Quell- und Informationslinks sowie extern eingespielte Banner und Flash-Anzeigen.