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Voller Einsatz für Betriebe auch in schwierigen Zeiten

NIEDERSACHSEN. Im Kampf gegen eine schnelle Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 (Coronavirus) läuft in Niedersachsen derzeit vieles ganz anders als gewöhnlich. Trotz der Einschränkungen läuft die Arbeit der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen unter strikter Beachtung der behördlichen Regelungen durchgehend und verlässlich weiter. „Auch wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kundinnen und Kunden derzeit in der Regel nicht persönlich gegenübertreten können: Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat ihre Arbeitsweise an die aktuelle Verhältnisse angepasst und ist voll einsatzfähig”, sagte Kammerpräsident Gerhard Schwetje am Donnerstag (9. April) in Oldenburg.

„Unsere Beraterinnen und Berater für Betriebe aus Landwirtschaft, Gartenbau, Forstwirtschaft und Fischerei setzen momentan alles daran, die Unternehmen dabei zu unterstützen, möglichst gut durch diese schwierige Phase voller finanzieller, personeller und logistischer Einschränkungen zu kommen”, betonte der Kammerpräsident. Als Beispiele nannte Schwetje die Optimierung der Plattform www.agrarjobboerse.de zur Suche nach dringend benötigten Saisonarbeitern für den Gemüsebau sowie die betriebswirtschaftliche Beratung zur laufenden Antragsphase für die Agrarförderung und zur Nutzung staatlicher Hilfspakete.

„Auf www.agrarjobboerse.de haben sich innerhalb weniger Tage bereits 2.500 Menschen gemeldet, die auf dem Acker, im Gewächshaus und auf den Höfen helfen möchten – das ist ein starkes Signal der Unterstützung für die Landwirtschaft und den Gartenbau in Niedersachsen”, hob Schwetje hervor.

Um Kundschaft wie Belegschaft gleichermaßen zu schützen, sind die Dienststellen der LWK seit Mitte März für den Publikumsverkehr geschlossen. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelten weitreichende Dienstreisebeschränkungen. Aus demselben Grund finden bis vorerst 15. Mai keine externen Veranstaltungen wie Seminare oder Tagungen statt. Mehrere hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten von zu Hause aus.

„Per Telefon und Mail bleibt die LWK uneingeschränkt erreichbar, das gilt zum Beispiel auch für die Bewilligungsstellen, die Agrarförderanträge bearbeiten, sowie für die Düngebehörde”, berichtete Kammerdirektor Hans-Joachim Harms. Vorstellungsgespräche fänden mit Hilfe von Videokonferenz-Software statt.

„Zur Unterstützung der Spargelanbauer, die mangels Saisonarbeiter aus dem Ausland auf meist ungelernte Kräfte aus dem Inland zurückgreifen müssen, haben unsere Gemüsebauberater ein Schulungsvideo für das fachgerechte Spargelstechen produziert”, nannte Harms ein weiteres Beispiel dafür, wie die LWK den besonderen Umständen möglichst effektiv Rechnung trägt.

Zur zusätzlichen Information der Praktiker steht auf der Website der LWK unter dem Titel „Corona: Was Sie jetzt für Ihre Arbeit wissen müssen” ein Übersichtsartikel, der täglich aktualisiert wird und zahlreiche Hinweise und Links zu Ratgeber-Texten enthält.

Wie die einzelnen Bereiche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Situation ihrer Kundschaft während der Corona-Pandemie einschätzen und wie sie auf deren Bedürfnisse reagieren, erfahren Sie hier:

Landwirtschaft

Die Einschränkungen der Corona-Pandemie treffen den Geschäftsbereich Landwirtschaft mit seinen zentralen Standorten in Oldenburg und Hannover sowie mit den Bezirksstellen und Versuchs- und Bildungseinrichtungen im ganzen Land in einer wichtigen Phase des Jahres: „Die Natur und die Vegetation geben den Takt vor, und auch die rechtlichen Antrags- und Meldeverfahren laufen auf Hochtouren”, berichtete Geschäftsbereichsleiter Stefan Ortmann. Hier seien die Landwirte und die Kammer gemeinsam gefordert.

Trotz der Einschränkungen durch Corona-Schutzmaßnahmen finde die Betreuung der Tiere in den Stallungen und auf der Weide ebenso statt wie die Feldbestellungen in allen Landesteilen bei der aktuellen Wetterlage – das gelte auch für die Parzellen des Pflanzenbau-Versuchswesens der LWK. Im Feldgemüseanbau liefen die ersten Ernten an.

Größere Auswirkungen der Pandemie zeigen sich nach Ortmanns Worten bei den Gemüsebau- und Sonderkulturbetrieben, die bei den aktuellen Einreisebeschränkungen beispielsweise für die beginnende Spargelsaison dringend nach Saisonarbeitskräften suchen. Rund 30.000 Helferinnen und Helfer werden nach Ermittlung der LWK bis in den Sommer im Obst- und Gemüsebereich gebraucht.

Auch tierhaltende Betriebe haben Bedarf bei der Ausstallung und bei Reinigungsarbeiten angemeldet, so dass der Geschäftsbereich für diese Nachfrage die Online-Plattform www.agrarjobboerse.de als Austauschplattform für Arbeitssuchende und anbietende Betriebe geöffnet hat.

Für das Einkommen der Familien auf den Höfen führte Ortmann in dieser Phase die Zahlungen aus der EU-Agrarförderung als einen wichtigen stabilisierenden Bestandteil an. Bei der Erstellung der Förderanträge unterstützten die Wirtschaftsberaterinnen und -berater in den Bezirksstellen die Landwirte nun telefonisch oder auch per Videokonferenz.

„Die Telefonberatung zum Programm Agrarförderung Niedersachsen Digital (ANDI) läuft gut”, bekräftigte Dr. Albert Hortmann-Scholten, bei der LWK Leiter des Fachbereichs Betriebswirtschaft, Markt, Unternehmensberatung, Familie und Betrieb, Sozioökonomische Beratung. „Bei Unklarheiten werden Screenshots gemacht und mit dem Antragsteller geklärt.”

Die sozioökonomischen Beraterinnen und Berater erreichten etliche Anrufe von Betriebsleitern, die in finanziellen Schwierigkeiten steckten, berichtete Hortmann-Scholten. „In solchen Fällen leisten wir telefonisch ,erste Hilfe’, so gut es im jeweiligen Fall geht.”

Gartenbau

In den Versuchsbetrieben mit ihren Gewächshäusern herrscht zurzeit Hochbetrieb. „Jetzt werden viele Pflanzen für die Versuche der nächsten Monate produziert”, sagte Geschäftsbereichsleiter Prof. Dr. Bernhard Beßler. Die Gärtnerinnen und Gärtner teilten sich die Arbeit so ein, dass möglichst immer nur eine Person pro Gewächshaus arbeite. So können zwar nicht alle, aber die meisten Arbeiten erledigt werden.

In der Beratung lag zuletzt der Fokus auf Betrieben des Zierpflanzenbaus, die wegen der zeitweiligen Schließung der Gärtnereien und Gartencenter größte Probleme hatten, ihre über den Winter mühevoll herangezogene Ware abzusetzen.

„Im Gemüsebau stehen in der Anbauberatung derzeit die Düngebedarfsermittlung und der Nährstoffvergleich und deren Übermittlung mittels Datenbank ENNI an die Düngebehörde im Vordergrund”, so Beßler. Die Beratung der Betriebe laufe derzeit telefonisch oder per Mail.

Um die Betriebe des gärtnerischen Einzelhandels für die Zeit nach der Pandemie mit Beratungsangeboten unterstützen zu können, arbeiten die LWK-Fachleute nach Beßlers Worten derzeit an betrieblichen Qualitätsoptimierungsprozessen und an Projektideen, die den künftigen Absatz ankurbeln sollen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sachgebiets Produktqualität im Gartenbau stehen angesichts der wechselhaften Marktsituation im Frischmarktsegment den betroffenen Betrieben in kritischen Momenten zur Seite: So dokumentieren sie bei Bedarf die Entsorgung von Ware, die aufgrund von Marktverschiebungen keine Käufer findet.

Die Arbeit des Obstbauzentrums Esteburg in Jork (Kreis Stade) hat sich seit nunmehr drei Wochen stark verändert und an die Gegebenheiten der Pandemie angepasst. „Die Bewirtschaftung der Versuchsbetriebe für Baumobst in Jork und für Beerenobst in Langförden ist dank der Flexibilität und Kooperationsbereitschaft aller Kolleginnen und Kollegen sichergestellt”, berichtete Beßler.

Die Kommunikation mit den Obstbaubetrieben hat die Esteburg umgestellt: weg von persönlichen Kontakten über Gruppen- und Einzelberatungen hin zur Kommunikation via Videosoftware und noch mehr Telefonie. Das Herzstück blieben weiterhin die Pflanzenschutzempfehlungen der Pflanzenschutzabteilung aus Jork und des Beerenobstteams aus Langförden, die die Obstbauern per Mail, über die Website www.esteburg.de und via Fax und Telefonansage erreichen.

Eine wichtige Empfehlung kam auf diesen Wegen rechtzeitig an: die Empfehlung zur Frostschutzberegnung in den Frostnächsten der zurückliegenden Wochen. Zehn Mal schalteten die Obstbaubetriebe in Niedersachsen und Hamburg die Beregnungsanlagen an und schützten die Knospen ihrer Pflanzen rechtzeitig mit dem rettenden Eispanzer.

Forst

„Unsere Bezirksförster versuchen im Zuge der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen ihre Aufgaben möglichst effektiv zu lösen”, berichtete Martin Hillmann, Leiter des LWK-Fachbereichs Forsteinrichtung, Bewertung, Waldinventur Raumordnung, Naturschutz. „Nach wie vor haben wir es mit den durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer verursachten Großschäden in den niedersächsischen Privatwäldern zu tun.”

Die Waldbesitzer würden derzeit zu einem großen Teil telefonisch beraten. Unbedingt notwendige Treffen vor Ort würden nur mit den entsprechenden Sicherheitsvorgaben abgehalten. Nach wie vor seien die Bezirksförster damit beschäftigt, den Stehendbefall der Waldbestände durch den Borkenkäfer des zurückliegenden Jahres aufarbeiten zu lassen. „Das nun einsetzende trockene und sonnige Frühjahr lässt einen frühen Schwärmflug der Borkenkäfer mit weiteren verheerenden Schäden erwarten”, sagte Hillmann. Es bedürfe bei dem schwachen Holzmarkt großer Überzeugungsarbeit bei vielen Waldbesitzern, die befallenen Stämme sofort aufarbeiten und abtransportieren zu lassen.

Eine unlängst veröffentlichte Förderrichtlinie, die sogenannte Extremwetterrichtlinie, unterstützt die Waldbesitzer finanziell. Hillmann: „Unsere Bezirksförster helfen ihnen auch in der Corona-Phase mit aller Kraft dabei, Anträge zu stellen und die erforderlichen Maßnahmen umzusetzen.”

Förderung

„Der Geschäftsbereich Förderung mit seinen zentralen und dezentralen Bewilligungsstellen arbeitet auch in diesen besonderen Zeiten in vollem Umfang weiter”, so Gernot Conrad, Leiter des Fachbereichs Agrarförderung. „Um den Dienstbetrieb fortzuführen, wird – wie in anderen Geschäftsbereichen unseres Hauses – ein Teil der Aufgaben im Homeoffice wechselseitig mit einer Tandem-Lösung erledigt.” Der Kontakt zu den Bewilligungsstellen sei für die Antragstellerinnen und Antragssteller weiterhin auf schriftlichem Wege oder per Telefon gewährleistet.

Aufgrund entsprechender Vorgaben der EU-Zahlstelle und des Landwirtschaftsministeriums sind Conrad zufolge bis auf Weiteres alle Kontrollen mit Kontakt zum Betriebsinhaber ausgesetzt worden, um der rasanten Verbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. „Prüfungen ohne direkten Personenkontakt gibt es jedoch weiterhin, zum Beispiel Kontrollen von Einzelflächen und bei Agrarumweltmaßnahmen.”

Fischerei

„Die kleine Hochsee- und Küstenfischerei hat bisher keine Fangbeschränkung”, berichtete Stefan Ortmann, Leiter des LWK-Geschäftsbereichs Landwirtschaft, zu dem der Fachbereich Fischerei gehört. „Der Wegfall des Absatzes an die Gastronomie, gekoppelt mit weiteren Anlandungen, führte jedoch zu einem Absatzrückgang und Preisverfall.” Besonders betroffen seien Jungfischer, die sich in diesem oder im vergangenen Jahr selbstständig gemacht hätten.

Die Binnenfischerei klagt ebenso über Einkommensverluste im Absatz an die Gastronomie. Je nach Standort habe der Wegfall des Tourismus zu erheblichen Absatzverlusten in der Direktvermarktung geführt, während dagegen Betriebe mit Verkaufsmöglichkeiten auf Wochenmärkten von einer Umsatzsteigerung berichteten, so Ortmann. In der Beratung von Aquakultur-Betrieben spiele derzeit eine Rolle, inwieweit das Personal die Futterrationen anpassen sollte, damit in den Becken keine Überkapazitäten entstehen.

Insgesamt haben die Kammerfachleute im Bereich Fischerei bei der Beratung zunehmend die Fragen von Kundinnen und Kunden zu prüfen, ob Fischerei- und Aquakulturbetriebe sowie Erzeugerorganisationen unter Umständen von der Soforthilfe des Bundes und des Landes oder von EU-Maßnahmen profitieren können.

PR
Fotos: Ehrecke/Landwirtschaftskammer Niedersachsen

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